Photovoltaik

Eine besondere Säule aus Edelstahl

Auf dem Hof der „Kamp-EAW GmbH“ in Wissen wird ein Skoda-Plug-in-Hybrid geladen. Das passiert an einer Ladesäule, die eine ungewöhnliche Optik aufweist und bewusst dreieckig konstruiert ist.

Ladesäule: Auf dem Firmengelände in Wissen steht eine Ladesäule, die es „von der Stange” nicht gibt.

Nein, in Wissen, schüttelt Jochen Ermert den Kopf, gebe es seines Wissens außer jener auf seinem Firmengelände keine Ladesäule für E-Autos. Zumindest nicht im öffentlichen Raum. Tatsächlich weist das Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur (Stand: 3. Dezember 2020) in der 8.300-Einwohnerstadt im Norden des Westerwaldes, der hier auf Sieger- und Bergisches Land trifft, keinen einzigen Eintrag auf. Dabei seien gerade Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge derzeit recht gefragt, berichtet Ermert: „Sicherlich liegt es auch an der steuerlichen Förderung, dass diese Autos momentan ein großes Thema sind“, schildert der Geschäftsführer von „Kamp-EAW“. Dem gemäß habe sein Unternehmen etliche entsprechende Modelle im Programm.

20 Jahre wird es im kommenden Januar zurückliegen, dass Jochen Ermert sich mit dem Autohaus, dessen Wurzeln eigentlich in Betzdorf liegen, in Wissen selbstständig gemacht hat. Zunächst wurde dort nur Seat verkauft, 2004 kamen die Fahrzeuge der Marke Skoda hinzu; nunmehr tritt der Seat-Ableger „Cupra“ als eigenes Label auf und steht bei „Kamp-EAW“ ebenso im „show room“.

Show Room: Jochen Ermert zeigt eines seiner neusten Modelle. (Fotos: Schmalenbach)

Show Room: Jochen Ermert zeigt eines seiner neusten Modelle. (Fotos: Schmalenbach)

Seine Kunden, so Ermert, stammten überwiegend aus Wissen. Es gefalle ihnen, dass das Autohaus eher klein sei, „keine Massenabfertigung“ stattfinde. Gerade Gewerbekunden aus der Region schätzten zudem die räumliche Nähe zwischen ihrem Sitz und dem Autohaus wert. „Ich würde sagen, halb und halb“, antwortet der Geschäftsführer auf die Frage nach dem jeweiligen Anteil der Gewerbe- und Privatkunden.

Der Umweltgedanke sei vor zehn Jahren ein Grund gewesen, sich im großen Stil Photovoltaikmodule auf die Dachflächen montieren zu lassen. „Ein anderer Gedanke, dass damit auch noch Geld zu verdienen ist – für meine Altersvorsorge“, lacht der Autohaus-Chef. Der so produzierte Strom wird komplett ins öffentliche Netz eingespeist; was seine Firma noch an elektrischer Energie benötige, beziehe man bei MANN Naturenergie.

Ladung läuft”: … heißt es im Display. Dahinter arbeitet ein „Juice Charger 2“ mit 22 kW.

„Es hat mit Glaubwürdigkeit zu tun“, findet Jochen Ermert, dass man sich auch als Autohaus um regenerative Energiequellen kümmere, erst recht, wenn man Elektroautos verkaufe. Deswegen erteilte er seinem Energielieferanten seinerzeit den Auftrag, ihn mit entsprechender Ladeinfrastruktur auf dem Wissener Gelände auszustatten. Eine Vorgabe dabei war es, dass die neue Säule so konstruiert sein sollte, dass bei Bedarf weitere Ladepunkte hinzukommen, also mehrere Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden können, die auf dem Hof vor den Ausstellungs- und Werkstatthallen ohnehin nebeneinander stehen.

