Nachhaltigkeit

Holzmangel? Sägewerke sind das Nadelöhr

Vom Branchendienst bis zum „ZDF heute-journal“: Berichte über ein angebliches oder tatsächliches Knappwerden von Holz in Deutschland, begegnen einem derzeit zahlreich. Aber stimmt es, dass es nicht mehr genug Vorräte im heimischen Wald gibt und er zusehends schrumpft? Oder ist das Problem, wie so oft, komplexer?

Markus Mann auf dem Rundholzplatz seines Sägewerks. Dort sieht der Vorrat noch recht üppig aus.

Die Bauwirtschaft schlägt Alarm, der Dachdeckerverband hat sich an den Bundeswirtschaftsminister gewandt: Holz als Baustoff sei knapp, demnächst nicht mehr zu bekommen, erste Baustellen müssten bereits stillgelegt werden. Tatsächlich sieht jeder, der in Deutschland unterwegs ist, wie (Nadel-) Wälder am Horizont verschwinden und Brachflächen zurückbleiben. Schmilzt der heimische Holzvorrat so stark, wie es scheint und einige Medien warnen? Darüber sprach Uwe Schmalenbach mit Markus Mann, dessen Unternehmen in Langenbach ein stofflich-energetisch optimiertes Sägewerk betreibt und außerdem Holz als Rohstoff für die bekannten „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) benötigt. Lesen Sie hier das komplette Interview.

Ist Holz aus Deutschland bereits so knapp, dass wir uns Sorgen machen müssen?

Wie immer kann man das nicht pauschal sagen. Natürlich gibt es einige, die gemerkt haben, dass man nicht alles in „Amazon-Manier“ von heute auf morgen per Fingerschnippen am nächsten Tag bekommen kann; so auch beim Holz – und darum größere Vorräte anlegen. Das führt zu Verknappungen, hat allerdings noch nichts mit Mangel zu tun. Aber in der Tat: Die ganze Welt ist derzeit am Heimwerken, am Basteln, baut den Dachboden aus und Ähnliches. Die Entwicklung, es sich daheim besonders schön zu machen, ist durch „Corona“ offenbar ein noch stärkerer Trend geworden, und für den benötigt man viel Holz.

„Corona“ ist also auch hier schuld?

Wir hatten in Deutschland in den zurückliegenden zwei Jahren außerdem viel mit sogenannten „Kalamitätsflächen“ in unseren Wäldern zu tun.

Was ist das?

Dahinter steckt das Thema mit der Trockenheit und dem Fichtensterben, dem „Generalangriff“, den der Borkenkäfer auf die deutschen Mittelgebirge gestartet hat. Diese Entwicklung passiert vor allem in der Mitte Deutschlands – am schlimmsten ist es im Westerwald, Sauerland, dem Harz. Nun gibt es eine behördliche Regelung: Wird in Teilen Deutschlands Wald vernichtet, ebenso wie bei Stürmen, dann darf in anderen Teilen des Landes weniger eingeschlagen werden.

Welche Folgen hat das?

Es fällt weniger Frischholz an, das auf dem Markt zu haben ist. Außerdem sinkt durch Trockenheit und Käferbefall die Qualität des eingeschlagenen Holzes: da sind viele „kernrissige“ Stämme dabei. Dieses Holz hat eine bedeutend schlechtere Ausbeute, wenn ich nachher Schnittholz daraus machen möchte.

Das erklärt aber noch nicht, warum einige klagen, es gebe bald kein Holz in Deutschland mehr, weil China alles wegkaufe…

Jeder Jogger oder Spaziergänger bekommt es derzeit mit: im deutschen Wald wird mächtig "Holz gemacht". Oft sind die Flächen geschädigt. Foto: Schmalenbach

Im Jahr braucht die deutsche holzverarbeitende Industrie rund 50 bis 55 Millionen Festmeter. In „normalen Jahren“ wird halt einfach gefällt, geschnitten, das Holz dem Handwerk, den regionalen Verbrauchern, der Industrie zur Verfügung gestellt. Nun sind 2020 jedoch 80,4 Millionen Festmeter Holz angefallen, da es so viel Schadholz gegeben hat. Die Sägewerke können jedoch maximal nur 60 bis 65 Millionen im Jahr verarbeiten. So musste ein Teil – damit der Rohstoff nicht hier ungenutzt verrottet – tatsächlich in den Export gebracht werden.

Also sollte man zwischen Roh- und Schnittholz unterscheiden, und Mangel gibt es nur beim Schnittholz?

Genau. China hat eine Menge Rohholz aufgenommen, das stimmt. Dadurch, dass wir unheimlich viel aus Asien importieren, müssen etliche leere Container dorthin zurück. Das macht den Transport unfassbar günstig: Rundholz aus Duisburg, Hamburg oder Rotterdam nach China zu befördern, ist nicht teurer als der Transport des Rundholzes von Frankfurt nach Freiburg! Unser Problem ist aber, dass der Schnittholzmarkt tatsächlich an sein Limit geraten ist, was die Kapazitäten der Verarbeitung in der Sägeindustrie angeht.

