Zertifizierter Strom für die lokale Energiewende

„Natürlich kennt man den Markus Mann hier im Westerwald und weiß, wie ,MANN Naturenergie‘ arbeitet. Dort gibt es eine große Transparenz, große Verlässlichkeit – und deshalb auch großes Vertrauen von uns“, sagt Timo Karl, Nachhaltigkeitskoordinator der Verbandsgemeinde Hachenburg. Das Westerwälder Unternehmen beliefert ab diesem Januar kommunale Liegenschaften in der gesamten Verbandsgemeinde mit zertifiziertem Ökostrom. Eine Kooperation, die viel Positives in sich vereint.

Wenn der Alte Markt, Hachenburgs „gute Stube“, abends romantisch illuminiert ist, fließt dafür nun Ökostrom von MANN.

In der Verbandsgemeinde Hachenburg wurde schon bisher „grüner“ Strom genutzt. Klimaschonende Energie ist in der Gebietskörperschaft nichts komplett Neues. Ab 2023 gibt es aber eine Veränderung: Nunmehr wird „MANN Naturenergie“ die kommunalen Liegenschaften mit Ökostrom beliefern. Weil es der ausdrückliche Wunsch der Verwaltungsspitze gewesen sei, nicht nur Ökostrom zu beziehen, sondern eindeutig zertifizierten, antwortet Timo Karl auf die Frage, warum man sich für einen Wechsel des Versorgers entschieden habe.

Klima- und Umweltschutz seien der Kommune überaus wichtig, betont der Nachhaltigkeitskoordinator. „Wir haben seit 2016 ein Klimaschutzkonzept. Außerdem war die Verbandsgemeinde Hachenburg einer der Pioniere, die einen Klimaschutzmanager eingestellt haben. Wir verfolgen sehr ambitioniert das Ziel, Treibhausgasemissionen zu senken und auch, die lokale Energiewende voranzutreiben“, verdeutlicht Karl. „Was man sich auf dem Markt beschaffen muss, versucht man, regional zu beschaffen – so wie jetzt mit ,MANN Naturenergie‘. Oder strebt an, da, wo es möglich ist, eigene Energiekapazitäten aufzubauen.“

Nicht allein die Stadt Hachenburg selbst erhält „MANN Strom“, sondern sämtliche Liegenschaften der Verbandsgemeinde wie beispielsweise die „Sonnenbergschule“ in Müschenbach. Fotos: Schmalenbach

In der Verbandsgemeinde Hachenburg sind schon einige Projekte umgesetzt worden. Photovoltaikanlagen oder ein Solarpark etwa. „Mit diesen Maßnahmen wollen wir die erneuerbare Stromversorgung hier vor Ort stärken und unsere Abhängigkeit vom Großmarkt reduzieren“, erläutert Timo Karl. Daneben setze man auf die energetische Sanierung von Gebäuden. So wurde beispielsweise das Verwaltungsgebäude der Verbandsgemeinde in Hachenburg mit Fördermitteln des Bundesumweltministeriums modernisiert. „Dadurch sind in der Folge sehr umfangreich Treibhausgasemissionen eingespart worden.“

Auch das Dorfgemeinschaftshaus „Haus Alhäuser“ in Giesenhausen wird mit dem Ökostrom aus Langenbach versorgt.

Die Partnerschaft mit MANN passe da „natürlich total gut rein“, hebt der Westerwälder hervor. Eine komplette Selbstversorgung mit eigens produzierter „grüner“ Energie sei in der Verbandsgemeinde schließlich noch nicht möglich. „Also muss man mit einem verlässlichen Partner zusammenarbeiten, der genau den Strom liefern kann, der mit unserem Klimaschutzkonzept einhergeht. Und in Zeiten von nationalen und globalen Marktunsicherheiten – was liegt da näher, als auf einen verlässlichen, regionalen Partner zu setzen?“

Die Verbandsgemeinde Hachenburg hatte den Stromvertrag ausgeschrieben. Am Ende erhielt der Energieversorger aus dem nahen Langenbach den Zuschlag. „MANN Strom“ ist vom TÜV zertifiziert und stammt zu 100 Prozent aus Wasserkraftwerken sowie regionalen Erzeugungsanlagen. Das „Grüner-Strom-Label“ stellt sicher, dass bei MANN nicht einfach nur Atomstrom umetikettiert wird. Das Westerwälder Unternehmen garantiert also echten, physikalisch gekoppelten Ökostrom – und nicht welchen, der durch bilanzielle Darstellung dem „Greenwashing“ unterzogen wurde. „Das ist eine Besonderheit bei ,MANN Naturenergie‘, dass der Strom zertifiziert ist, wir den genauen Nachweis haben, woher er stammt“, unterstreicht Timo Karl.

Ökostrom von MANN zu beziehen, sei ein „fortgesetztes Engagement“ der Verbandsgemeinde Hachenburg, betont Timo Karl. Foto: privat

Durch die Energiekrise herrsche derzeit eine angespannte Strommarktlage, so Karl. Es sei durchaus eine Herausforderung für die Kommune gewesen, Angebote zu erhalten, „die einigermaßen tragfähig sind.“ Umso mehr habe man sich schließlich gefreut, dass „MANN Naturenergie“ nicht nur das wirtschaftlich nachvollziehbarste und beste Angebot abgegeben habe, sondern dieses zugleich von einem Energieversor- ger aus der Region kam. „Da wählt man dann natürlich nicht den Stromversorger in Belgien, sondern den aus Langenbach“, lacht Karl. Mit MANN habe einfach alles gepasst.

Timo Karl hat seine Tätigkeit für die Verbandsgemeinde Hachenburg im vergangenen November aufgenommen. Bei seiner Aufgabe gehe es darum, wirtschaftliche Maßnahmen und Projekte der Verbandsgemeinde auf ihre Nachhaltigkeit zu überprüfen: „Sind sie mit dem Klimaschutzkonzept kompatibel oder können wir sie anders gestalten, um das Konzept weiter umzusetzen?“, beschreibt der Politikwissenschaftler. Aktuell nehme natürlich auch die Bewältigung der „Energiepreiskrise“ großen Raum ein.

Er sei Ansprechpartner für Bürger und Unternehmen der Verbandsgemeinde, ergänzt Karl. Bezüglich der Klimaschutzziele bedeute dies, dass er verschiedene Akteure und ihre Interessen zusammenführe. „Das heißt also auch, dass wir die Maßnahmen, die wir ergreifen – wie jetzt zum Beispiel den Abschluss mit ,MANN Naturenergie‘ – an die Öffentlichkeit tragen, immer wieder Menschen informieren und mit einbinden, sie also an der Energiewende partizipieren lassen.“ Das sei der Schlüssel, um Akzeptanz zu schaffen, führt der aus Neunkhausen Stammende aus, der sich vor seiner Tätigkeit für die Verbandsgemeinde Hachenburg bereits jahrelang mit Studien zur Klimakrise auseinandergesetzt hat.

Umso wichtiger sei es, Partner wie MANN zu haben, fügt der Nachhaltigkeitskoordinator an. Es bestehe ein „großes Vertrauen“ zu dem Stromversorger aus der Westerwälder Heimat, wiederholt Timo Karl noch einmal. „Das Vertrauen, dass man eine Kooperation eingeht, die nachhaltig ist und Sinn macht für die Region.“

Andra de Wit

Die moderne Straßenbeleuchtung der Barockstadt Hachenburg wie hier in der Judengasse wird ebenfalls ausschließlich mit „grüner“ Energie betrieben.

Tolles Ergebnis mit „heißer Luft“

Viel „heiße Luft“ bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP): Erstmals ist dort jetzt im eigenen Sägewerk gesägtes Schnittholz in eine neue Trockenkammer gefüllt worden, die in Langenbach just in Betrieb genommen werden konnte. Tags darauf ist das perfekte Ergebnis der „dampfenden Behandlung“ Anlass zur Freude!

Mit der neuen Trockenkammer erreichen die WWP eine erhöhte Fertigungstiefe: Die Produkte des SEO-Sägewerkes können darin veredelt werden, indem die Trocknung das Schnittholz aus Langenbach besonders haltbar macht – ganz ohne den Einsatz von Chemie wie beispielsweise bei einer Imprägnierung. Die Temperaturbehandlung verhindert, dass sich noch irgendwelche Käferlarven oder -eier in den Brettern befinden könnten.

Die für die Trocknung notwendige heiße Luft in der silbernen Anlage wird mit (Ab-)Wärme aus dem WWP-eigenen Kraftwerk erzeugt. Dieses wird umweltfreundlich ausschließlich mit Biomasse betrieben und macht so Landschaftspflegeholz und andere naturbelassene Hölzer energetisch nutzbar.

Gemeinsam mit Martin Driehuyzen (ganz links) von der niederländischen Firma BES Bollmann, die die Trocknungstechnik geliefert hat, sehen sich Markus Mann, Thomas Zinke, Marion Janat und Daniel Rahn (von links) von den WWP gerade das Ergebnis des ersten Laufs der Trockenkammer an – und sind mit dem Resultat überaus zufrieden. Fotos: WWP



Kessel aus dem Westerwald in den Schweizer Alpen

Drei Wochen haben die Arbeiten vor Ort – zum Teil bei herrlichem Sonnenschein, mitunter jedoch in dichtem Schneetreiben – noch in Anspruch genommen, nachdem ein ungewöhnlicher Pelletheizkessel aus dem Westerwald nach Anzère in den Schweizer Alpen gefahren worden ist: Die Anlage verstärkt ab sofort eine Pelletheizzentrale, die die „Chauffage Bois Energie Anzère“, ein Ableger der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP), dort schon seit 2011 betreiben.

Zwei Pelletheizungen mit je 3,15 Megawatt maximaler Leistung haben bisher schon dafür gesorgt, dass im Alpendorf über ein Fernwärmenetz insgesamt 58 Liegenschaften mit „grüner“ Wärme versorgt werden, darunter welche, in denen sich 4.500 von 8.000 Gästebetten des Ortes befinden. Das System wird nun erweitert: 1,9 Kilometer Fernwärmenetz – an das weitere 48 Gebäude angeschlossen werden können – kommen hinzu, so dass am Ende fast 7.000 Gästebetten in pelletbeheizten Gebäuden liegen. Im Zuge der Arbeiten wurde außerdem schon ein kleineres Heizhaus neben die bestehende Anlage gebaut und bietet dem aus dem Westerwald per Schwertransport in die Schweiz geschafften zusätzlichen Kessel Platz.

Abfahrt vom Gelände der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP): Der Kessel geht auf die Reise in die Schweiz.

Der ist eine ungewöhnliche Anlage. Diese wurde einst als Versuchskessel für alternative Brennstoffe bei der „Weiss Kessel-, Anlagen- und Maschinenbau GmbH“ genutzt. 2015 jedoch musste das Dillenburger Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen, und als der Standort aufgelöst wurde, übernahmen die WWP den Weiss-Kessel.

In den vergangenen Monaten ist er am WWP-Sitz in Langenbach bei Kirburg aufwendig gereinigt und für den neuen Einsatzzweck in der Schweiz umgerüstet worden. Der Pelletheizkessel erhielt zum Beispiel neue Leitungen, ohne die die Verwendung im Heizhaus bei den Eidgenossen nicht möglich gewesen wäre. Lange Lieferzeiten bei benötigten Teilen verzögerten die Fertigstellung in den WWP-Werkstätten wieder und wieder, an deren Ende zunächst ein Testbetrieb stand.

Nach dem erfolgreichen Probelauf im Westerwald wurden einige der gerade erst neu angebauten Komponenten wieder demontiert – andernfalls hätte der Kessel auf dem Schwertransport die zulässige Höhe überschritten – und in Anzère nun wieder angebaut bei der Integration des früheren Versuchskessels in das Pelletfernwärmenetz.

Nach der monatelangen Umarbeitung ist der Heizkessel bei den WWP transportbereit…

…und nach der Fahrt ins Nachbarland innerhalb von drei Wochen in Anzère installiert worden.

Dort dient er, auch wenn nun gerade winterliche Kälte herrscht, eigentlich als „Sommerkessel“: Die beiden bisher schon vorhandenen, je über drei Megawatt leistenden Heizkessel werden im Sommer nämlich nur für die Warmwasserbereitung gebraucht und laufen darum sehr wenig – was für die Technik auf Dauer abträglich sein kann. Der Weiss-Kessel, der mit 880 kW Leistung kleiner dimensioniert ist, übernimmt künftig die Aufgabe, für heißes Wasser in Badezimmern und Küchen zu sorgen, wenn keine Stube geheizt werden muss. Und sollte es in den Schweizer Alpen doch einmal länger richtig grimmig kalt werden, kann er als „Spitzenlastkessel“ im Winterbetrieb die bisherige Anlage mit den zwei größeren Kesseln ergänzen und so dafür sorgen, dass auch dieser Mehrbedarf ausschließlich durch umweltfreundliche Holzpellets gedeckt werden kann.

