Genau dort, wo der Elbbach in die Sieg mündet, thront das Schloss Schönstein im gleichnamigen Wissener Stadtteil auf einer Halbinsel zwischen den beiden Gewässern. Direkt gegenüber, am westlichen Ufer des Baches, steht auf einem Felsen das ehemalige Schulhaus Schönsteins. Es ist gerade eingerüstet: Eine umfangreiche Photovoltaikanlage soll installiert werden, mit der die heutigen Nutzer des Gebäudes ihren eigenen CO2-Fußabdruck verringern wollen.
Mario Brenner kennt sich aus mit Planungen. Der Diplom-Ingenieur ist Chef eines in Hennef angesiedelten Ingenieurbüros für Tiefbau. Dieses arbeitet viel für Versorgungsträger, die Projekte betreffen zum Beispiel Kanalisationssysteme ebenso wie Flughäfen. Mal dreht es sich dabei um Erschließung, dann wieder um Wärmerückgewinnung aus Abwasser. „Überall da, wo Infrastrukturplanung benötigt wird“, werden er und sein Team tätig, erläutert Brenner.
1999 kaufte der gebürtige Gebhardshainer die alte Dorfschule in Wissen-Schönstein. Sie stammt aus dem Jahr 1891, und Mario Brenner baute sie in Eigenleistung hinreißend schön um, wahrte den alten Charme. „Alles noch als Student“, lacht der Westerwälder. 2011 ergänzte er, bewusst als Bruch, wie er betont, einen modernen Anbau. Dieser steht auf dem Nachbargrundstück, auf dem Überreste des ehemaligen Chorraums eines 1875 hier errichteten Sakralbaus zu finden sind.
Brenners Frau Petra Hassel ist Friseurmeisterin und betrieb ihren eigenen Salon in einem angemieteten Ladenlokal in Wissens Innenstadt, ehe sie die Geschäftsräume im Juni 2000 in den einstigen Schulsaal im Erdgeschoss des Hauses verlegte. Seither wird dort „gewaschen, geföhnt, gelegt“ – mit Blick aufs Schloss Schönstein.
Im Salon „DIE TOLLE“ sind acht Menschen tätig. Es existieren elf Bedienplätze, unter der Decke hängen etliche „Climazon“-Geräte, deren Wärmestrahlung beispielsweise die Einwirkzeit von Haarfärbemitteln reduziere, erklärt Fachfrau Hassel. Allerdings: Jedes der Geräte hat eine Leistungsaufnahme von 2.500 Watt (kW)… 20.000 Kilowattstunden (kWh) groß sei der Strombedarf ihrer Immobilie im Jahr, berichtet Mario Brenner, „drei Viertel davon entfallen auf den Laden, da es dort etliche leistungsstarke Geräte gibt.“
Unter anderem durch die neue Photovoltaik (PV) soll die Zielsetzung erreicht werden, „den Eigenbedarf selbst zu produzieren und unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren“, betont der Bauingenieur. Ein 20-kW-Speicher wird Teil der Anlage. Brenner hat berechnet, dass die 52 PV-Module einen Maximalwert („Peak“) von 21 kW zu leisten vermögen – trotz einer etwas ungünstigen Ausrichtung des Flachdachs auf dem Neubau in nördlicher Richtung und des Satteldachs auf dem Schulhaus in Ost-West-Ausrichtung.
Mario Brenner ist seit Jahren im NABU, dem Naturschutzbund Deutschland e.V., aktiv. Dort war er bereits als Zivildienstleistender, ja, gründete gemeinsam mit einem örtlichen Förster eine NABU-Ortsgruppe in Gebhardshein. „Wir haben uns früh für ‚MANN Naturstrom‘ entschieden, für die Privatwohnung ebenso wie für den Salon im Erdgeschoss“, erzählt Brenner. Das sei eine bewusste Wahl gewesen, so der Mitbesitzer eines Waldes, der den Ess- und Wohnbereich auf der ersten Etage seines Hauses vor allem mit Scheitholz in einem Kaminofen heizt.
Die noch vorhandene Zentralheizung hingegen werde dazu seltenst eingesetzt. Es handelt sich um eine Ölheizung, die beim Umbau des Gebäudes zwar auf einen Brennwertkessel umgestellt worden sei. Außerdem kommt Solarthermie hinzu. Doch vom Öl wolle er weg, Gas sei ebenso wenig eine umweltfreundliche Alternative, unterstreicht Mario Brenner.
Darum wird die alte Schönsteiner Dorfschule bald, wenn die neue PV-Anlage bereits etliche Kilowattstunden „grünen Strom“ produziert haben wird, abermals zur Baustelle: Die Ölheizung soll gegen eine Pelletheizung ausgetauscht werden. Der Ökologie wegen. „Außerdem passen Pellets sehr, sehr gut aufgrund unseres Heizverhaltens im Salon und der baulichen Gegebenheiten“, sagt der Hausherr.
Es dauert indes noch ein paar Wochen bis zum Umbau im Heizungsraum, denn wegen des Salons von Petra Hassel muss die Maßnahme gut geplant sein. Aber das kann Ingenieur Brenner ja sicherlich bestens. „Der Salon muss während des Umbaus der Heizung geschlossen sein, da es währenddessen kein warmes Wasser gibt“, führt er zum Vorhaben aus.
In den Herbstferien soll die Pelletheizung eingebaut werden. Ein gedämmtes Gartenhaus wird zum Außenlager werden, aus dem über erdverlegte Schläuche Pellets in den Brenner befördert werden. Dieser wird von der Firma „ÖkoFEN“ kommen und 25 Kilowatt Leistung aufweisen.
Der achteinhalb Tonnen fassende Vorrat im Außenlager werde – natürlich – mit „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) gefüllt. Das sei ebenfalls eine bewusste, „ganz klare Zielsetzung: Die WWP-Pellets kommen aus der Nähe, wir sind damit weg von Öl und Gas. Außerdem kennen wir MANN als zuverlässigen Versorger bereits vom Strom.“ Das werde bei den WWP, die zur MANN-Firmengruppe gehören, nicht anders sein. Darum habe man das Langenbacher Unternehmen von Anfang an als Lieferanten eingeplant.
Wie gesagt: Gut planen kann ein Inhaber eines Ingenieur-Planungsbüros vermutlich…
Uwe Schmalenbach