Das Nadelöhr sind somit die Sägewerke und es ist nicht die Lage im deutschen Wald. Wie geht das weiter?

Wenn die Einschlagmenge und die Kapazität der deutschen Sägewerke wieder zusammenpassen, wird das Thema kein so großes mehr sein. Wir haben zum Glück in Zentraleuropa das Prinzip der nachhaltigen Holzwirtschaft, das sicherstellt, dass der Wald nicht ausstirbt. Das wirkt: Laut Bundeswaldinventur steigt die Menge der sogenannten „Vorratsfestmeter“ konstant sogar jährlich um 0,1 Prozent. Im Schnitt wird der deutsche Wald also „dicker“.

Müssen wir nicht fürchten, dass an anderen Orten der Welt, wo diese ökologischen Standards nicht gelten, dafür mehr und umweltschädlicher geerntet wird, wenn unsere Regelungen verhindern, dass bei uns alles gefällt wird, was der Markt fordert?

Das ist ein Problem! Der Verbraucher muss gucken, wo das Holz herkommt, das er verwendet! Wenn Holz genutzt und der Wald im selben Rahmen wieder aufgeforstet wird, ist das nachhaltig. Aber wenn Urwälder gerodet werden und auf diesen Flächen anschließend Soja fürs Schweinefutter in norddeutschen Zucht- betrieben angebaut wird, also Waldflächen für immer verschwinden – das ist alles andere als nachhaltig! Wenn ich regional kaufe, kann ich im Idealfall gucken, wie etwas hergestellt wird und woher der Rohstoff stammt.

Unsere ökologisch sicher sinnvollen Wiederaufforstungen verändern allerdings den Artenmix im heimischen Wald: 60 Prozent der Flächen, auf denen vormals Fichten standen, werden zu Laubwäldern. Wird das die Probleme am Bau verschärfen?

Der Wald erfüllt eine Vielzahl an Funktionen…

Der Mix an Baumarten, der gerade entsteht, wird vor allem eine Herausforderung für die Verarbeitung sein. Wenn sich ständig die Holzarten ändern, benötige ich vielfach einen anderen Werkzeugsatz in der Maschine, das senkt die Effizienz im Sägewerk. Das ist das eine. Andererseits ist ein Dachstuhl aus Eiche ganz schön schwer. (schmunzelt) Nadelholz ist halt leichter. Und man muss das Material ja auch verarbeiten: Schlagen Sie mal einen Nagel in Fichte oder in ein Stück Eiche im Dachstuhl! Hinzu kommt: Wenn auf einem Hektar Wald statt zehn Festmeter Nadelholz nur drei bis vier Festmeter Buche wachsen, entsteht irgendwann ein Mangel. Fichte, Kiefer, Douglasie, Küstentanne, Lärche sind da effizienter. Es wird also eine Herausforderung bleiben, wie acht Milliarden Menschen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz versorgt werden können.

Damit sind wir beim Stichwort „Versorgungssicherheit“: Sitzt der Kunde der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) bald im Kalten, weil kein Material für seinen Brennstoff mehr da ist?

Es ist eher andersherum: Dadurch, dass viel aufgeforstet wird mit verschiedenen Holzarten, werden Wälder entstehen, die in den nächsten 20, 30 Jahren immer wieder durchforstet werden müssen. Die „krummen Dinger“ wird man dabei herausnehmen, weil man für die stoffliche Nutzung – Bauholz, Möbel, Verpackung – gerade Stämme benötigt, damit sie sich ordentlich sägen lassen. Also werden die „krummen Dinger“ typisches Energieholz sein. Pellets kann ich definitiv aus fast allen Holzarten machen; lediglich die Pappel bereitet durch die Schlackebildung bei der Verbrennung Probleme. Ansonsten können wir aus allen Holzarten Pellets herstellen. Dazu muss nur das Werkzeug – das Loch in der Matrize, durch die die Späne gepresst werden – zur Holzart passen.

Der Pelletnutzer muss sich demnach keine Sorgen um den Rohstoff machen, der Sägewerksbesitzer schon? Und wie ist es mit Preissteigerungen bei den Pellets, die aus Holz gefertigt werden? Eigentlich gilt doch, dass jede Nachfragesteigerung den Preis erhöht. Und Holz wird weiter stark nachgefragt werden, ebenso wächst der Energiehunger.

Natürlich hängen die Energiearten am Ende zusammen. Aber in den letzten 20 Jahren haben wir bei den Pellets nie das Auf und Ab wie etwa bei Öl erlebt: Da waren wahnsinnige Preissprünge zu beobachten. Mal kostete der Liter 40 Cent, plötzlich 1,10 Euro, zur Zeit kostet er um 70 Cent. Dieses Hin und Her kennen wir bei Pellets gar nicht! Seit zwei Jahrzehnten haben wir lediglich eine ganz allmählich steigende Tendenz gehabt, aber immer noch geringer als die Inflationsrate. 210, 220 Euro je Tonne kosten WWP jetzt – das ist fast der identische Preis, zu dem wir 2003/2004 WWP an private Endkunden geliefert haben!