Wird es einmal richtig kalt, kann der „kleine Kessel“ im Anbau an der Heizzentrale die Spitzenlast übernehmen.

Neue Bandsägelinie ist bestellt

Die Vorplanung hat einige Zeit in Anspruch genommen – doch nun ist unterschrieben: Soeben haben die „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) die Hauptkomponenten eines neuen Bandsägewerks bestellt!

Im Sommer 2024 soll es geliefert werden. Mit der Anlage, die die bereits in Betrieb befindliche, stofflich-energetisch optimierte Sägelinie in Langenbach bei Kirburg ergänzen wird, hat das Westerwälder Unternehmen künftig die Möglichkeit, ein viel größeres Rohstoffsortiment zu verarbeiten: Nadel- und auch Laubholz mit einer Stärke von 300 bis 1.000 Millimetern sowie einer Länge von 2 bis 4,20 Meter können dann zu Brettern, Balken, Bohlen geschnitten werden.

Bis zu zehn Millionen Euro werden die WWP in das neue Werk investieren, dessen Sägetechnik von der „Esterer WD GmbH“ aus Altötting geliefert werden soll, wie nun vereinbart worden ist.

Betriebsleiter Thomas Zinke, Projekt-Ingenieur Daniel Rahn und Geschäftsführer Markus Mann von den WWP haben sich am WWP-Sitz in Langenbach bei Kirburg mit ihren Ansprechpartnern von der Esterer WD GmbH getroffen – Urs Affolter (Geschäftsführer), Uwe Kärcher (Marketing & Vertrieb) und Holm Diedrich (Leiter Vertrieb & Projektmanagement; von links nach rechts) – und die neue Bandsägelinie geordert. Foto: WWP

Ein perfekter Platz für die Spedition

„Wir Manns kommen nicht über den Schulweg in Langenbach hinaus“, scherzt Thomas Mann, „alles fing in Nummer 2 an, in 10 bin ich aufgewachsen, jetzt lebe ich in 12. Und wir landen dann irgendwann im Schulweg 20 – da ist der Friedhof.“ Gleich am Anfang dieser Straße war es, wo Emil Mann mit einem gebrauchten Lkw der „Nationalen Automobil-Gesellschaft“ 1925 sein bescheidenes Fuhrunternehmen gründete – und damit letztlich den Grundstein legte für die Spedition von Enkel Thomas Mann und ebenso für die von seinem Bruder Markus geleiteten „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) sowie „MANN Naturenergie“. Doch am 7. Oktober ist Thomas Mann „ausgezogen“, die Spedition an einen anderen Standort verlegt worden. Haben die beiden lange auf dem selben Grund und Boden arbeitenden Brüder nun Streit, wie verschiedentlich gemutmaßt wird?

Beim gemeinsamen Interview mit seinem Bruder Markus (siehe https://www.ww-holzpellets.de/news/2022/12/9/markus-und-seine-mnner-breiten-sich-aus ) lacht Thomas Mann nur, darauf angesprochen, ob der Umzug der Spedition etwas mit dem Verhältnis zueinander zu tun hätte: „Wir sind am Morgen noch bei einem Freund gewesen, der heute 60 Jahre alt wird, und haben ihm gratuliert – gemeinsam, natürlich.“ Wie beide Manns schildern, sei es bei der Veränderung, die dazu geführt hat, dass das „Fuhrunternehmen“ aus dem Schulweg nach 97 Jahren erstmals nicht mehr dort beheimatet ist, allein um organisatorisch und ökonomisch kluge Entscheidungen gegangen, die dem Wachstum bei den WWP Rechnung tragen.

Thomas Mann freut sich: Am neuen Standort gibt es viel Platz für seine Mitarbeiter und die Lkw. „Wir sind echt aufgestiegen“, sagt er, „nicht nur die 30 Höhenmeter vom einstigen Standort im Schulweg hier herauf, sondern auch, was den Komfort der Arbeitsumgebung angeht.“ Fotos: Schmalenbach

In der Trift im Osten Langenbachs: Zwischen dem ehemaligen Truppenübungsplatz Daaden auf dem 654 Meter hohen „Stegskopf“ und dem die Ortsgemeinde südlich begrenzenden Langenbach hat es früher häufig laut geknallt und gekracht. Gleichwohl nicht wegen Schießübungen der Bundeswehr. Vielmehr kam im dortigen Basaltsteinbruch Sprengstoff zum Einsatz, im „Brecher“ wurden die Felsbrocken anschließend mit viel Getöse zerkleinert.

1979 wurde der Steinbruch stillgelegt, denn noch immer vorhandene Basaltvorkommen hätten auf dem Areal des Truppenübungsplatzes abgebaut werden müssen, was gleichwohl unmöglich war. 1985 wurde die einstige Grube so zum „Langenbacher Weiher“, an einer Zufahrt zum Gelände erinnert eine alte Lkw-Waage heute noch an die Gewinnung des für den Westerwald so typischen Gesteins.

Für die Wartung der Lkw und anderer Fahrzeuge der Spedition sind zwei Gruben in der Werkstatt schon vorhanden gewesen.

Wenige Meter weiter – dort mag zu Steinbruchzeiten zum Beispiel dessen Brecheranlage oder Silo gestanden haben – hat die Spedition MANN im Oktober eine Liegenschaft bezogen, die vormals das Busunternehmen Knautz nutzte. „Hier war alles vorhanden und nach drei Jahren Stillstand auf Knopfdruck funktionstüchtig, von der Heizung bis zur Glasfaser-Netzwerktechnik“, freut sich Thomas Mann, der neue Hausherr in der Trift. Er übernahm – für eine Spedition ist sie extrem wichtig – dabei eine große Hoffläche zum Rangieren und Abstellen der Lkw und für vier Dutzend Container, die dort als Vorrat für Kunden vorgehalten oder in Langenbach repariert werden.

In den Hallen auf dem Gelände am alten Steinbruch gab es bereits beim Einzug eine Reihe Einrichtungen, die die Speditions-Leute bestens gebrauchen können: zwei Gruben in einer Werkstatthalle etwa, um komfortabel an der Unterseite der Fahrzeuge arbeiten zu können, ein direkt angrenzendes Ersatzteillager oder auch eine große Waschstraße. Ein Laufkran „schwebt“ auf Schienen unter dem Dach, „falls wir mal schwere Lasten heben müssen“, nickt Thomas Mann zufrieden. Ein optimal zugeschnittenes Bürogebäude für die Verwaltung der Spedition war obendrein vorhanden und bezugsfertig. Über eine Richtfunkverbindung zum vielleicht 800, 900 Meter Luftlinie entfernten Firmengelände von „MANN Naturenergie“ ist die Firma von Thomas Mann weiterhin mit demselben Netzwerk sowie der früheren Telefonanlage des Hauses verbunden und konnte die Durchwahlen mitnehmen, die zuvor im Verwaltungsgebäude im Schulweg gültig waren.

„Das ist wirklich perfekt hier für uns. Genug Platz für alle Anforderungen – wir konnten überdies das Reifenlager hier einrichten, das früher sehr beengt in der Halle 2 bei den ‚Westerwälder Holzpellets‘ untergebracht werden musste“, erläutert der Speditionschef und zeigt auf Regale mit vielen Rädern. Dort lagern die Sommer- beziehungsweise Winterreifen für die elektrischen Firmenfahrzeuge, die sein Bruder Markus angeschafft hat und den Mitarbeitern von „MANN Naturenergie“ und WWP zur Verfügung stellt, damit diese ihren CO2-Fußabdruck auf dem Arbeitsweg verringern können (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete).

Thomas Mann im Reifenlager, wo auch die Räder für die WWP-Elektro-Autos aufbewahrt werden.

Selbst hier, zwischen „Conti Wintercontact“, „Michelin Primacy“ und diversen anderen Pneus, ist also vom angeblichen Zerwürfnis der beiden Brüder wenig zu sehen; im Gegenteil, für die WWP würden hier zukünftig selbstverständlich ebenso deren Silo-Lastwagen gewartet, unterstreicht Thomas Mann. Und in drei Tagen, wenn Hausmeister Tomeck, die „gute Seele“, die viele Dinge in Schuss hält bei allen MANN-Unternehmungen, seinen „Vierzigsten“ begeht, wollen Thomas und Markus Mann seiner Einladung folgen und zur Feier gehen – und abermals gemeinsam gratulieren.

Uwe Schmalenbach

Markus und seine Männer breiten sich aus

Thomas und Markus Mann sind nicht nur Unternehmer, sondern auch Brüder und ihr ganzes bisheriges Unternehmerleben auf dem selben Betriebsgelände tätig. Darüber, warum sich das ändern musste, sprach mit dem Speditionschef und dem geschäftsführenden Gesellschafter der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) Uwe Schmalenbach.

Mancher Einheimische munkelt, warum nur die Spedition aus dem Schulweg fortgezogen sei – nach fast 100 Jahren am selben Platz!

Thomas Mann: Selbstverständlich haben wir teilweise unterschiedliche Ansichten und Einstellungen zu manchen Themen – aber wir haben ganz gewiss keinen Streit! (lacht)

Markus Mann: Einige Leute wundern sich einfach nur, weshalb der Thomas aus dem Schulweg weg ist, wo die Spedition doch so lange hier zu Hause war…

Thomas Mann: Ohne, dass er es wusste (Anm. d. Red.: deutet auf seinen Bruder Markus), habe ich mir bereits im vergangenen Jahr Gedanken gemacht, wohin wir ausweichen könnten, habe mit dem Eigentümer der Immobilie in der Trift gesprochen. Den Gedanken des Weggangs hatte ich 2021 schon.

Markus (links) und Thomas Mann betrachten ein Foto aus den Gründerjahren ihres Großvaters: Der startete unter der Adresse Schulweg 2 sein kleines Fuhrunternehmen, auf das letztlich sogar die heutige Spedition MANN zurückgeht, die nun am Langenbacher Weiher ihre Betriebsstätte eingerichtet hat.

Wie ist der entstanden?

Thomas Mann: Ganz einfach: Weil ich die enorme Entwicklung der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) und von „MANN Naturenergie“ aus nächster Nähe beobachten konnte, gesehen habe, wie die „Stromer“ und Pelletierer sich mehr und mehr erweitern. Und nachdem uns in unmittelbarer Nachbarschaft zweimal ein Korb gegeben wurde, beim Versuch, das angrenzende Grundstück für Erweiterungen zu nutzen, musste man sich halt andere Gedanken machen.

Was waren die Alternativen, über die Sie nachgedacht haben?

Thomas Mann: Man hätte sehr viel Geld in die Hand nehmen können, um das Betriebsgelände umzubauen und zu optimieren. Doch das wäre ein unverhältnismäßig hoher finanzieller Aufwand gewesen – und trotzdem hätten wir weiter mit Kompromissen bei den betrieblichen Abläufen leben müssen. Stattdessen gab es die Möglichkeit, die Ideallösung in der Trift beim Schopfe zu packen. Wir als Spedition haben jetzt wirklich ein sehr komfortables Leben da oben – von der Aufteilung her, von der Werkstatt, es liegt alles kompakter mit kürzeren Wegen beieinander. Von der Kranbahn zum Beispiel, über die wir nun verfügen, haben wir immer geträumt! Wir haben Platz ohne Ende nur für uns. Und wir haben „gechilltere“ Menschen in unserer Werkstatt.

Wieso das?

Thomas Mann: Bisher war es so, dass mal wir den Kollegen bei den WWP etwas in den Weg gestellt haben und ein Lkw umgeparkt werden musste. Und umgekehrt stand mal ein Paket Holz unseren Fahrern beim Rangieren im Weg oder eine große Heizungsanlage, die für die WWP umgebaut wurde, in unserer Halle. Das sind Dinge, wo es irgendwann zu Reibung unter den Mitarbeitern kommt. Jetzt können Markus und seine Männer sich viel effizienter ausbreiten, eine bessere Struktur reinbringen. Am Anfang gab es ein Kraftwerk, ein kleines Pelletwerk – mittlerweile ist es ein Industriebetrieb mit eigenem Sägewerk, der einfach anders geführt werden muss als zu Beginn.

Markus Mann: Wir hatten schon länger entschieden, dass wir sehr sicher noch ein zweites Sägewerk neben die jetzige Linie bauen werden. Und dass wir mit dem Bau der Trockenkammern und der damit verbundenen „Umstapelanlage“ eine größere Fertigungstiefe erreichen wollen, ebenso wie mit einer neuen Produktionshalle für keilgezinktes Holz und gehobelte Ware. Da war klar: Ui, dafür brauchen wir zukünftig erheblich mehr Fläche. Und es gibt viel mehr Arbeit und weitere neue Arbeitsplätze für die Region. Die Menschen müssen irgendwo hin, und unsere Verwaltung muss ebenfalls wachsen – und irgendwo sitzen.

