Drei Wochen haben die Arbeiten vor Ort – zum Teil bei herrlichem Sonnenschein, mitunter jedoch in dichtem Schneetreiben – noch in Anspruch genommen, nachdem ein ungewöhnlicher Pelletheizkessel aus dem Westerwald nach Anzère in den Schweizer Alpen gefahren worden ist: Die Anlage verstärkt ab sofort eine Pelletheizzentrale, die die „Chauffage Bois Energie Anzère“, ein Ableger der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP), dort schon seit 2011 betreiben.
Zwei Pelletheizungen mit je 3,15 Megawatt maximaler Leistung haben bisher schon dafür gesorgt, dass im Alpendorf über ein Fernwärmenetz insgesamt 58 Liegenschaften mit „grüner“ Wärme versorgt werden, darunter welche, in denen sich 4.500 von 8.000 Gästebetten des Ortes befinden. Das System wird nun erweitert: 1,9 Kilometer Fernwärmenetz – an das weitere 48 Gebäude angeschlossen werden können – kommen hinzu, so dass am Ende fast 7.000 Gästebetten in pelletbeheizten Gebäuden liegen. Im Zuge der Arbeiten wurde außerdem schon ein kleineres Heizhaus neben die bestehende Anlage gebaut und bietet dem aus dem Westerwald per Schwertransport in die Schweiz geschafften zusätzlichen Kessel Platz.
Der ist eine ungewöhnliche Anlage. Diese wurde einst als Versuchskessel für alternative Brennstoffe bei der „Weiss Kessel-, Anlagen- und Maschinenbau GmbH“ genutzt. 2015 jedoch musste das Dillenburger Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen, und als der Standort aufgelöst wurde, übernahmen die WWP den Weiss-Kessel.
In den vergangenen Monaten ist er am WWP-Sitz in Langenbach bei Kirburg aufwendig gereinigt und für den neuen Einsatzzweck in der Schweiz umgerüstet worden. Der Pelletheizkessel erhielt zum Beispiel neue Leitungen, ohne die die Verwendung im Heizhaus bei den Eidgenossen nicht möglich gewesen wäre. Lange Lieferzeiten bei benötigten Teilen verzögerten die Fertigstellung in den WWP-Werkstätten wieder und wieder, an deren Ende zunächst ein Testbetrieb stand.
Nach dem erfolgreichen Probelauf im Westerwald wurden einige der gerade erst neu angebauten Komponenten wieder demontiert – andernfalls hätte der Kessel auf dem Schwertransport die zulässige Höhe überschritten – und in Anzère nun wieder angebaut bei der Integration des früheren Versuchskessels in das Pelletfernwärmenetz.
Dort dient er, auch wenn nun gerade winterliche Kälte herrscht, eigentlich als „Sommerkessel“: Die beiden bisher schon vorhandenen, je über drei Megawatt leistenden Heizkessel werden im Sommer nämlich nur für die Warmwasserbereitung gebraucht und laufen darum sehr wenig – was für die Technik auf Dauer abträglich sein kann. Der Weiss-Kessel, der mit 880 kW Leistung kleiner dimensioniert ist, übernimmt künftig die Aufgabe, für heißes Wasser in Badezimmern und Küchen zu sorgen, wenn keine Stube geheizt werden muss. Und sollte es in den Schweizer Alpen doch einmal länger richtig grimmig kalt werden, kann er als „Spitzenlastkessel“ im Winterbetrieb die bisherige Anlage mit den zwei größeren Kesseln ergänzen und so dafür sorgen, dass auch dieser Mehrbedarf ausschließlich durch umweltfreundliche Holzpellets gedeckt werden kann.