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Große Hilfe bei kleiner Menge

Plötzlich ging bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) eine Bestellung ein, wie sie nicht jeden Tag an deren Firmensitz in Langenbach bei Kirburg ankommt. Es drehte sich dabei nicht etwa um eine Tonne des CO2-armen Brennstoffs in handliche 15-Kilo-Säcke verpackt oder um drei Tonnen, die per Silowagen geliefert werden und einen über den Westerwälder Winter geleerten Bunker wieder auffüllen sollten. Nein, gefragt wurde nach nur ein Kilogramm Pellets enthaltenden Tüten. Davon jedoch sollten es 12.000 Stück sein!

Yesim Dasbasi füllt “Westerwälder Holzpellets” durch einen Trichter in den Beutel. Foto: Schmalenbach

Yesim Dasbasi „schöpft“ mit einem aus einem PVC-Rohr angefertigten Messbecher lose Holzpellets aus einer Kiste und schüttet sie in einen Trichter. An dessen Ende hat sie zuvor einen leeren Papierbeutel eingespannt, in den das Brennmaterial sodann rieselt. Dasbasi nimmt den Beutel ab, legt oben auf die Pellets darin noch zwei Anzünder aus Holzspänen und verschließt das Ganze – fertig ist einer der bestellten 12.000 Beutel.

Yesim Dasbasi ist eine der zur Zeit 137 Beschäftigten der „Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn“ an deren Standort in Rotenhain (siehe Seite 2). Durch den Auftrag der WWP hat die junge Frau dort eine sinnvolle Arbeit, erhält dafür selbstverständlich eine Entlohnung, und für die „Westerwälder Holzpellets“ ist ihre Zuarbeit eine wichtige Unterstützung. Denn im Pelletwerk in Langenbach wäre es schwierig, eine so besondere Verpackungsform ohne Weiteres in die Abläufe zu integrieren, die eher dafür ausgelegt sind, dass LKW aus großen Silos befüllt werden, aber nicht für derartig kleinteilige Aufgaben.

Anders in Rotenhain: Dort ist alles darauf ausgerichtet, ebenso ungewöhnliche Chargen und Produkte fertigzustellen. Im Fall des Auftrags, dessen sich Yesim Dasbasi gerade annimmt, wurden dazu in der Werkstatt kurzerhand der passende Messbecher und eine kippbare Vorrichtung mit dem Trichter individuell gebaut, die der jungen Frau ein ergonomisches Arbeiten ermöglicht.

Die besondere Bestellung, die bei den WWP einging und nun von Dasbasi „eingetütet“ wird, ist für den Vertreiber der amerikanischen Marke „BioLite“, die vor allem für ihre innovativen Camping-Öfen bekannt ist. Das New Yorker Unternehmen entwickelt Energie erzeugende Produkte – so auch den „BioLite Camp Stove“, der etwa mit „Westerwälder Holzpellets“ befeuert werden kann (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete). Der „Camp Stove“ ist im Prinzip ein thermo-dynamischer Generator, der Strom als „Abfallprodukt“ liefert: So kann man während des Kochvorgangs über einen USB-Anschluss elektrische Geräte betreiben. Die Leistung – sie liegt bei etwa acht, neun Watt – reicht aus, um zum Beispiel ein „iPad“ zu laden. Der eingebaute Ventilator des Geräts sorgt zudem für eine saubere und effiziente Verbrennung der „Westerwälder Holzpellets“. Und eben diese benötigt der „BioLite“-Versender für die Käufer seiner Öfen, weshalb Yesim Dasbasi fleißig den Brennstoff in der benötigten Menge verpackt.

„Mit der Caritas in Rotenhain arbeiten wir schon ‚ewig‘ zusammen“, blickt Markus Mann zurück. Vor fast 20 Jahren, so der Chef der WWP, habe man in deren Werkstätten erstmals kleine Tüten mit je 200 Gramm Holzpellets füllen lassen: so enthielten die Säckchen genau die Menge, die eine Kilowattstunde Energie liefert. Bei Messeauftritten oder den „Tagen der offenen Tür“ in Langenbach sind die von Beschäftigten der Werkstätten fertiggestellten Artikel seither beliebte „Giveaways“ und außerdem die Grundlage für eine lange Zusammenarbeit zwischen MANN und Caritas.

Uwe Schmalenbach

Tausenden Anlagen droht der Stillstand

Im Jahr 2000 trat erstmals das „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ (EEG) in Kraft, das regenerative Energietechnologien wie Photovoltaik und Windkraft vorantreiben sollte. Erreicht wurde dies durch spezielle Förderungen, die auf 20 Jahre begrenzt waren. Nun verlieren zum Jahresanfang 2021 zahlreiche Besitzer von Anlagen zur Grünstromerzeugung ihre Vergütung, davon betroffen sind auch mehrere Tausend Windenergieanlagen.

Viele Windkraft-Betreiber haben vergeblich gehofft, dass mit der jüngsten Neuauflage des EEG effektive Anschlusslösungen für Altanlagen präsentiert würden. Doch auch in der im Herbst verabschiedeten Novelle des bereits mehrfach neuaufgelegten Gesetzes bleiben Regelungen für Bestandsanlagen offen.