Thomas Mann: Das Esszimmer unserer Mutter ist schön – aber als dauerhafter Bürogebäudeersatz nicht geeignet! (lacht)


Die alte Schule im Schulweg 5, die Sie einst selbst als Schüler besucht haben, wurde aus Platznot zwischenzeitlich sogar geräumt, um dort das Team E-Mobilität auszuquartieren, richtig?

Thomas Mann: Ja. Jetzt sitzen die wieder bei ihren Kollegen im Haupthaus, wo wir unsere Büroetage zur Verfügung gestellt haben. Und wir können in der alten Schule wieder Fahrerschulungen durchführen; Markus kann dort seine Produkte präsentieren und seine Kunden und Besucher ordentlich empfangen.

Es ging beim Wegzug der Spedition also vor allem um den Raum, den nun die Mitarbeiter im Bereich der erneuerbaren Energien benötigen?

Markus Mann: Ja. An den sonstigen Synergien halten wir fest: Alles, was bei den WWP im Container transportiert werden muss, fährt Thomas weiterhin für uns. Ob das Brennstoff für unser Biomasse-Heizkraftwerk oder Nebenprodukte aus anderen holzverarbeitenden Betrieben sind, die bei uns zu Pellets gemacht werden.


Was passiert mit der Halle, die die Spedition bisher zu Wartungszwecken benutzt hat?

Markus Mann: Die liegt mitten im Firmengelände. Deswegen ziehen wir dort mit unserer Zentralwerkstatt, der Schlosserei, hinein, ins Zentrum zwischen Kraftwerk, Sägelinien und so weiter. Dann haben unsere Schlosser viel kürzere Wege, egal, wo sie tätig werden müssen.

Thomas Mann: Früher haben wir acht Fahrzeuge von uns davor abgestellt und bis zu 45 Container – das muss alles irgendwo hin. Zugleich brauchen die WWP Platz, um Holz zu lagern, damit gewährleistet ist, dass der Sägebetrieb selbst dann über mehrere Tage weiterlaufen kann, wenn einmal kein Nachschub kommt. Und unsere neue Betriebsstätte da oben – der Betriebssitz ist weiterhin der Schulweg – hat für mich persönlich einen weiteren Vorteil (lächelt): Ich laufe morgens mit meinem Hund hoch, mittags zum Essen zurück, danach wieder rauf und abends nach Hause – mein Hund und ich haben dadurch Bewegung! Der Umzug ist also auch noch der Gesundheit förderlich. Und Markus konnte nicht so einfach auf ein anderes Gelände ausweichen. Es bringt ja nichts, Kraft- und Pelletwerk und die SEO-Sägeanlage hier stehen zu haben und die neuen Anlagen woanders zu installieren – das schafft nur unsinnigen innerörtlichen Verkehr.

Markus Mann im Treppenhaus, über das man zur Büroetage im zweiten Stock gelangt, die sein Bruder für Mitarbeiter von „MANN Strom“ freigemacht hat.

Wäller Energiezeitung kompakt SPEZIAL: Rundholz auf die Bahn

Markus Mann beobachtet einen LKW voll Rundholz, der vom Bahnhof Rosenheimer Lay aus Richtung Langenbach unterwegs ist und am Ortseingang von Elkenroth genau jene Bahntrasse kreuzt, die die “Westerwälder Holzpellets” anstatt der Straße nutzen möchten.

Liebe Leserinnen und Leser,

die heutige „Wäller Energiezeitung“-KOMPAKT ist ein „Spezial“. Die Ausgabe widmet sich der Aufklärung rund um die Bahnanbindung eines Industriebetriebes, der Holzrohstoffe zu Endprodukten für den regionalen Verbrauch verarbeitet. Da doch vielerlei Nebelschwaden um das Thema wabern und so manche Sagen und Märchen gedichtet werden, möchten wir aufklären zu den Hintergründen.

Laden Sie sich die Ausgabe hier als PDF herunter oder lesen Sie sie direkt im Browser.

Studie: MANN Strom ist „besonders nachhaltig“

Welche Ökostromtarife sind als „Strom für Klimaschützer“ empfehlenswert? Dieser Frage ist das Magazin „WirtschaftsWoche“ (WiWo) nachgegangen: In einer Studie in Kooperation mit dem „Handelsblatt Research Institute“ (HRI) sind die „besten nachhaltigen Stromanbieter“ ermittelt worden. MANN Strom ist in dem Ranking als besonders nachhaltig gelistet worden.

MANN achtet nicht nur beim Kunden auf Nachhaltigkeit, sondern nutzt auch für den eigenen Betrieb selbst produzierte Naturenergie. Das Unternehmen hat etwa eine Gesamtleistung an Photovoltaik von einem Megawatt. Foto: Schmalenbach

Das HRI ist ein nach eigenen Angaben unabhängiges Forschungsinstitut, dessen Team unter anderem aus Volks- und Betriebswirten, Politologen sowie Informationswissenschaftlern besteht. Für die Analyse der „WirtschaftsWoche“ hat es die Ökostromtarife von 96 bundesweit aktiven Anbietern verglichen. Es wurden dann die Tarife von Betreibern ausgewählt, deren Strom zu 100 Prozent aus physikalisch gekoppelten erneuerbaren Energiequellen stammt und nicht nur aus kaufmännisch-bilanziellen – eine Bedingung, die schließlich nur ein verhältnismäßig geringer Teil der untersuchten Energielieferanten, nämlich lediglich 36 Ökostromversorger, erfüllten.

Deren Leistungen wurden anschließend noch einmal unterteilt: 20 Tarife fielen in die Kategorie „nachhaltig“ und weitere 16 wurden als „besonders nachhaltig“ aufgelistet. Als „besonders nachhaltig“ wurden Leistungen von Betreibern ausgezeichnet, die zusätzlich die Vorgaben der anerkannten Ökostromsiegel „Grüner Strom“, „OK Power“ oder „Robin Wood“ einhielten. Unter den als „besonders nachhaltig“ eingestuften Anbietern findet sich auch „MANN Strom“.

Der entsprechende Tarif des Langenbacher Energieversorgers ist mit dem „Grüner-Strom-Label“ ausgezeichnet. Dieses stellt nicht nur sicher, dass kein Atomstrom umetikettiert, also kein sogenanntes „Greenwashing“ betrieben wird, es garantiert zudem, das pro Kilowattstunde Strom ein Förderbetrag buchstäblich in den Ausbau erneuerbarer Energien fließt.

In dem Artikel „Das sind die besten nachhaltigen Stromanbieter“ (er ist online unter www.wiwo.de/unternehmen/energie zu finden) legt WiWo-Redakteur Martin Gerth die Hintergründe der Untersuchung dar und weist unter anderem darauf hin, dass viele Deutsche dazu bereit wären, für Ökostrom etwas mehr zu bezahlen. Die Studie zeige auf, welche Angebote einen solchen „Mehrpreis für den Klimaschutz“ rechtfertigen. Doch es sei wichtig für Stromkunden, Angebote genau zu überprüfen. Interessant: Die „WirtschaftsWoche“ hat zwei Online-Vergleichsportale, die dabei eigentlich helfen sollen, einem nicht repräsentativen Test unterzogen und dabei festgestellt, dass die Dienste nur unzureichend informieren. Das sei enttäuschend, schreibt Gerth.

Die Studienergebnisse des HRI für die WiWo könnten da eine bessere Orientierung für den Verbraucher sein. Seit 2020 ermittelt das Wirtschaftsmagazin jährlich nachhaltige Ökostromanbieter – MANN Naturenergie gehörte bereits in der Vergangenheit zu den ausgezeichneten Unternehmen.

Das ist schon sehr beeindruckend

Die sechsjährige Mia interessiert sich am Stand von Sema Dercin und Volker Schmidt noch nicht so sehr für die kommenden Tarife…

Zwar wohnt die Tochter Brigitte und Lothar Pörschs in Gackenbach, also dem Südlichen Westerwald. Doch dass die Hunsrücker heute im Westerwald unterwegs sind, hat einen anderen Grund, als einen Besuch beim Nachwuchs: „Wir sind nur wegen der Firma MANN gekommen, als treuer Kunde“, sagt Lothar Pörsch.

Pörschs leben in Simmern und sind Bezieher von „MANN Strom“. „Außerdem haben wir noch jemand weiteren vermittelt“, ergänzt Brigitte Pörsch. Wirklich echten Öko-Strom zu nutzen, sei ihm sehr bedeutsam, betont das Paar, darum habe man einen Vertrag mit MANN abgeschlossen. Sie seien naturverbunden, antworten Pörschs auf die Frage, warum ihnen die Grünstrom-Nutzung wichtig sei, „und das Geld bleibt hier in Rheinland-Pfalz“, fügt Brigitte Pörsch an.

Die SEO-Anlage ist eine Station auf der Tour, an der auch Winkels (rechts) teilnehmen. Fotos: Schmalenbach

Den Weg nach Langenbach haben die Hunsrücker auf sich genommen, „weil wir das Team von dem Herrn Mann mal näher kennenlernen wollten“, erzählt Lothar Pörsch. Klar, dass der Ökostrom-Pionier seinen Gästen aus Simmern auch selbst für ein Gespräch zur Verfügung steht.

Am Stand von Sema Dercin und Volker Schmidt führen andere Besucher der „Tage der offenen Tür“ ebenfalls durchgängig Gespräche. „Wie werden die Stromtarife künftig aussehen? Ob wir neue Kunden aufnehmen“: Das seien die Themen, zu denen die Besucher sich austauschen möchten, schildert Sema Dercin vom Strom-Vertrieb bei „MANN Naturenergie“. Ihr Kollege Volker Schmidt beschreibt, dass viele die Furcht, die Energieversorgung könnte unbezahlbar werden, umtreibe: „Wird es wirklich so teuer, wie man überall höre?“ Schmidt kann die meisten Fragesteller beschwichtigen: Frühzeitiger Einkauf des Stroms schütze bei MANN weitestgehend davor, dass Stromtarife Höchstwerte erreichten „und es bei uns im Vergleich zu jenen, die teilweise jetzt schon über 60 oder 70 Cent verlangen, moderater bleibt.“ Das Gespräch mit den Experten beruhige die Menschen, nicken Sema Dercin und Volker Schmidt.

Angela Haas ist zu den „Tagen der offenen Tür“ gekommen, weil sie in der jüngsten „Wäller Energiezeitung“ „der Artikel über den Baggerfahrer total angesprochen“ habe, wie sie sagt. „Mensch, ich dachte, das scheint ein Unternehmen zu sein, bei dem es auch noch um andere unternehmerische Werte als nur Profit geht. Es hörte sich so wertschätzend an, was ich da über die Geschichte des Baggerfahrers gelesen habe. Das finde ich total interessant, darum wollte ich das Unternehmen selbst kennenlernen.“

Christian und Kerstin Schlepper aus Alpenrod möchten sich den Arbeitsplatz ihres Bekannten ansehen.

Angela Haas guckt mit ihrem Sohn Fynn in den Großspeicher. Sie beeindrucke die Wertschätzung der Mitarbeiter bei WWP, wie sie schildert.

„Ich kannte die Firma noch nicht. Die Idee, herzufahren, kam von meinen Eltern, und ich dachte, das ist mit Sicherheit interessant“, so Sohn Fynn Haas, der just mit der Mutter einen Blick in den Großspeicher bei den Westerwälder Holzpellets geworfen hat. Ihm imponiere „die ziemlich gut durchdachte Kreislaufwirtschaft“, mit der bei den WWP möglichst viel aus dem Holz herausgeholt und auch Nebenprodukte sowie Restwärme der Anlagen genutzt werde. „Das ist schon sehr beeindruckend.“

Günther und Ulrike Winkel möchten sich ansehen, wo der Brennstoff für ihre neue Pelletheizung herkommt.

„Weil wir jemanden privat kennen, der hier arbeitet. Da wollten wir uns das Ganze einmal angucken“, erläutern Christian und Kerstin Schlepper den Grund ihres Besuchs der „Tage der offenen Tür“. Sie haben wissen wollen, wie es am Arbeitsplatz des Bekannten aussehe. „Wir sind noch nie vorher hier gewesen, und trotz des Wetters gefällt uns der Einblick sehr gut. Außerdem beziehen wir selbst ‚MANN Strom‘. Und wir sind sehr zufrieden damit, auch, weil das Unternehmen sehr regional ist“, unterstreichen die in Alpenrod Wohnenden.

Lothar und Brigitte Pörsch sind Stromkunden und mit ihrem Bekannten Reinhard Schug (von links) aus dem Hunsrück zu den “Tagen der offenen Tür” gekommen, um das Unternehmen von Markus Mann kennenzulernen.