Durch den Wegfall der Vergütung gibt es nun drei Szenarien: Entweder werden die „grünen Stromerzeuger“ komplett stillgelegt, weiterbetrieben oder einem „Repowering“ unterzogen. Davon spricht man, wenn Altanlagen auf bestehenden Flächen durch neue, leistungsstärkere Turbinen ersetzt werden. Das ist aber technisch und baurechtlich längst nicht überall möglich.

Der „Bundesverband WindEnergie“ (BWE) weist darauf hin, dass es notwendig sei, dass effiziente und leistungsstarke Anlagen errichtet werden und für Bestandsanlagen Sofortmaßnahmen erfolgen. Auch die „Fachagentur Windenergie an Land“ (FA Land) warnt in einer Studie vor der drohenden Stilllegung zahlreicher Anlagen im kommenden Jahrzehnt.

Energiehunger: Unser Energiehunger hat immer größere Ausmaße - auch im häuslichen Bereich. So verbraucht ein Kaffeevollautomat schnell 1.500 Watt und mehr. (Foto: Adobe Stock)

Denn die Folgen werden voraussichtlich drastisch sein: Die Fachagentur hat ermittelt, dass bundesweit insgesamt 4.737 Windenergieanlagen Ende 2020 ihre EEG-Förderung verlieren; das betrifft eine installierte Leistung von 3.547,3 Megawatt (MW). Allein in Rheinland-Pfalz widerfährt es 190 Anlagen und damit einer installierten Leistung von 145 MW. In Hessen verlieren wiederum 225 Windturbinen den Vergütungsanspruch, was eine Leistung von 145 MW ausmacht. Besonders schwerwiegend sieht es wegen der Küstenlage und der dort zahlreichen Anlagen in Niedersachsen aus: 1.360 Altanlagen, damit eine Leistung von 1.045 MW sind in dem Bundesland vom Förderende betroffen!

Die Fachagentur Windenergie an Land weist bereits in ihrer 2018 erschienenen, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Studie „Was tun nach 20 Jahren? Repowering, Weiterbetrieb oder Stilllegung von Windenergieanlagen nach Förderende“ darauf hin, dass insbesondere der sichere Anlagenbetrieb und die Standsicherheit der „grünen Stromerzeuger“ Voraussetzung für den Weiterbetrieb einer Altanlage seien. Zudem sei ein schwieriges Marktumfeld für die nicht geförderte Stromerzeugung in bestehenden Windturbinen zu erwarten. Dies, merken die Experten an, ließe sich jedoch durch politische Maßnahmen verändern, etwa durch die Einführung eines Mindestpreises für Kohlendioxid-Emissionen der Stromerzeugung oder die Stilllegung von CO2-intensiven Kohlekraftwerken.


Kommentar:
Kohle- und Atomstrom werden weiter protegiert

Das EEG ist aus meiner Sicht eine geniale Idee. Denn jahrzehntelang hatte die Politik nur Atom- und Kohlekraftwerke auf der Prioritätenliste. Ohne das EEG hätten die „Erneuerbaren“ nie ihren Durchbruch geschafft. Perfekt sind die Bedingungen auf dem Energiemarkt damit jedoch noch nicht.

Mit der Schaffung des Gesetzes erhielt Energie aus erneuerbaren Quellen einen Einspeisevorrang, ihre Produzenten bekamen außerdem eine gesicherte Vergütung. Deswegen wurden ab da immer mehr Anlagen zur Erzeugung von Öko-Strom errichtet, was wiederum zu einer Kosten- und Preissenkung in diesem Bereich führte, mithin Sonne-, Wasser-, Wind- und Bioenergie zum weltweiten Durchbruch verhalf.

Jetzt sind die Erzeugungsanlagen der Pioniere am Ende der garantierten Vergütung. Doch viele dieser „Altanlagen“ sind erheblich zu „fit“ für einen Abriss. Ohne fixe Preise für den grünen Strom allerdings ist ihr Weiterbetrieb oft zu aufwändig und kostenintensiv in der Unterhaltung, um gegen die weiterhin protegierten Kohle- und Gaskraftwerke an der Strombörse bestehen zu können. Denn volkswirtschaftliche wie Umwelt-Schäden und die Risiken von Kohle- und Atomstrom wurden auf die Allgemeinheit umgelegt und schädliches CO2 als Abfall kostenlos in die Atmosphäre entlassen – ohne, dass der Preis konventionellen Stroms das widerspiegeln würde.