Einen geringfügig weiteren Weg zu den „Tagen der offenen Tür“ bei WWP und „MANN Naturenergie“ als Schleppers hatten Ulrike und Günter Winkel aus Burbach. Sie haben soeben eine Pelletheizung einbauen lassen, die eine alte, nicht sehr ökologische Ölheizung ablöst und nun vor der ersten Heizperiode steht. „Da wollten wir uns einmal ansehen, wo die Pellets herkommen, die wir getankt haben.“ Es sei wichtig, einen Pelletlieferanten zu wählen, bei dem die Anfahrtwege bei der Lieferung nicht zu lang sind, stellt Günter Winkel heraus. Auch Ehefrau Ulrike hebt hervor, dass es zwar schöneres Wetter für so einen Ausflug geben könnte – „doch es ist wichtig, dass wir uns mit der Frage, wie unsere Energieversorgung organisiert ist und wo der Brennstoff herkommt, beschäftigen!“

Am Anfang der Führung und der Firmenhistorie

Die Fragen der Energiewende treiben offenbar viele Menschen um – die darum trotz des Wetters zahlreich an den Führungen teilnehmen und dabei ihre Fragen stellen.

Das Wetter ist, da gibt es nichts zu beschönigen, ausgesprochen bescheiden. Umso auffälliger ist, wie viele Menschen dennoch der Einladung gefolgt und zu den „Tagen der offenen Tür“ bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) und „MANN Naturenergie“ gekommen sind – und, trotz Starkregens, vor allem wissbegierig an den Führungen teilnehmen, die im Stundenrhythmus „den Weg des Holzes“ durch den Betrieb nachzeichnen, an dessen Ende die Verwertung von Sägenebenprodukten als Material für CO2-arme Holzpellets steht.

Geliehenes Geld, mit dem ein Westerwälder Speditionskaufmann, den das Studium nach Bremen geführt hatte, anno 1991 ein Windrad aufstellte – das erste von Rheinland-Pfalz übrigens – und damit seine frühen Gehversuche in Sachen erneuerbarer Energien unternehmen konnte: Die Gruppe, die WWP-Projektingenieur Daniel Rahn gerade zum Rundholzplatz führt – auf dem am Tag 13 bis 18 Lkw-Ladungen Fichtenholz ankommen, die dort in Längen und Qualitätsklassen sortiert werden –, ist beeindruckt von der Entstehungsgeschichte der von Markus Mann gegründeten Unternehmen. Heute versorgen sie Zehntausende Menschen mit CO2-armer Wärme und „grünem“ Strom. Oder ebenso Betriebe und Institutionen von der „Westerwald-Brauerei“ bis zur Stadt Bonn, die damit unter anderem ökologisch sinnvoll Straßenbahnen fahren lässt, während erstere das in der Region beliebte „Hachenburger“ mit MANN-Ökostrom kühlt.

Wie und woraus werden eigentlich Pellets gemacht? Daniel Rahn zeigt der Gruppe das Ausgangsmaterial. Fotos: Schmalenbach

Bei dieser Pionierleistung zur regenerativen Energieerzeugung blieb es indes nicht: 1994 folgte bei den WWP der Bau des Biomasse-Heizkraftwerks, das die Besuchergruppe um Daniel Rahn ebenso erklärt bekommt wie die Pelletpressen. Die für sie benötigten Späne werden, so Rahn, mit der Abwärme des Kraftwerkes getrocknet. Hat frisch eingeschlagenes Holz im Mittel einen Wassergehalt von 50 Prozent, wird jener der Späne vor dem Pressen mittels eines Bandtrockners auf zwölf bis zehn Prozent reduziert. Der Spänevorrat wird zuvor in einer Halle gelagert, die ebenfalls auf dem Rundgang liegt.

Die Teilnehmer der Tour folgen Daniel Rahn auf „dem Weg des Holzes“, der gleichermaßen in die SEO-Sägeanlage führt, in der Bretter für Industrieverpackungen gefertigt werden – die anfallenden Späne dienen wiederum als Material für die Westerwälder Holzpellets. „Für diesen Brennstoff wird also kein Baum eigens gefällt“, beantwortet der WWP-Ingenieur eine der häufig gestellten Besucher-Fragen.

Die Besucher interessieren sich ebenso für die Versorgungssicherheit und vor allem die Preisentwicklung: „Lohnt es sich noch, eine Pelletheizung einzubauen?“, möchte ein Mann mittleren Alters erfahren. „Warum sind Pellets so im Preis gestiegen?“ „Was macht Ihr Unternehmen mit dem Geld?“, wollen weitere „Tage-der-offenen-Tür“-Gäste wissen.

Wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich Späne. Und wo gesägt wird, ebenso. Dieses Nebenprodukt aus der SEO-Anlage wird nicht vernichtet, sonderen sinnvoll in der Pelletproduktion benutzt.

Gerade die Antwort zur letzten Frage beeindruckt die Gruppe: Daniel Rahn berichtet, dass der Pelletpreis aufgrund normaler Markt-Mechanismen – eine steigende Nachfrage sorgt für höhere Preise, da die Kapazitäten der Pelletproduzenten nicht so kurzfristig im selben Ausmaß vergrößert werden konnten – derzeit höher als zuvor sei, doch die WWP die Erlöse „nicht für eine Yacht des Chefs in der Südsee“ verwendeten. „Das Geld ist hier im Westerwald, im Betrieb“, betont Rahn. Denn stattdessen würden in naher Zukunft eine Trockenkammer für Holz, eine Umstapelanlage, ein Hobelwerk, eine Keilzinkanlage, eine weitere Sägelinie mit einer Blockbandsäge, die größere Durchmesser sowie Harthölzer schneiden kann, gebaut und in Betrieb genommen. Gesamtinvestitionen von über 18 Millionen Euro – finanziert aus den Erlösen des Pelletverkaufs – sorgten so dafür, dass die Veredelungstiefe der Holzprodukte aus Langenbach bei Kirburg erhöht werde und man auch auf die sich wegen des Klimawandels stark veränderte Liefersituation beim Rundholz noch besser einstellen könne. Zudem erhöhe eine weiter gesteigerte Effizienz der betrieblichen Abläufe die Nachhaltigkeit erheblich.

Während Daniel Rahn die Runde fortsetzt, etwas zum Qualitätsstandard der Westerwälder Holzpellets erklärt, die 9.000 Tonnen fassenden Silos zeigt oder die Gruppe einen Blick in den 1,5 Megawattstunden Strom fassenden Großspeicher werfen lässt, zieht es andere Besucher der „Tage der offenen Tür“ zu einer Weltneuheit, die bei der Veranstaltung ebenfalls besichtigt werden kann: Durchgängig wenden sich Besucher an Fahrer Ramon, um mit ihm im E-LKW der WWP eine Runde über das Firmengelände zu drehen und zu erleben, wie 700 vollelektrische PS den Lastwagen antreiben. Mit dem wird nunmehr auch die Auslieferung der Westerwälder Holzpellets CO2-arm gestaltet, weil weder auf dem Weg vom Werk zum Kunden noch beim Ausblasen der Pellets beim Kunden ein CO2-Ausstoß aus einem Dieselmotor entsteht.

In der “Halle 1” gibt es nicht nur die alte Werkstatt, sondern Wärme, Trockenheit und etwas zu essen.

Gut, dass es in der „Halle 1“ zahlreiche Tische und Bänke im Trockenen und Warmen gibt! Nach einer durchaus fordernden Stunde im Nassen sind die Teilnehmer der Touren mit Daniel Rahn und seinen Kollegen froh, sich bei Bratwurst wie veganen Speisen, bei Kaffee und Kuchen stärken zu können, derweil unterhalten von erstaunlich hochqualitativer Blasmusik. Die „Daadetaler Knappenkapelle“ hat auch ein 80er-Potpourri mit Welthits wie „Thriller“ oder „Eye of the Tiger“ drauf!

Nebenan läuft die von einer Dampfmaschine angetriebene Transmissionslinie in der historischen Werkstatt, und Dutzende WWP- und „MANN-Strom“-Mitarbeiter sind für Gespräche und Fragen zugegen.

Blick in den Turm der Windkraftanlage, die vier alte ersetzt, aber das Zehnfache leistet.

Die Exkursion zum in den Wolken verschwindenden Windrad ist einer der weiteren Programmpunkte.

Draußen vor der Halle steht unterdessen der „Hübbelbummler“ benannte Doppeldeckerbus bereit, der Interessierte mitnimmt zu einer Exkursion hinauf zum Groß-Windrad der Wäller Energiegenossenschaft. Die bei diesem windigen „Sauwetter“ unter Volllast laufende Anlage liefert im Jahr acht Millionen Kilowattstunden Strom und ist ein eindrucksvolles Beispiel für „Repowering“: Das Windrad ersetzt heute vier Altanlagen, liefert aber zehnmal so viel Energie wie die vier Vorgänger und zeigt, welche fortschrittliche Entwicklung „die Erneuerbaren“ gemacht haben, seit der Speditionskaufmann und Betriebswirt Markus Mann 1991 aus Bremen zurückkehrte in den Westerwald, das erste Windrad oberhalb Langenbachs aufbaute, das am Anfang der Unternehmensgeschichte – wie der Führungen bei den „Tagen der offenen Tür“ – stand.

Uwe Schmalenbach

Firmenlauf Bad Marienberg 2022

„Endlich wieder gemeinsam!“ – unter diesem Motto startete nach drei Jahren Pause endlich wieder der wohl größte Firmenlauf der Region am 9. September in Bad Marienberg. Viele regional ansässige Firmenteams waren zum Laufen, Feiern und Leute treffen gekommen. So auch unsere MANNschaft.

Der auf drei Runden aufgeteilte, insgesamt 5 Kilometer lange Rundkurs wurde von den Mitstreitern ganz unterschiedlich angegangen. Bei manchen galt die sportliche Höchstleistung mit Kampf um Platzierungen und Bestzeiten, bei anderen wiederum zählte mehr der Gedanke: Dabeisein ist alles.

Wie auch immer, unsere 26 MANNschafts-Kolleginnen und -Kollegen hatten sichtlich Spaß, was auch das nasse Wetter nicht wirklich trüben konnte.

Fotos von der Laufstrecke: Fotostudio Röder-Moldenhauer

„Pelletlieferung per Silo-LKW mit einem vollelektrischen Designwerk 40-Tonner“

Eine Weltneuheit: Mit dem neuen Mid Cab Semi 4x2T liefert die Westerwälder Holzpellets GmbH (WWP) seit dem 29.08.2022 den Ökobrennstoff aus eigener heimischer Produktion noch umweltfreundlicher aus. Der Lastwagen wird rein elektrisch angetrieben und nutzt auch zum Einblasen der Pellets beim Kunden ausschließlich den Ökostrom aus der Fahrzeugbatterie!

Der Lkw stammt von der Schweizer Firma Designwerk. Der Elektromobilitätsexperte für Nutzfahrzeuge ist Teil der Volvo Group. Designwerk ist auf Spezialfahrzeuge und E-Lkw mit großen Reichweiten und Nutzlasten spezialisiert. Der Mid Cab Semi 4x2T basiert auf einem Volvo FM Chassis. In Winterthur rüstet Designwerk dieses mit Antriebsstrang, Batteriesystemen, Steuerungs- und Sicherheitstechnik und Allem, was ein E-Lkw braucht, auf.  

WWP-Firmenchef Markus Mann war schon länger auf der Suche nach einer Möglichkeit, um auch die Lieferung der ohnehin umweltfreundlichen Westerwälder Holzpellets ökologisch sinnvoller zu organisieren. Denn wenngleich die Pellets aus Nebenprodukten hergestellt werden, die im WWP-Sägewerk in Langenbach anfallen – das vollständig mit CO2-neutralem Grünstrom aus Wind- und Wasserkraft, Photovoltaik und dem firmeneigenen Biomasse-Heizkraftwerk angetrieben wird, die Pelletpressen ihrerseits mit Ökostrom arbeiten: Der Weg der Pellet-Lastwagen vom Werk bis zum Kunden hat bislang einen Teil des überaus geringen CO2-Fußabdrucks der Westerwälder Holzpellets (10,68 kg CO2 pro Tonne) verursacht. Mittels E-Lkw soll die Lieferlogistik schnellstmöglich CO2-neutral werden.

Dabei hilft ab sofort der Mid Cab Semi 4x2T von Designwerk: Seine Batteriesystem-Kapazität von beachtlichen 450 Kilowattstunden (kWh) ist so üppig dimensioniert, dass mit dem Lkw nicht nur die höchstens anfallenden 250 Tageskilometer problemlos, auch im Winter und mit Reichweitenreserve bewältigt werden können. Ebenso wird der Kompressor, der für das Einblasen der Pellets in den Bunker der Kunden beim Einsatz des Elektro-Fahrzeugs natürlich genauso notwendig ist wie beim bisher genutzten Diesel-Lkw, zusätzlich im Stand von der Batterie des Designwerk E-Lkw angetrieben.

Da die Westerwälder Holzpellets sich als bewusst regionaler Energieversorger ein Regionalkonzept gegeben haben, welches besagt, dass Auslieferungen nur in einem Radius von 100 Kilometern um den Firmensitz in Langenbach bei Kirburg erfolgen, sind die 250 Kilometer Reichweite mehr als auskömmlich.

Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Gefährt sind so gut, dass Markus Mann bereits die nächsten „rollenden Investitionen in die Energiewende“ auf den Weg gebracht hat: In Kürze folgen dem Designwerk Mid Cab vier Volvos, die direkt aus dem schwedischen Göteborg in den Westerwald kommen werden. Bis Ende Februar 2023 dann sollen von zwölf bei den „Westerwälder Holzpellets“ für den Verteilverkehr genutzten schweren 40-Tonnern sieben vollelektrisch unterwegs sein – so wie bereits jetzt die Weltneuheit Designwerk Mid Cab!

Diese ist mit vier Motoren ausgerüstet, die je 125 kW Leistung entfalten. In Summe hat der neueste Lastwagen des Energielieferanten also fast 700 PS. Ein Drehmoment von 3.500 Newtonmeter sorgt für eine „lastwagenuntypische“ Beschleunigung.

Zwischen 13 und 14 Tonnen Pellets passen in das 10,36 Meter lange Fahrzeug. Der Designwerk Mid Cab ist von Maut und Kfz-Steuer befreit und wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr finanziell gefördert.  

Zwar kostet die Batterie aufgrund ihres Gewichts 850 kg Nutzlast, doch mit einer Ausnahmegenehmigung darf der Elektro-Lkw mit einem höheren zulässigen Gesamtgewicht unterwegs sein, was das Batteriegewicht ausgleicht.


Interview mit Markus Mann

„Wer nicht losgeht, kommt nicht an“

Im Mai 2001 wurde die „Westerwälder Holzpellets GmbH“ (WWP) gegründet. Unabhängigkeit von ausländischen Gas- und Öl-Reserven sowie die Tatsache, dass das Heizen mit Holz CO2-neutral ist, seien dafür Gründe gewesen, schildert der geschäftsführende Gesellschafter Markus Mann. Um den Transport zum Kunden ebenso umweltfreundlich hinzubekommen, investiert das Unternehmen inzwischen in Elektro-Lkw. Über das erste Exemplar, den „Designwerk Mid Cab“, sprach mit Mann Uwe Schmalenbach.

Ihre neueste Investition ist nicht ganz günstig gewesen – Größenordnung: eine halbe Million Euro! Und das in ein Fahrzeug, mit dem in Deutschland noch niemand Erfahrungen hat. Wie leicht trifft man so eine Entscheidung?
Wer nicht losgeht, kommt nicht an! Wir sind mit der E-Mobilität in der Firma ja schon sehr früh aufgebrochen, 2010. Und jetzt – endlich, endlich, nach vielen Jahren der Ankündigung – gibt es erste Elektro-Lkw, die man kaufen kann und die auch funktionieren. Wir haben uns ausgetauscht mit den Erstkunden von Designwerk in der Schweiz, die damit schon in anderen Anwendungsgebieten unterwegs sind, und haben gesagt: „So ein Fahrzeug brauchen wir.“ Dann ging es noch um die Frage, welche Batteriegröße wir benötigen und haben die „XL-Version“ genommen!

Batteriegröße ist ein gutes Stichwort: Die bereits fahrenden Designwerk Fahrzeuge, von denen Sie sprechen, sind nicht unterwegs, um Pellets auszuliefern. Diese Konfiguration gibt es ja weltweit erstmalig nur hier bei den „Westerwälder Holzpellets“. Es ist aber noch einmal eine ganz andere Anforderung an den Lkw, da Sie die Pellets nicht nur „durch die Gegend fahren“ wollen, der Brennstoff muss zudem aus dem Silo bewegt werden, wenn der Fahrer beim Kunden ist…
Genau! Und das ist natürlich etwas anderes, als wenn an einem Lkw nur mal eine Hebebühne rauf- und runtergeht.

Was ist der wesentliche Unterschied?
Bei der Pelletauslieferung brauchen Sie einen leistungsfähigen „PTO“, das ist ein Nebenantrieb. Bei einem Diesel-Lkw kommt dieser aus dessen Getriebe. Von dort geht eine Welle auf den Kompressor, der den Druck erzeugt, mit dem die Westerwälder Holzpellets vom Silowagen in den Bunker des Pelletnutzers geblasen werden. Hier beim Designwerk Mid Cab ist erst ein elektrischer Umformer installiert worden, der die Hochvolt-Spannung von 400 Volt auf einen Elektromotor bringt, der eine Hydraulikpumpe antreibt, die wiederum den Kompressorbetrieb übernimmt. Noch sind die Bauteile nicht da – da es eine Weltneuheit ist –, die direkt die elektrische Energie auf den Kompressor geben, ohne über die Hydraulik gehen zu müssen. Dennoch: Trotz des technischen Umweges erfolgt der Kompressorantrieb schon jetzt zu 100 Prozent mit dem Ökostrom aus der Lkw-Batterie.

Bis Februar wollen Sie sieben Elektro-Lastwagen einsetzen. Steht bis dahin eine „Lernzeit“ an, wo man solche Dinge näher anschauen und sich für die nächsten Fahrzeuge Lösungen überlegen kann?
Wir haben bei den Bestellungen der Lkw bewusst eine Vielfalt gewählt – wie wir sie beim E-Pkw-Fuhrpark schon haben. Beim E-Lkw werden wir neben dem Designwerk DAF, Volvo aus Göteborg und den „E-Actros“ von Mercedes ausprobieren.

Welche Erkenntnisse sollen gewonnen werden?
Der Nebenantrieb, der E-PTO, von dem ich eben gesprochen habe, bedeutet ja, dass wir ungefähr eine Stunde lang das Kompressor-Gebläse, das die Pellets in den Keller „pustet“, an der Lieferstelle laufenlassen müssen. Im Zweifel geht es dabei auch mal 30 Meter gegen den Berg die Böschung hoch bis in den Keller – und da müssen die Pellets auch zuverlässig ankommen! Das braucht Energie, und diese Energie wird der Batterie im Designwerk Mid Cab für die Fahrtstrecke weggenommen. Die ersten Werte, die wir aufgezeichnet haben, bestätigen unsere Hoffnung: Vermutlich werden rund 30 Kilowatt (kW) Leistung vom Nebenantrieb aufgenommen. Und 30 kW bedeuten, dass von unserer Batterie im Lkw, wenn wir eine Stunde lang pusten, eben auch rund 30 Kilowattstunden (kWh) Energie verbraucht werden. In der Batterie stecken 450 kWh drin, 30 sind weg – mit dem Rest können wir fahren.

Nun hat ein jeder, der schon ein E-Fahrzeug gesteuert hat, bemerkt: Das Prinzip ist von Witterungseinflüssen abhängig, im Winter verbraucht etwa die Heizung im Auto Strom. Pellets werden gerade im Herbst und Winter besonders stark nachgefragt. Hat die Batterie genug „Luft“, dass das von Ihnen beschriebene Verfahren auch bei minus zehn Grad noch zuverlässig funktioniert?
Deswegen haben wir ja eine Reserve eingebaut. Denn es ist nicht nur die Heizung im Führerhaus, die betrieben werden muss. In der Batterie, es ist ein Lithium-Ionen-Akku, findet ein chemischer Prozess beim Laden wie Entladen statt. Je kälter es ist, desto träger passiert das. Wenn die Batterie träger arbeitet, kommt weniger raus – deswegen hat man im Winter bis zu 10 Prozent Reichweitenverlust.

Und dann?
Den haben wir mit eingeplant! Weil wir ja ein Regionalkonzept verfolgen, rollen unsere Fahrzeuge im Umkreis von vielleicht 100 Kilometern. Das heißt, ein Auslieferungsfahrer der WWP legt im Schnitt so um die 170 Kilometer zurück, wenn er mehrere Abladestellen ansteuert. Das passt also mit der Reichweite des Designwerk Mid Cab ganz hervorragend, und es ist eben ein Vorteil, dass wir die Menschen in der Region mit Wärme versorgen, aber nicht den Anspruch haben, Pellets aus dem Westerwald nach Paris zu fahren.

Mit dem neuen E-Lkw von Designwerk verringert sich der CO2-Fußabdruck der Holzpellets aus dem Westerwald abermals, nicht wahr?
Genau! Wir nähern uns jetzt 100 Prozent dessen, was man erreichen kann. Natürlich setzen wir im Unternehmen noch Schmierstoffe für Maschinen und Fahrzeuge ein. Natürlich haben wir noch keinen CO2-freien Stahl. Wenn also unsere Schlosserei einen Stahlträger kauft, um ein Gestell zu bauen, ist das leider nicht C02-neutral. Aber da arbeiten wir dran! Doch im Bereich der Mobilität sind wir im ersten Quartal 2023 so weit, dass wir mit sieben von zwölf Lieferfahrzeugen CO2-frei unterwegs sein können. Denn wir laden aus unserem eigenen Areal-Netz auf dem Firmengelände, für das wir eine 100-prozentige Grünstrom-Versorgung haben, mit Eigenerzeugung im Mix aus Sonne, Wind und Biomasse. Reststrom, der dann und wann mal fehlt, beschaffen wir über Verträge mit Wasserkraftwerken, aus denen ebenfalls physikalisch gekoppelter Grünstrom kommt.

Damit sind wir beim „Treibstoff“ des neuen Elektro-Lastwagens: Warum Grünstrom und kein Wasserstoff, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird?
Es gibt zwei Ansätze alternativ zum batterieelektrischen Fahren: einer ist „wasserstoffelektrisch“. Dabei wird die Energie im Wasserstoff gespeichert, im Fahrzeug in Strom umgewandelt und damit wird der Motor angetrieben. Oder man verwendet synthetischen Treibstoff…

Die sogenannten „E-Fuels“?
…richtig. Wasserstoff und E-Fuels müssen aber zunächst aus Primärenergie hergestellt werden. Primärenergie heißt: Am Anfang der Kette steht ein Solar- oder Windkraftwerk, mit dem ich Wasserstoff erzeuge. Den muss ich verdichten, transportieren, lagern, vertanken und wieder rückverstromen. Und da gibt es eine sehr einfache Faustformel: Ich könnte mein Fahrzeug natürlich wasserstoffelektrisch fahren, doch dann brauche ich eben die dreifache Menge an Primärenergie gegenüber dem batterieelektrischen Antrieb.

Und bei den E-Fuels?
Da ist es noch schlimmer: Die sind zwar vermeintlich „wunderbar“, denn wir können die bestehende Verbrennungstechnik weiter nutzen, und wir haben diese „schönen Tankstellen“ überall (schmunzelt). Aber: Dann habe ich den Faktor fünf! Das heißt nichts anderes, als dass ich bei E-Fuels die fünffache Primärenergie brauche, um die gleichen Kilometer zu fahren!

Wenn man das Manko bei wasserstoffelektrischem Antrieb beheben würde und die Primärenergiemenge gleich wäre, könnte Wasserstoff eine Alternative werden?
Das könnte interessant werden, wenn man noch etwas erfindet, das den Wirkungsgrad des Wasserstoffs bedeutend erhöht. Und wenn man für die Stromproduktion Standorte nutzt, an denen man den doppelten oder gar dreifachen Solar- oder Windertrag hinbekommt und den dort erzeugten Wasserstoff nach Deutschland transportiert. Aber langfristig gesehen sind wir dann abermals nicht unabhängig von Energieimporten. Statt von Putin sind wir vielleicht von einem Herrscher in der arabischen Welt abhängig, dass er den in der Wüste mit Solarstrom betriebenen Generator zur Wasserstofferzeugung nicht abschaltet, wenn es einmal politische Meinungsverschiedenheiten gibt. Deshalb: Wir müssen sehen, dass wir heimische Energie heimisch nutzen. Und das heißt: Am besten direkt von der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder aus der Windmühle in den „Tank“. Die Mengen sind da, alle Bilanzen zeigen, dass wir uns nicht erneut abhängig machen müssen von irgendwelchen Exporteuren.

Allgemeine Info zu Markt und Marktentwicklung

Während meiner 23 Jahre Pelleterfahrung haben wir es immer wieder erlebt, dass die meiste Zeit von Überkapazitäten der Erzeugung geprägt war. Jeweils nach Preisspitzen wurde die Produktion massiv ausgebaut und über Jahre gab es dann ein Hauen und Stechen im Wettbewerb. Das war jeweils nach 2006/2007 und auch 2013/14 der Fall. Ein Pelletwerk zu planen und errichten, dauert nun mal 2-3 Jahre und daher wird sich der Markt vermutlich nicht vor 2024 wirklich beruhigen. Über all die Jahre waren und sind auch aktuell die Pellets gegenüber den fossilen Energieträgern circa 20-30 % günstiger. Das ist eigentlich unverständlich, da es sich ja um einen heimischen, sauberen, ökologischen und lagerfähigen Energieträger handelt. Trotzdem war und ist es so. In Deutschland werden derzeit circa 3,5 Mio. t Pellets in circa 70 Werken hergestellt. Ein Potential von 17,5 Mio./t aus nachhaltiger heimischer Waldwirtschaft wurde von Experten ermittelt.