Braunkohlekraftwerk: Hier im Kraftwerk Niederaußem (Rhein-Erft-Kreis) wird Braunkohle verfeuert um Strom zu erzeugen. Kritiker weisen darauf hin, dass die resultierenden Umweltschäden sich nicht in der Preisgestaltung wiederfinden, da der einhergehende CO2-Ausstoß so günstig möglich sei. (Foto: Welter)

Mehr noch: Durch die großzügige Vergabe von viel zu billigen CO2-Zertifikaten an Betreiber von Kohle- und Gaskraftwerken wird die Begünstigung alter Energiequellen fortgesetzt. Projekte wie das „zweite Leben“ für Windräder wie Alwin und Alwine (siehe: „ALWIN UND ALWINE DÜRFEN SICH WEITER DREHEN”) steuern hier gegen. Und die Kunden von MANN Naturenergie helfen durch ihren Bezug von echtem Ökostrom mit, dass Energiepioniere wie die AEKS ihre umweltschonenden Initiativen fortführen können. - Markus Mann

 

Uwe Schmalenbach

Anders – und mit zwei Dritteln Autarkie

Mancher unverständige Mitbürger würde möglicherweise rasch den Kopf schütteln. Urteilen, Familie Sippel/Räsch habe einen Spleen. Bewusst ein Leben zu führen, bei dem regenerative Energien betont im Vordergrund stehen, bezeichnen Thoralf Räsch und Kattrin Sippel selbst hingegen als ihr „Hobby“.

Kattrin Sippel und Thoralf Räsch freuen sich schon darauf, bald die größte Menge der benötigten Energie für Haus und Autos selbst produzieren und speichern zu können. Der Mathematiker hat eine 66-prozentige Netzunabhängigkeit errechnet. (Foto: Schmalenbach)

Wie das alles „passiert“ ist, dass erst das eine Haus in Niederkassel und in diesen Tagen ein zweites wenige Hundert Meter weiter auf die Nutzung selbst erzeugten und im eigenen Tank gespeicherten „Grünstroms“ umgestellt wird, vermag das sympathische Paar, das mit den beiden Kindern Ben und Klara sowie zwei Hunden vor den Toren Bonns lebt, gar nicht recht zu erklären. „Ich kann das nicht genau sagen, woher das Interesse an regenerativer Energie rührt oder wann die Begeisterung dafür anfing. Ich stamme eigentlich nicht aus so einem ‚Öko-Haushalt‘. Irgendwann kam einfach der Punkt, an dem uns das Thema interessiert hat“, erzählt Kattrin Sippel. Sie habe seinerzeit ein neues Auto gesucht und mit dem dann erworbenen „Golf GTE“ einen Plug-in-Hybrid gekauft.

Mit dem fährt die Sozialpädagogin vor allen Dingen zur Arbeit als Vertrauensperson für Schwerbehinderte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Das geht zwar ebenso mit dem im „GTE“ vorhandenen Benzinmotor. Doch Kattrin Sippels Antrieb ist es, diesen so oft wie irgend möglich ausgeschaltet zu lassen und stattdessen mit dem gleichfalls im Fahrzeug verbauten Elektroaggregat vorwärts zu kommen. „Im Winter lasse ich die Fleecejacke dafür auch schon einmal etwas länger an, weil die Heizung im Auto viel Strom zieht“, schmunzelt sie, „mein Ehrgeiz ist es, möglichst viel rein elektrisch zu fahren. Ich schaffe 85 Prozent aller Fahrten – ich glaube, ich bin im Mai dieses Jahres das letzte Mal an einer Tankstelle gewesen…“

Die Aufstockung wächst in den Sommerhimmel über Niederkassel.

Da stand er nun, der „Golf“, vor Kattrin Sippels Haus in Niederkassel. Ihre Mutter hörte sich die Berichte der Tochter über erste Erfahrungen damit interessiert an und meinte plötzlich: „Du brauchst doch dann jetzt auch eine eigene Photovoltaikanlage (PV)“ – und stellte der Tochter kurzerhand das notwendige Budget dafür zur Verfügung.

Nachdem der „GTE“ im Hause Sippel 2017 angeschafft worden war, konnte die PV-Anlage auf dem Dach in Niederkassel im Februar 2018 eingeschaltet werden. Direkt damit verbunden wurde ein Batteriespeicher, der den selbsterzeugten Strom von der Tageszeit unabhängig(er) nutzbar macht. Der „GTE“ wird also beispielsweise zwischen drei und fünf Uhr in der Nacht geladen, damit er morgens für den Weg zur Arbeit aufgetankt parat steht.

„Tja, und dann ist irgendwie so ein ‚Schneeballsystem‘ losgegangen“, resümiert die Sozialpädagogin heute. Wenige Meter weiter, in derselben Straße im trotz der inzwischen fast 41.000 Menschen, die hier in sieben Stadtteilen leben, eher beschaulichen Niederkassel, wohnt seit rund zehn Jahren Kattrin Sippels Partner Thoralf Räsch. In einem Haus, das 1968 errichtet wurde. Wie es im Bestandsbau halt so ist, muss ab und an etwas erneuert werden. Bei einem Spaziergang mit den Hunden Lilly und Helena Ende letzten Sommers diskutierte das Paar darüber: „Wir müssen das Dach machen.“ „Es stammte aus dem Baujahr“, verdeutlicht Thoralf Räsch, der als Mathematiker an der Uni Bonn tätig ist.

Schnell war klar: Die Erneuerung würde 50.000 Euro kosten. „Dann sollten wir doch am besten gleich darüber sprechen, hier für alle Raum zu schaffen“, berichtet Thoralf Räsch von den anschließenden Überlegungen. Anstatt als eine Familie mehr oder minder in zwei Häusern zu leben („Die Straße dazwischen ist unser Flur“, lacht das Paar), wollten sie ihre Haushalte vollständig zusammenlegen und dafür das Haus Thoralf Räschs durch eine Aufstockung vergrößern, damit alle dann vier Bewohner und zwei Hunde ausreichend Platz haben.

Die fertig montierten Holz-Wände wurden per Kran aufs Gebäude gesetzt. (Foto: privat)

Das Bauprojekt jedoch sollte ebenfalls dem Gedanken der Nachhaltigkeit folgen. Kattrin Sippel googelte einfach los: „Holzhaus Rheinland“ – und stieß durch Zufall auf den Zimmereibetrieb Stocksiefen, der nur drei Kilometer weiter im benachbarten Stadtteil Mondorf ansässig ist. Kurz vor Karneval gingen Thoralf Räsch und Kattrin Sippel zu einem ersten Gespräch bei Geschäftsführer Benjamin Stocksiefen, bald darauf wurde das Vorhaben begonnen.

In diesem August sind binnen dreier Tage im Betrieb der Firma Stocksiefen vormontierte Holzwände auf Thoralf Räschs altes Haus gestellt worden. Insgesamt 278 Quadratmeter Wohnfläche wird es so am Ende dort geben. Und das Prinzip des Holzrahmenbaus passt zur „grünen Energie“. Denn die Bauweise nutzt ausschließlich den nachwachsenden Rohstoff Holz. Bei den Dämmungen im Innern der Wände wird gleichermaßen nur nachhaltiges Material verwendet.

Thoralf Räsch erläutert die Raumaufteilung.

Selbstverständlich spielt „grüne Energie“ im umgebauten Gebäude gleichermaßen eine gewichtige Rolle – noch mehr als im Haus Kattrin Sippels: Aufs Dach werden 29 Photovoltaik-Module montiert. Sie liefern eine Spitzenleistung von 9,42 Kilowatt (kW). Die jedoch soll nicht ständig sofort verbraucht oder der Überschuss ins öffentliche Netz eingespeist werden, weshalb ein mit 18 Kilowattstunden (kWh) schon recht üppig dimensionierter Speicher der Osnabrücker Firma „E3/DC“ ebenfalls ins vergrößerte Objekt „einziehen“ wird.

Der größte Speicher jedoch nützt nicht viel beziehungsweise wird nicht optimal eingesetzt, wenn nicht zugleich ein geeigneter „Wechselrichter“ verbaut wird, der andernfalls ein Nadelöhr sein kann. Hier helfen Thoralf Räsch und Kattrin Sippel die Erfahrungen aus ihrem Haus: Der dortige Wechselrichter lässt nur 1.500 Watt Leistung durch. Das führt in der Praxis dazu, dass nicht alle elektrischen Verbraucher, die gerade Strom benötigen, aus dem Speicher von Kattrin Sippel versorgt werden können, obwohl in dem noch genug Kapazität vorhanden wäre. Konkret: Auto laden und Geschirrspüler einschalten funktioniert zeitgleich nicht mit selbsterzeugtem Strom.

Beim neuen Projekt wird darum ein Wechselrichter mit 4.500 Watt integriert: Der, so erläutert Thoralf Räsch, könne den Hausverbrauch für Computer, Fernseher und Co speisen und dennoch zugleich eines der Autos laden. Denn neben dem „GTE“ von Kattrin Sippel hat Räsch einen vollelektrischen „Twizy“, der ebenfalls mit dem selbsterzeugten Strom aufgetankt werden soll.

Durch das Speichersystem nebst entsprechendem Wechselrichter schaffen Sippel-Räschs eine „Autarkie“ von zwei Dritteln, wie der Mathematiker ausgerechnet hat, decken also 66 Prozent ihres Energiebedarfs ohne Zukauf. Wenn das eigene Kraftwerk auf dem neuen Dach nicht zur vollständigen Versorgung ausreicht, wird über den Wechselrichter in solchen Momenten zertifizierter MANN Strom aus dem Westerwald genutzt.

Apropos Westerwald: Die 29 Jahre alte Ölheizung im Keller des Niederkasseler Gebäudes fliegt im Zuge des Umbaus auch direkt raus. Sie wird ersetzt durch eine moderne „ETA“-Pelletheizung. In der sollen die für ihren sehr geringen CO2-Fußabdruck bekannten „Westerwälder Holzpellets“ für Wärme sorgen, wie sie Kattrin Sippel in ihrem Haus ebenfalls seit 2019 als Brennstoff einsetzt. Unterstützt wird die neue Heizung in Thoralf Räschs Haus von Solarthermie auf dessen Dach.

Auch aus dem Garten sieht man die Erweiterung des Hauses bereits deutlich.