Energiekrise in Europa und Deutschland

Zum Oktober 2022 pendeln sich Gaspreisankündigungen für private Endkunden auf circa 24 Cent/kWh ein. Das entspricht einem Pelletpreis von 1.200 €! Öl liegt bei ungefähr 16-18 Cent/kWh, was einem Pelletpreis von 800-900 €/t entspricht. Beide Energieträger haben jedoch gemeinsam, dass diese umweltzerstörend sind und zumeist nicht aus Demokratien stammen.

Derzeit spielen nicht nur die Gasmärkte sondern auch die Strommärkte verrückt. Die Trockenheit hat ganz Europa erwischt und der sonst so zuverlässige Regen ist bis nach Norwegen leider ausgeblieben. Der Ausbau von Sonne- und Windkraftwerken hat die letzten 20 Jahre leider nicht ausreichend stattgefunden und somit muss mehr Energie in Form von Gas, Kohle, Öl und Uran importiert werden. Wenn wir heute schon 80-90 % erneuerbaren Strom hätten, dann würden man die fehlenden 10-20 % locker einspeichern oder lagern können für die Dunkelflaute. Jetzt ist leider so, dass bei einem Strompreis von 600 €/Megawattstunde, ein Kohlekraftwerk mit einem elektrischen Wirkungsgrad von 35 %, einen Holzpelletpreis von 1.050 €/t (netto) zahlen kann. Ein Kraftwerk hat so gut wie keine Qualitätsanforderungen und somit entscheiden sich insbesondere große Importeure, die Pellets unkompliziert an Kraftwerke zu verkaufen.

Zukunft von Pellets in unserer Region

Noch diese Saison erfolgt in der Branche ein massiver Ausbau. Neubauten von Pelletwerken bzw. Kapazitätserweiterungen in Eifel, Hunsrück, Westerwald, Sauerland sowie dem nahen Hessen, finden derzeit statt. Wir und unsere Wettbewerber investieren massiv, auch in die Verteillogistik. Wenn jemand gut mit einer Pelletheizung aufgehoben ist, dann in unserer Region, denn auch in Zukunft wird auf kurzem Weg immer ein Vorteil liegen.


Markus Mann

Umzug eines Feuerlöschteichs

Am neuen Standort wird noch gearbeitet.

Ein Bagger verteilt bei den „Westerwälder Holzpellets“ selbst hergestellten Kompost auf dem Wall um einen neuen Feuerlöschteich, damit hier schon bald eine der Biodiversität dienliche Bepflanzung bestens gedeihen kann.

Der alte Löschteich wirkt auf dem Werksgelände beinahe idyllisch.

Dort, wo nunmehr das Bassin seinen Platz findet, stand bis vor einer Weile ein gläsernes Gewächshaus. Es hatte als Standort von „Blumen Ermert“ gedient, wie die Menschen der Region die Gärtnerei von Andre Ermert aus Daaden nennen. Der zog im Gewächshaus Blumen, der saisonale Verkauf erfolgte von April bis Juni direkt aus dem gläsernen Gebäude heraus (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete). Abwärme des WWP-Kraftwerkes nebenan sorgte für zur Pflanzenaufzucht notwendige Temperaturen.

Zwischenzeitlich wurde das Treibhaus zerlegt, vorsichtig nach Polen transportiert – und wieder aufgebaut, so dass es ein „weiteres Leben“ hat. Jetzt wachsen darin unter anderem Erdbeeren – während an seinem früheren Standort die Sicherheit der Produktion bei den WWP erhöhendes Wasser gespeichert werden kann. An der Stelle des alten Feuerlöschteichs wird eine weitere Fertigungshalle entstehen, weshalb er weichen muss.

Bei dem “Umzug” erfolgt eine Verdoppelung der vorgehaltenen Wassermenge auf 1,8 Millionen Liter.

Frisch gepresst – und sinnvoll abgekühlt

Mancher wundert sich: Kosteten Holzpellets vor vier bis fünf Jahren (je nach Menge und Abladeort) zwischen 200 und 250 Euro die Tonne, reißt dieselbe Menge in Kürze wohl die Marke von 500 Euro (wenngleich die mit Pellets erzeugte Wärme weiterhin erheblich günstiger ist als bei Öl und Gas – siehe Grafik). Was ist da passiert?

Für einen solchen Siloauflieger werden urplötzlich 221.000 statt 160.000 Euro verlangt…

Bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) ist zu erfahren, dass alleine die Rohstoffe für die Pelletproduktion inzwischen drei- bis viermal so teuer seien wie einstmals. Das „Kalamitätenholz“, das Borkenkäfer und Trockenheit in besonders großer Menge hatten anfallen lassen, sorgte damals vorübergehend für einen historischen Tiefstand bei den Rohstoffkosten. Doch auch andere Verarbeitungsfaktoren sind für die Pelletproduzenten erheblich teurer geworden – von Schmierstoffen bis zu Ersatzteilen.

Ein Beispiel für die Kostenexplosion saust gerade in sattem Blau über den Rundholzplatz bei den „Westerwälder Holzpellets“: Ein Holzumschlagsbagger, den das Unternehmen 2021 anschaffte. Er hat 270.000 Euro gekostet. „Die Maschine ersetzt einen alten Bagger, der nun nur noch Reservebagger ist. Jetzt soll der 2021er-Bagger seinerseits bald zur Reserve werden, wir haben deswegen abermals einen neuen bestellt“, erzählt Markus Mann, Chef bei den WWP, „weil der alte bald wirklich alt ist. Doch ein neuer Bagger kostet auf einmal 370.000 Euro – 100.000 mehr!“

Der Wärmetausch erfolgt direkt im Kühler (rechts) neben den Pelletpressen (links).

Eine ähnliche Erfahrung habe man bei den Silofahrzeugen gemacht, die ebenso wichtig sind, wie eine gute Ersatzteilversorgung im Pelletwerk: Ohne die Fahrzeuge kommen fertige Holzpellets nicht zum Kunden. „Wenn Sie heute einen Silo-Auflieger bestellen mit Kompressor und allem, das benötigt wird, um die WWP ausliefern zu können, machen Sie eine ähnlich ‚interessante‘ Erfahrung: Der Auflieger, den wir 2021 bekommen haben, kostete noch 160.000 Euro – der neue, der in Kürze kommen soll, aber in Wahrheit vermutlich erst im nächsten Jahr geliefert werden kann, schlägt mit 221.000 Euro zu Buche… Die Sattelzugmaschine dafür ist nicht mehr für 88.000 Euro zu kriegen: Eine passende Dieselzugmaschine gibt der Hersteller nur noch für 115.000 ab“, sagt Mann, „die elektrische Version erfordert weitere 100.000 Euro mehr – wobei ein elektrischer LKW derzeit eigentlich 500.000 Euro als Preis hat, aber der Staat fördert die allerersten Innovatoren wie uns großzügig und gewährt Zuschüsse.“

Auch dieser neue Bagger ist ein Beispiel für die Kostenexplusion bei der Pelletherstellung.

Trotz der finanziellen Belastungen: Zwölf Silofahrzeuge sollen, Stand Sommer 2023, WWP durch die Region transportieren, davon sieben vollelektrisch, wie Markus Mann in Aussicht stellt. „Wir wollen so gut wie möglich darauf hinarbeiten, dass wir für unsere Energieversorgung möglichst keinen Cent mehr in Richtung Russland überweisen müssen – in Form von Diesel oder Gas, das wir verbrauchen. Das ist unser Ziel.“ Darum gebe man, neben dem ökologischen Aspekt, das Geld für E-LKW aus.

Apropos Geld: Die WWP verdienen nach den Ausführungen ihres Geschäftsführers erstmalig seit 23 Jahren wirklich etwas. „Wir sind jahrelang ‚hart am Wind gesegelt‘“, formuliert er. Das sei bis „kurz vor die Pleite“ gegangen.

Er habe sich von den jüngsten Erlösen indes keine Motorjacht gekauft, scherzt Markus Mann – sondern stattdessen zum Beispiel eine Wärmerückgewinnungsanlage für die Pelletpressen angeschafft. Die Investition dafür betrug allein fast eine halbe Million Euro.

Um aus den Holzspänen, die im benachbarten SEO-Sägewerk der WWP anfallen, Pellets zu machen, werden sie mit hohem Druck verpresst. Sie werden dabei mit dem Faktor eins zu sechs verdichtet. Durch den Vorgang entsteht Wärme – wie stets, wenn Material zusammengedrückt wird. Was, nebenbei, auch notwendig ist, damit die Pellets zusammenhalten. Mit 90 Grad Celsius verlassen die WWP die Presse anschließend – die Holzpellets haben in dem Moment also neben ihrem Brennwert auch eine Menge Wärmeenergie in sich. Damit sie lager- und transportfähig sind, müssen sie allerdings auf höchstens 30 Grad abgekühlt werden.

Die Differenz zwischen 90 und 30 Grad Temperatur der Pellets macht der neue Kontaktkühler nutzbar, der die Wärme aus den Pellets zurückgewinnt: Sie wird eingesetzt, um den Spänetrockner der WWP zu beheizen. Darin wird den Holzspänen vor dem Pressen Feuchtigkeit entzogen, 400 Liter je Tonne, da sie ohne diesen Schritt für die Weiterverarbeitung zu feucht wären.

Eine weitere Investition in Höhe von fast einer Million Euro, die mit den aktuellen Gewinnen möglich wurde, ist eine neue Trockenkammer, die gerade aus silbrig im gleißenden Sonnenlicht blitzenden Aluminiumwänden auf dem Betriebsgelände in Langenbach errichtet wird. Mit ihr wird eine erhöhte Fertigungstiefe erreicht: Die Produkte des WWP-Sägewerkes können damit veredelt werden, indem die Trocknung – ganz ohne Einsatz von Chemie wie bei einer Imprägnierung – die Haltbarkeit des Schnittholzes erhöht. Zudem verhindert die Temperaturbehandlung zuverlässig, das sich noch irgendwelche Käferlarven oder -eier in den Brettern befinden könnten.

Die neue Trockenkammer in Sichtweite der Pelletsilos. Fotos: Schmalenbach

Die neue Wärmerückgewinnung, die die heiße Luft aus den frisch gepressten Pellets für den Spänetrockner liefert, sorgt dafür, dass die zuvor für diese Anlage eingesetzte (AB-)Wärme aus dem WWP-eigenen Biomasse-Kraftwerk in der Trockenkammer genutzt werden kann.

Doch auch dessen ungeachtet, erscheint die Anschaffung des Kontaktkühlers sinnvoll: Vor seinem Einbau haben die Pellets bei ihrem Abkühlvorgang nämlich im Grunde Westerwälder Luft erwärmt. Die Energie ist „in den Himmel“ gegangen und so ohne Nutzung vernichtet worden. Der neue Wärmetauscher ist somit ein weiterer Baustein, der die Energieeffizienz – die in der von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufenen „Zeitenwende“ eine gemeinsame Aufgabe für uns alle ist – ganz konkret bei der täglichen Herstellung der Westerwälder Holzpellets erhöht.

Mannschaft und Material für Sicherheit

Die Dinger scheinen ein ordentliches Gewicht zu haben. Markus Mann kann eines davon nur mit ganzer Kraft ins Metallregal in einer Halle auf dem Gelände der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) hieven. „Das sind Ersatz-Kolben für den Spilling“, ächzt er. Der „Spilling“, das ist ein Motor des gleichnamigen Herstellers, in welchem 330 Grad heißer Dampf, den die WWP in ihrem Biomasse-Heizkraftwerk erzeugen, über eben solche Kolben in vier Zylindern einen Generator antreibt, der so „grünen“ Strom produziert. „Muss ein Kolben ausgetauscht werden, steht die Anlage länger – wenn man kein Ersatzteil zur Hand hat“, erläutert Mann.

„Habt ihr noch?“ Diese telefonische Frage hören die Mitarbeiter der „Westerwälder Holzpellets“ momentan vielfach am Tag. Dabei geht es um Holzpellets als lose Ware wie in Säcken, mit der die Anrufer in der kommenden Heizsaison ihre Stube warm halten wollen.

Bewusst wurde der Bestand an Ersatzteilen deutlich ausgeweitet, wie Markus Mann berichtet. Fotos: Schmalenbach

Die sorgenvolle Erkundigung nach der Lieferfähigkeit wurzelt offenbar unter anderem in der Erfahrung von Verbrauchern, die erleben, dass ihr früherer Lieferant keine Holzpellets mehr bringen kann. Daher wächst die Furcht, dass die heimische Heizung im nächsten Winter kalt bleiben könnte.

„Wir stellen allmählich fest, dass in unserem Umfeld scheinbar einige Kollegen-Betriebe nicht lieferfähig sind“, erklärt WWP-Chef Markus Mann die Ursache für die vermehrten Anrufe bei seinem Unternehmen, in denen es um die Verfügbarkeit des CO2-armen Brennstoffs geht. „Wir haben unsererseits schon vor einem halben Jahr umstellen müssen auf eine veränderte Praxis bei der Versorgung: Unsere Stammkunden werden grundsätzlich beliefert. Erstbefüllungen von Neukunden übernehmen wir natürlich ebenso.“ Doch alle anderen ergänzt Mann, dürften nicht darauf bauen, in jedem Fall Westerwälder Holzpellets zu bekommen (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete).

Aber warum gibt es überhaupt einen Mangel, betrachtet man den deutschen Pelletmarkt insgesamt? „Die Lücken, die durch andere Produzenten entstehen, lassen sich nicht ohne Weiteres schließen“, betont der WWP-Chef. Es dauere schlichtweg, neue Pelletwerke zu bauen. Bei einigen Pelletierern sorgten Brände in jüngerer Vergangenheit dafür, dass sie die gewohnten Mengen derzeit nicht mehr erzeugen können. Es gibt also schlicht Ausfälle in der Produktion.

Ein weiterer Grund für die Verknappung scheint der Rückgang der Auftragseingänge in der Sägeindustrie zu sein: Wenn weniger gesägt wird, fallen weniger Sägemehl und Hackschnitzel an. Das erhöht die Rohstoffpreise bei der Pelletherstellung und erzeugt einen zusätzlichen Engpass. „Hinzu kommt, was Sie in der ‚Wäller Energiezeitung‘ schon einmal berichtet haben, dass nämlich die Mengen, die vor dem Krieg aus Russland, der Ukraine und Belarus nach West-Europa importiert wurden, ausfallen“, fügt Mann an. Diese summierten sich alleine auf etwa 3,5 Millionen Tonnen Holzpellets im Jahr.

Und dann ist da noch das enorme Wachstum im Segment Holzpellets, das im Zuge der notwendigen Energiewende immer größer wird: Die Anzahl der Pelletfeuerungen in Deutschland hat sich binnen eines Jahrzehntes mehr als verdoppelt, wie Zahlen des „Deutschen Energieholz- und Pelletverbandes“ ausweisen. Ferner steigt die Nachfrage nach Holzpellets wegen der Gasknappheit in Deutschland an: Etliche Haushalte, in denen eine Gaszentralheizung installiert ist, schaffen zusätzlich einen Pelletofen an – um im Fall der Fälle damit heizen zu können, wenn es gar kein Gas mehr geben sollte, worauf der Bundeswirtschaftsminister momentan fast täglich in den „Tagesthemen“ vorbereitet. Industrieunternehmen erhöhen den Nachfragedruck ebenso. Denn Firmen, die für ihre Fertigung bisher Erdgas in einer Rostfeuerung nutzten, versuchen, sich durch die Umstellung auf Holzpellets ebenfalls unabhängiger zu machen von dem fossilen Energieträger.

Sieht die “Westerwälder Holzpellets” gut gerüstet für den Winter: Markus Mann.

„Während der ‚Corona‘-Hochphase haben die Leute das Klopapier-Lager quasi vom Regal im Laden in ihren eigenen Keller oder die Vorratskammer verlagert. Dann war das Regal leer, aber der Keller voll. Bei den Pellets wird jedoch nicht nur das Lager umgeräumt – wir haben zusätzlichen Verbrauch“, gibt Markus Mann zu bedenken. „Der Mehrbedarf kann jedoch nicht mit einem Fin- gerschnippen mit dem Bau von neuen Pelletwerken aufgefangen werden.“

„Wir sehen uns für unsere Heimat, für die Region gut gerüstet!“, antwortet der WWP-Geschäftsführer auf die Frage, wie es um das Lager seines Unternehmens bestellt sei. So entstehe kaum zehn Kilometer Luftlinie entfernt ein neues Pelletwerk am Standort der „Holzindustrie Hassel“, „dessen Ware wir in Zukunft komplett vermarkten dürfen“, stellt er in Aussicht. „Kurzfristig für die nächste Saison löst das einen möglichen Engpass indes noch nicht – das muss man auch so sagen. Wenn jemand in der Mittelgebirgsregion von Westerwald, Sauerland, Taunus mit Pellets heizen will, wird das dennoch gut klappen. Es sind hier einige große Pelletwerke im Entstehen oder in Betrieb und werden erweitert – in der direkten Nachbarschaft ein Wettbewerber bei Neuwied, dann eben die ‚Sägeindustrie Hassel‘, im Sauerland ist ebenfalls ein großes neues Werk beim Sägewerk Pieper entstanden. Somit kann sich derjenige hier wohlfühlen, der gerne mit Pellets heizen möchte.“

Allerdings nur dann, wenn die bereits vorhandenen Werke ihre theoretischen Produktionskapazitäten auch praktisch dauerhaft ausschöpfen können. Und da kommt der „bleischwere“ Kolben wieder ins Spiel: „Wir sind heute bei einem Ersatzteilbestand im Wert von fast zwei Millionen Euro“, schildert Markus Mann. „Einfach nur, um immer jeden Tag zu funktionieren – wir versuchen möglichst alles, das kaputtgehen könnte, einmal in Reserve im Werk zu haben, um ein defektes Teil schnell selbst ersetzen zu können und so unseren Betrieb und damit die Lieferfähigkeit zu sichern. Aufgrund einer sehr gut geschulten Mannschaft im mechanischen wie elektrischen Bereich fühlen wir uns auf diese Weise sehr sicher: Wir haben zu den Ersatzteilen im Lager eine hohe Eigenkompetenz und Kapazität, so dass wir im Fall der Fälle nicht erst auf Dritte warten müssten. Durch die tolle, flexible Mannschaft, die es nicht leid wird, manches Mal zu unmöglichen Zeiten den Betrieb am Laufen zu halten, profitieren unsere Kunden, weil sie es im Winter warm haben werden.“

Uwe Schmalenbach

Versorgungslage, Preisentwicklung, Ursachen der Preissteigerung

Hier ein Preisvergleich der Energieträger (Quelle www.depv.de)

Die Brennstoffkosten bei Pellets liegen aktuell bei etwa 9 Ct. die kWh oder 250,-€/t über dem 10-Jahrestief vom letzten Jahr. Verständlicherweise fragen viele Kunden nach den Ursachen für diese Entwicklung.

Das Mahlen und Verpressen ist energieintensiv. Allein die höheren Strompreise seit Dezember 2021 verteuern die Tonne um ca. 30,-€. Der Preis für den Rohstoff Holz hat sich gegenüber dem letzten Jahr verdreifacht. Die Waldbesitzer erhalten dadurch aber auch endlich wieder die für die Waldwirtschaft dringend notwendigen Preise. Wir stehen im direkten Konkurrenzkampf um den Rohstoff Holz mit anderen stofflichen Verbrauchern wie der Holzwerkstoff- und Zellstoffindustrie.

Die Baukonjunktur und damit der Einschnitt von Bauholz haben durch die steigenden Zinsen und hohen Kosten deutlich nachgelassen. Dies führt wiederum zu weniger Sägerestholz auf dem Markt und weiter steigenden Preisen. Leider hat Deutschland durch die Trockenheit und die Käfer ca. 500.000 ha von insgesamt 11,5 Mio. ha Wald verloren. Die Wiederaufforstung findet langwierig und kostenintensiv statt. Trotzdem können wir in Deutschland stolz sein auf jedes Stück Holz, was heimischer Rohstoff ist und hier keine Importabhängigkeit besteht. Deutschland hat das Potential zur Herstellung von ca. 17 Mio. t p.a. aus heimischer Waldwirtschaft. Derzeit werden ca. 3,5 Mio. p.a. Holzpellets hergestellt.

Preise für Diesel und Schmierstoffe haben sich ebenfalls verdoppelt. Leider sind wir in vielen Bereichen der Produktion und Logistik noch darauf angewiesen. Versorgungssicherheit: Um die Produktion sicherzustellen erhöhen wir die Bevorratung von Roh-, Verschleiß- und Ersatzteilen deutlich. Das ist mit erheblichem finanziellem Aufwand und Kapitalbindung verbunden. Pandemie und Krisenbedingte Versorgungslücken hoffen wir so weiterhin zu vermeiden.

Verfügbarkeit: Jede technische Anlage kommt irgendwann an die Kapazitätsgrenzen und der Neubau von Pelletwerken braucht Zeit. Derzeit erleben wir nicht nur einen „Klopapiereffekt“ mit einer Verschiebung des Lagers vom Produzenten/Händler in den heimischen Lagerraum, sondern auch noch eine große Anzahl von Neuinstallationen vom kleinen Ofen bis zur Zentralheizung. Der Zusatzverbrauch entsteht schneller als neue Pelletwerke. Das könnte vorübergehend während der nächsten 12 Monate zu Engpässen im Markt führen.

Investitionen: Der dringend notwendige Ausbau von Produktions- und Logistikkapazitäten erfordert hohe Investitionen. Ein neuer Silo-Zug zum einblasen von Pellets liegt mittlerweile bei 370.000 € in der Anschaffung. Das sind fast 90.000,-€ mehr als vor 12 Monaten.

Die Lieferzeit ist hier ein zusätzliches Problem. 12-18 Monate Wartezeit sind keine Seltenheit. Unsere georderten, neuen Elektro-LKW sind deutlich teurer in der Anschaffung. Langfristig sparen diese aber nicht nur Energie, CO2 und Geld! Das ist eine Innovation. Wir werden bis Ende 1. Quartal 2023 immerhin 7 vollelektrische 40 Tonner im Einsatz haben. Bei einem Fuhrpark von 13 LKW, immerhin mehr als die Hälfte.

Über Jahre wurde der Ausbau der Pelletwerke in Westeuropa durch Billigimporte aus Osteuropa verhindert. Leider bekommen alle Verbraucher nun die Rechnung dafür, auch wenn zahlreiche Kunden zuvor den heimischen Produzenten treu waren. Für Westerwälder Holzpellets gilt: Stammkunden und Erstbefüllungen werden prioritär bedient. Bei Herkunft, Umwelt und Preis sind Pelletheizer immer noch klar im Vorteil. Ein Produkt wird immer seine Bewertung finden im Gegenwert dessen was es leisten kann. Dass die Holzpellets in dieser Hinsicht, mit all ihren Vorteilen, nicht bei der Hälfte der fossilen Energieträger bleiben konnten ist sicher für jeden nachvollziehbar.

Ein kleiner Trost: Jeder € bleibt im Land und wandert nicht nach Saudi-Arabien oder gar Russland ab. Er kommt der heimischen Wirtschaft und Forstwirtschaft zu Gute, fördert den Ausbau der erneuerbaren Energie und wird seinen Beitrag zur Unabhängigkeit von Energieimporten leisten.

Es kommt auch auf die Substanzen an

Dr. Christian Rakos ist der Geschäftsführer des österreichischen Pelletverbandes. Foto: proPellets Austria

Immer wieder kommt die Kritik auf, ausgerechnet die Nutzung von Holzpellets verursache zu hohe Feinstaubemissionen und sei daher gesundheitsgefährlich. Dabei gibt es etwa auch durch Landwirtschaft und Frühjahrsblüten reichlich Staub. Wie schädlich ist der „Pellet-Feinstaub“ wirklich?

„Bei Feinstaub kommt es nicht nur auf die Menge und die Partikelgröße an, sondern vor allem auch darauf, um welche Substanzen es geht“, erklärt Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer von „proPellets Austria“ und Präsident des Welt-Bioenergieverbandes, auf Nachfrage der „Wäller Energiezeitung“. „Bei modernen Pelletfeuerungen wird der Brennstoff bei sehr heißen Temperaturen vollständig verbrannt. Es entsteht keinerlei Ruß, sondern nur helle, weiße Asche, die vorwiegend aus wasserlöslichen Mineralsalzen besteht, die toxikologisch unbedenklich sind“, so der Diplomingenieur.

„Hinzu kommt, dass die Menge an Asche, die in Form von Feinstaub in die Luft gelangt, inzwischen verschwindend gering ist. Wir sprechen von zwei Handvoll Asche, die im Laufe einer ganzen Heizsaison emittiert werden.“ Dies sei völlig vernachlässigbar und spiele keinerlei Rolle für die Feinstaubbelastung der Luft, betont Rakos. In der Diskussion werde – sogar von vermeintlichen Experten – allzu oft vergessen, „dass man den Verbrennungsvorgang in einer modernen Pelletheizung nicht mit einem Lagerfeuer oder einem Stückholzkamin vergleichen darf.“

Angebliche Feinstaubbelastung: Zu pauschal

Kamin- und Kachelöfen produzieren weitaus mehr Feinstaub als moderne Pelletanlagen.