„Wir gefallen uns manches Mal darin, anders als der Durchschnitt zu sein“, zwinkert Kattrin Sippel, wenn sie so über den Hang zur regenerativen Energie spricht. Und sie erlebe, wie interessiert Nachbarn seien: „Ach so, so funktioniert das“, höre sie häufig, wenn Mitmenschen zur Baustelle kommen und sich informierten, was die „anderen Nachbarn“ da so treiben. „Oder Pellets angeliefert werden.“

Wobei man sagen muss: Thoralf Räsch und Kattrin Sippel haben auf ihrem bisherigen Weg immer wieder die negative Erfahrung gemacht, dass es schwer ist, die richtigen Partner, kundige Handwerksunternehmen mit kompetenten Ansprechpartnern zu finden, die den Prozess einer solchen Umstellung begleiten können und mögen. Als es, nur zum Beispiel, um eine neue Heizung ging, habe ein örtlicher Betrieb von Pellets abgeraten und zu Gas drängen wollen. Mutmaßlich, weil man sich dort mit der umweltfreundlicheren Pellet-Variante nicht gut genug auskannte.

Auch Firmen zu beauftragen, die sich mit Begriffen wie „Sektorenkopplung“ befassen – darunter versteht man die energetische Kombination von Strom, Wärme und Mobilität im Haushalt –, war mit Arbeit und zeitlichem Aufwand verbunden. Aufgrund der Erfahrungen mit dem kleineren Speicher in Kattrin Sippels Haus wusste die Familie, dass es wichtig ist, zu schauen, wann eine energieintensive Spülmaschine läuft und wann dann das zu ladende Auto sinnvoll dazu geschaltet werden könnte, will man den Solarstrom optimal nutzen. Doch in diesem „Monitoring“ und bei vielen weiteren Aspekten sind, so die Erfahrungen von Kattrin Sippel und Thoralf Räsch, etliche Anbieter noch immer nicht wirklich „zu Hause“.

Marco Lenz von MANN Naturenergie, über den Kattrin Sippel bereits die Versorgung mit „Grünstrom“ für ihr Haus organisiert hatte, stellte letztlich den Kontakt zur Firma „Enatek“ her, einem Hadamarer Ingenieurbüro, das die gewünschte Funktionalität zu planen vermochte.

Mit vielen Anbietern zu sprechen, sich selbst im Thema „schlau zu machen“, das habe schon einige Zeit in Anspruch genommen, nicken die Bauherren abschließend. Doch nun hätten sie eine perfekte Gesamtlösung. „Man muss halt dranbleiben, sich viele Informationen selbst zusammensuchen – das Thema zum Hobby machen“, hebt Thoralf Räsch hervor. Der Lohn für die Mühe: „Die Weihnachtsgans wollen wir alle zusammen hier im neuen, nachhaltigen Haus essen“, zwinkert Räsch.

Uwe Schmalenbach

„Die Pommes gibt es dank MANN Strom“

Bernd Becker an einer seiner Lieblingsstellen im Kletterwald. “Diese Ruhe…” (Fotos: de Wit)

Die vielen Vögel in den Bäumen, lacht Bernd Becker, störten sich überhaupt nicht an den eifrigen menschlichen Kraxlern, die sich in dem „Revier“ der Tiere austoben. Wenn letztere nisten, würde ein Parcours allerdings für diesen Zeitraum geschlossen, betont der Wäller, der hier inmitten der herrlichen Natur den beliebten „Kletterwald Bad Marienberg“ betreibt. So, dass etwa „Baumläufer“ und andere gefiederte Freunde, die sich mit ihrem Nachwuchs in den Wipfeln häuslich niederlassen, nicht gestört werden. In dem idyllischen Westerwälder Seilpark werde nicht nur Freizeitspaß für Aktive geboten, sondern ebenso auf jedes Lebewesen Rücksicht genommen.

„Das hier ist eine meiner Lieblingsstellen“, schwärmt Bernd Becker, als er bei seinem Streifzug durch den „Kletterwald Bad Marienberg“ auf einem Waldweg stehenbleibt und empor in den „Blätterhimmel“ blickt – eine junge Aktive bahnt sich just in diesem Moment ihren Weg von Baum zu Baum, buchstäblich über Beckers Kopf hinweg. „Hier ist es etwas schattiger und kühler, aber die Sonne scheint trotzdem so schön durch“, lächelt der Wäller. Auf einer Fläche von 12.000 Quadratmetern bieten Becker und sein Team mit insgesamt 13 Parcours und über 120 Kletterelementen luftiges Freizeitvergnügen in teilweise über 100 Jahre alten Bäumen. Direkt am Bad Marienberger Wildpark gelegen.

Jede einzelne Anbindung des Seilparks sei geklemmt, was die Bäume nicht beschädigt, und nicht wie in manch anderen Kletterwäldern angenagelt. „Bei uns gibt es keine Nägel in den Bäumen“, unterstreicht Bernd Becker. Das gesamte Konzept der Attraktion sei an die Bäume angepasst. „Uns geht es auch um Nachhaltigkeit. Das ist für uns selbstverpflichtend.“ Und es sei ein Weg, Menschen und der Natur, „etwas zurückzugeben.“

Und weil der Gedanke, die Umwelt zu schonen, im Kletterwald konsequent durchgezogen wird, ist die Freizeitanlage zudem Kunde von MANN Naturenergie. Das Kassenhäuschen sowie der zugehörige Imbiss von Kletterwald-Mitbetreiber Manfred Peter, „Mannis Hüttenstadl“, werden mit Ökostrom des Langenbacher Unternehmens betrieben. „Die Pommes gibt es praktisch dank MANN-Strom“, schmunzelt Bernd Becker.