Der Ukraine-Konflikt hat vielen deutlich gemacht, wie sehr wir von Brennstoffimporten abhängig sind, und es wächst der Wunsch, sich vom Heizen mit Gas und Öl loszulösen. Doch zugleich sind manche Verbraucher verunsichert durch neuerliche Kritik an Holzpellets: Jüngst warf Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts (UBA), ein, man müsse sich zugunsten der Luftqualität „von der Verbrennung von Holz in unseren Haushalten verabschieden.“ Die Anprangerung, die energetische Nutzung von Holz verursache zu hohe Feinstaubemissionen, ist allerdings undifferenziert, bemängelt nicht nur der „Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband“ (DEPV).

Pelletheizungen tragen zu der bundesweiten Feinstaubbelastung kaum bei. Grafik: DEPI

Pelletheizungen gelten als klimaschonendere Alternative zu Gas- und Ölheizungen. Und doch: Komplett emissionslos ist die Verfeuerung des umweltfreundlichen Brennstoffes nicht. Die Forderung, auf die energetische Nutzung von Holz zu verzichten, um eine bessere Luftreinhaltung zu ermöglichen, werde allerdings dem Entwicklungsfortschritt moderner Pelletanlagen nicht gerecht und ignoriere deren emissionsarme Technologie, betont der DEPV.

So sollte vor allem unterschieden werden zwischen automatisch und manuell beschickten Feuerungen. Geschieht die Beschickung – also das Nachlegen des Brennmaterials – manuell (etwa bei Kamin- und Kachelöfen), lässt sich eine vollständige Verbrennung des Holzes nur schwer kontrollieren: Möglich ist, dass zu viel Holz in die Feuerungsstätte gelangt, was zu einem hohen Aschegehalt und starker Rußbildung führt. Bei einer automatischen Beschickung, wie sie bei Pelletheizungen der Fall ist, wird das vermieden, weil die benötigte Menge des Brennstoffs über eine Zuführeinrichtung (zum Beispiel eine Förderschnecke) computergesteuert erfolgt.

„Moderne, automatisch betriebene und vom Staat geförderte Holzfeuerungen sind heute so sauber wie noch nie. So werden die gesetzlich vorgegebenen Staubgrenzwerte von 0,02 g/m3 Abluft vom Schornsteinfeger regelmäßig kontrolliert. Darüber hinaus sind in den gesetzlichen Mindestanforderungen zur Förderung von Holzfeuerungen in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) weitergehende Beschränkungen (0,015 g/m3 Abluft) vorgeschrieben. Der BEG-Innovationsbonus fordert gar eine Emission von unter 0,0025 g/m3, wofür heute alle Hersteller von Pelletkesseln im DEPV entsprechende Modelle anbieten“, stellt der DEPV klar.

Auf die Pauschalität der Vorwürfe gegen Holzfeuerungen – der einem „Generalangriff auf die nachhaltige Holzwärme“ gleichkomme – gehen auch elf Verbände der Forst-, Holz- und Energiewirtschaft ein, die Messner in einem gemeinsamen Schreiben dazu auffordern, die Darstellung der Holzenergie zu differenzieren. Das Gros der Feinstaubemissionen aus Holzfeuerungen stamme aus dem Altbestand an Holzöfen und -heizungen, heben die Verfasser hervor. Tatsächlich seien moderne Anlagen dazu in der Lage, Emissionen um bis zu 90 Prozent zu reduzieren und die Energieeffizienz zu verdoppeln.

Beim “Pellematic Condens” kann die “ZeroFlame-Technologie” eingesetzt werden. Foto: ÖkoFen

Die „Wäller Energiezeitung“ fragt bei der „ÖkoFen Heiztechnik GmbH“ nach, einem weltweit führenden Spezialisten für moderne Pelletheizungen. Auch das Unternehmen bestätigt, dass Pelletheizungen „zu den saubersten Holzfeuerungsanlagen“ gehörten und keinen Einfluss auf die Feinstaubemissionen in Deutschland nehmen. Zudem: „Jede Pelletheizung spart jährlich acht Tonnen CO2 ein. Das ist im Vergleich so viel, wie nur der Verzicht auf drei Dieselautos einsparen könnte“, heißt es in einer Stellungnahme. Verbraucher, die eine Pelletheizung nutzen wollen, sollten auf die richtige Technik setzen, um Co2 und Feinstaub zu vermeiden.

Bei „ÖkoFen“ kommt beispielsweise die „ZeroFlame Technologie“ zum Einsatz, ein Verfeuerungskonzept, das für die Brennwertbaureihe „Pellematic Condens“ (mit einer Nennlast von zehn bis 14 Kilowatt) verfügbar ist. Es handelt sich um eine Technik, die Staubemissionen nahe dem Nullwert erreicht: Durch eine spezielle Luftstromführung beziehungsweise -anreicherung in Kombination mit einer besonderen Brennkammerkonstruktion verschwindet die Flamme im Pelletofen fast vollständig. So werden Feinstaub-Partikelemissionen auf ein Minimum reduziert, das kaum noch messbar ist. Auf diese Weise werde für Wärme sowie für saubere Abluft gesorgt, teilt „ÖkoFen“ mit.

Die Unterscheidung der Feuerungsanlage ist also wesentlich in der Feinstaub-Diskussion. Eine Tatsache, die sogar das UBA selbst anzuerkennen scheint: „Gerade beim Verbrennen minderwertigen Holzes in alten, schlecht gewarteten Öfen und bei ungünstigen Verbrennungsbedingungen entstehen unnötig viele Emissionen“, kann man auf der Website der Behörde beim Themenbereich „Heizen mit Holz“ nachlesen. Weiter wird sogar dazu geraten, beim Kauf eines Holzofens darauf zu achten, „dass die Feuerstätte effizient und emissionsarm ist.“ Und: „Ältere Feuerstätten, die vor 2010 errichtet wurden, haben häufig höhere Emissionen und einen geringeren Wirkungsgrad und sollten daher ausgetauscht werden.“

Festhalten lässt sich also: Möchte man die Luftreinhaltung fördern, sollte man nicht pauschal die energetische Holznutzung aufgeben, wie von dem UBA-Präsidenten eingeworfen wurde, sondern vielmehr alte Heizanlagen gegen moderne, automatisch betriebene Pelletheizungen tauschen.

Ein Plan zur Verringerung des Fußabdrucks

Ein Gedenkstein neben dem Schulhaus erinnert an Sankt Katharina. Das Gotteshaus wurde 1966 abgerissen.

Genau dort, wo der Elbbach in die Sieg mündet, thront das Schloss Schönstein im gleichnamigen Wissener Stadtteil auf einer Halbinsel zwischen den beiden Gewässern. Direkt gegenüber, am westlichen Ufer des Baches, steht auf einem Felsen das ehemalige Schulhaus Schönsteins. Es ist gerade eingerüstet: Eine umfangreiche Photovoltaikanlage soll installiert werden, mit der die heutigen Nutzer des Gebäudes ihren eigenen CO2-Fußabdruck verringern wollen.

Mario Brenner heizt künftig nur mit Scheitholz und WWP. Foto: Schmalenbach

Mario Brenner kennt sich aus mit Planungen. Der Diplom-Ingenieur ist Chef eines in Hennef angesiedelten Ingenieurbüros für Tiefbau. Dieses arbeitet viel für Versorgungsträger, die Projekte betreffen zum Beispiel Kanalisationssysteme ebenso wie Flughäfen. Mal dreht es sich dabei um Erschließung, dann wieder um Wärmerückgewinnung aus Abwasser. „Überall da, wo Infrastrukturplanung benötigt wird“, werden er und sein Team tätig, erläutert Brenner.

1999 kaufte der gebürtige Gebhardshainer die alte Dorfschule in Wissen-Schönstein. Sie stammt aus dem Jahr 1891, und Mario Brenner baute sie in Eigenleistung hinreißend schön um, wahrte den alten Charme. „Alles noch als Student“, lacht der Westerwälder. 2011 ergänzte er, bewusst als Bruch, wie er betont, einen modernen Anbau. Dieser steht auf dem Nachbargrundstück, auf dem Überreste des ehemaligen Chorraums eines 1875 hier errichteten Sakralbaus zu finden sind.

Petra Hassel hat ihren Salon im ehemaligen Schulsaal untergebracht.

Brenners Frau Petra Hassel ist Friseurmeisterin und betrieb ihren eigenen Salon in einem angemieteten Ladenlokal in Wissens Innenstadt, ehe sie die Geschäftsräume im Juni 2000 in den einstigen Schulsaal im Erdgeschoss des Hauses verlegte. Seither wird dort „gewaschen, geföhnt, gelegt“ – mit Blick aufs Schloss Schönstein.

Im Salon „DIE TOLLE“ sind acht Menschen tätig. Es existieren elf Bedienplätze, unter der Decke hängen etliche „Climazon“-Geräte, deren Wärmestrahlung beispielsweise die Einwirkzeit von Haarfärbemitteln reduziere, erklärt Fachfrau Hassel. Allerdings: Jedes der Geräte hat eine Leistungsaufnahme von 2.500 Watt (kW)… 20.000 Kilowattstunden (kWh) groß sei der Strombedarf ihrer Immobilie im Jahr, berichtet Mario Brenner, „drei Viertel davon entfallen auf den Laden, da es dort etliche leistungsstarke Geräte gibt.“

Unter anderem durch die neue Photovoltaik (PV) soll die Zielsetzung erreicht werden, „den Eigenbedarf selbst zu produzieren und unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren“, betont der Bauingenieur. Ein 20-kW-Speicher wird Teil der Anlage. Brenner hat berechnet, dass die 52 PV-Module einen Maximalwert („Peak“) von 21 kW zu leisten vermögen – trotz einer etwas ungünstigen Ausrichtung des Flachdachs auf dem Neubau in nördlicher Richtung und des Satteldachs auf dem Schulhaus in Ost-West-Ausrichtung.

Das Gebäude, das jetzt mit PV ausgerüstet wird, liegt dem Schloss Schönstein gegenüber. Foto: privat

Mario Brenner ist seit Jahren im NABU, dem Naturschutzbund Deutschland e.V., aktiv. Dort war er bereits als Zivildienstleistender, ja, gründete gemeinsam mit einem örtlichen Förster eine NABU-Ortsgruppe in Gebhardshein. „Wir haben uns früh für ‚MANN Naturstrom‘ entschieden, für die Privatwohnung ebenso wie für den Salon im Erdgeschoss“, erzählt Brenner. Das sei eine bewusste Wahl gewesen, so der Mitbesitzer eines Waldes, der den Ess- und Wohnbereich auf der ersten Etage seines Hauses vor allem mit Scheitholz in einem Kaminofen heizt.

Kurz, bevor er in die Sieg mündet, passiert der Elbbach Mario Brenners Haus.

Die noch vorhandene Zentralheizung hingegen werde dazu seltenst eingesetzt. Es handelt sich um eine Ölheizung, die beim Umbau des Gebäudes zwar auf einen Brennwertkessel umgestellt worden sei. Außerdem kommt Solarthermie hinzu. Doch vom Öl wolle er weg, Gas sei ebenso wenig eine umweltfreundliche Alternative, unterstreicht Mario Brenner.

Darum wird die alte Schönsteiner Dorfschule bald, wenn die neue PV-Anlage bereits etliche Kilowattstunden „grünen Strom“ produziert haben wird, abermals zur Baustelle: Die Ölheizung soll gegen eine Pelletheizung ausgetauscht werden. Der Ökologie wegen. „Außerdem passen Pellets sehr, sehr gut aufgrund unseres Heizverhaltens im Salon und der baulichen Gegebenheiten“, sagt der Hausherr.

Es dauert indes noch ein paar Wochen bis zum Umbau im Heizungsraum, denn wegen des Salons von Petra Hassel muss die Maßnahme gut geplant sein. Aber das kann Ingenieur Brenner ja sicherlich bestens. „Der Salon muss während des Umbaus der Heizung geschlossen sein, da es währenddessen kein warmes Wasser gibt“, führt er zum Vorhaben aus.

Zwei Friseurmeister, drei Gesellen, zwei Auszubildende und eine Rezeptionistin sind im Salon “DIE TOLLE” tätig.

In den Herbstferien soll die Pelletheizung eingebaut werden. Ein gedämmtes Gartenhaus wird zum Außenlager werden, aus dem über erdverlegte Schläuche Pellets in den Brenner befördert werden. Dieser wird von der Firma „ÖkoFEN“ kommen und 25 Kilowatt Leistung aufweisen.

Der achteinhalb Tonnen fassende Vorrat im Außenlager werde – natürlich – mit „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) gefüllt. Das sei ebenfalls eine bewusste, „ganz klare Zielsetzung: Die WWP-Pellets kommen aus der Nähe, wir sind damit weg von Öl und Gas. Außerdem kennen wir MANN als zuverlässigen Versorger bereits vom Strom.“ Das werde bei den WWP, die zur MANN-Firmengruppe gehören, nicht anders sein. Darum habe man das Langenbacher Unternehmen von Anfang an als Lieferanten eingeplant.

Wie gesagt: Gut planen kann ein Inhaber eines Ingenieur-Planungsbüros vermutlich…

Uwe Schmalenbach