Mit diesen können sich die fleißigen Kletterer nach oder vor einer Tour durch die Wipfel stärken. Einladende Sitzbänke unter schattenspendenden Bäumen machen die Rast umso erholsamer. Nicht nur in Manfred Peter habe er einen tollen Partner, lobt Bernd Becker. Ebenso sei der Kletterwald Bad Marienberg mit der benachbarten „STEIG-Alm“, dem Wildpark und anderen örtlichen Attraktionen eng verbunden. „Bei uns macht es die Kombi: Wir haben noch drei weitere besondere Lokalitäten hier, den Wildpark, die ,STEIG-Alm‘ und ,Mannis Hüttenstadl‘. Das ist für die ganze Region toll. Und diese Gemeinschaft erhofft sich natürlich, dass die Region immer mehr blüht durch unser Engagement“, verdeutlicht der Betreiber.

Viele Menschen aus anderen Bundesländern und oft ebenso Niederländer kämen zum Kletterwald und wüssten das „Gesamtpaket“ der Umgebung zu schätzen. Etwa 25.000 Personen besuchen jährlich den 2012 eröffneten Seilgarten, erläutert Bernd Becker. Gerade jetzt in den Ferien gebe es einen großen Andrang, etliche Personen aus der Republik nutzten die Chance, sich die Schönheit des Westerwaldes anzusehen und diese mit Freizeitvergnügen für die ganze Familie zu verbinden.

Durch Corona sei der Urlaub im eigenen Land gewiss für manche attraktiver geworden, sinniert Bernd Becker. „Wir haben jetzt mehr Tagesbesucher in den Ferien, 30 Prozent, als in den letzten Jahren zuvor. Das kann durchaus damit zu tun haben.“ Der Kletterwald-Chef findet diese Entwicklung toll, gebe es doch in Deutschland zahlreiche Orte, die zu entdecken sich lohne. So wie der Westerwald und die Anziehungspunkte um den Wildpark Bad Marienberg. Spaß haben, zur Ruhe kommen, die Natur genießen und – dank des neuen „STEIG-Alm“-Hotels – sogar übernachten sei hier auf unvergleichliche Weise möglich. „Die Natur gibt immer Kraft und Energie.“

„Etwa 40 Prozent unserer Besucher sind Gruppen, weil die Unternehmung hier durchaus pädagogisch wertvoll ist. Die Wahrnehmung wird enorm geschult“, erzählt Becker, der selbst begeisterter Sportler ist, während er weiter durch seine Anlage spaziert und Acht gibt, ob irgendein Besucher Unterstützung benötigt. Kindern Mut zuzusprechen, Ängste abzubauen, Selbstvertrauen und -bewusstsein zu stärken, in dem die Chance geboten wird, sich auszuprobieren – all dies seien wichtige Elemente beim Klettern. „Wir legen zum Beispiel großen Wert darauf, kein Kind aus dem Parcours zu nehmen“, führt Becker aus. Jeder Kraxler erhalte vielmehr von den pädagogisch ausgebildeten Kletterwald-Trainern die Hilfe, die er benötige, um ans Ziel zu gelangen.

Auch für die jüngsten Besucher gibt es einen Parcours.

Überdies weisen die 13 Parcours unterschiedliche Schwierigkeitsgrade auf. Alter, Fähigkeiten und Fitness müssen also niemanden bei dem Kletterspaß einschränken. So dürfen sich sogar die Jüngsten im Kinderland „Klettermaxe“ erproben. Häufig lädt die Attraktion soziale Einrichtungen ein, Kinderheime etwa, damit Benachteiligte in dem malerischen Westerwälder Gelände einen vergnüglichen Tag erleben und auf andere Gedanken kommen können. Daneben gibt es regelmäßige Aktionen, die Becker und sein Team anbieten, in Kürze ist beispielsweise eine mit Kinderkanal-„Wildniscoach“ Tobias Ohmann geplant.

Alle Betreiber am Wildpark würden sich große Mühe geben, Urlaubern, Touristen, Wanderern und Tagesausflüglern – sowie natürlich ebenso den Stammgästen aus Bad Marienberg – abwechslungsreiche und unvergessliche Erlebnisse zu bescheren, unterstreicht Bernd Becker. Erlebnisse mit „gutem Gewissen“, möchte man hinzufügen. Kein Massentourismus, stattdessen Einkehr in die Natur, kombiniert mit tollen Unternehmungen, hebt Becker zustimmend den Gedanken hervor. Das alles mit einem ökologischen Fußabdruck, den Urlauber hier definitiv nicht zu scheuen brauchen.

Uwe Schmalenbach