Marco Lenz, Kundenberater bei MANN Naturenergie, der zudem ein alter Bekannter Ermerts ist („Wir kennen uns schon ewig“), hatte die Idee zur ungewöhnlichen Apparatur. Er fertigte eine Zeichnung seiner Vorstellung an, nach dieser realisierte der Edelstahlbauer „SIMEK“ in Derschen die auffällige Konstruktion. Deren Grundfläche ist dreieckig, es könnten so zusätzliche Anschlüsse in alle Richtungen ergänzt werden. Im glänzenden Gehäuse steckt als Ladetechnik ein „Juice Charger 2“, der 22 Kilowatt (kW) leistet. Diese Größenordnung war eine Vorgabe der Autohersteller Seat und Skoda.

Jochen Ermert: Der Autohändler erwartet, dass die Reichweite der E-Fahrzeuge bald deutlich steigen werden.

Die Kunden des Wissener Autohauses seien, was E-Mobilität angeht, „bestens informiert“, wenn sie in sein Geschäft kommen und ein (teil-)elektrisch angetriebenes Fahrzeug suchen, hat Jochen Ermert beobachtet. „Die Kunden haben hier in der Region oft ihr freistehendes Eigenheim, laden den Wagen komfortabel in der eigenen Garage über Nacht, sind auf öffentliche Ladeinfrastruktur nicht so angewiesen“, sagt er. Klar, die Wallbox-Förderung der staatlichen KFW-Bank, die einen Zuschuss von 900 Euro pro Ladepunkt an privat genutzten Stellplätzen von Wohngebäuden gewährt, bringe das Thema zusätzlich voran.

Der „Superb“ vor der Ausstellungshalle ist inzwischen „voll“, beziehungsweise seine 37 Amperestunde fassende Batterie vor der Hinterachse geladen. Und die ungewöhnlich gestaltete Säule, an der der Pkw „hängt“, ist ein schönes Beispiel, dass MANN inzwischen mehr liefert, als nur den eigentlichen Strom, der aus dem „Juice Charger“ kommt.

Uwe Schmalenbach

Erholung unter uralten Schattenspendern

MIT EINER KOLLEGIN EMPFÄNGT UND BETREUT MATTHIAS WEBER DIE EINTREFFENDEN. FÜR 20 EURO PFAND GIBT ES EINE KARTE ZUM ÖFFNEN DER EINFAHRTSSCHRANKE SOWIE DEN SCHLÜSSEL ZUM SANITÄRGEBÄUDE, UND SCHON KANN DER URLAUB IM WESTERWALD BEGINNEN.

„Hunde? Kinder? Enkel?“, fragt Matthias Weber zwei Neuankömmlinge – ein Paar, das just mit seinem Bulli samt anhängendem Caravan vor der Schranke zum „Campingplatz im Eichenwald“ vorgefahren und jetzt zu Weber ins Anmeldegebäude gekommen ist. „Nein, haben wir alle zu Hause gelassen – wir wollen hier Urlaub machen“, scherzt die Frau. Schnell sind die Formalitäten und Kosten des Aufenthalts geklärt, Matthias Weber zeigt den Urlaubern ihren Stellplatz. Er liegt idyllisch unter mächtigen Laubbäumen.

Im Nachkriegsdeutschland der 1950er- und 1960er-Jahre streben viele Deutsche nach Freiheit, wollen in den Ferien andere Orte sehen, eine „Luftveränderung“. Doch Auslandsurlaub, eine Flugreise nach Italien oder Spanien gar, ist für die Masse damals völlig unerschwinglich. Die Reise im eigenen Land ist deswegen rasch wieder sehr in Mode, allerdings gilt hier ebenfalls: Allzu viel Budget haben die meisten Familien dafür nicht zur Verfügung, weshalb der kostengünstige Campingurlaub (überwiegend im Zelt) im Wirtschaftswunder boomt – wenngleich die besuchten „Plätze“ oft weder offiziell noch mit sanitären Einrichtungen oder ähnlichem ausgestattet waren.

PLATZ GIBT ES REICHLICH, UND ÜBERALL SCHATTEN GEGEN HITZESOMMER. (FOTOS: SCHMALENBACH)

DER OFT STRAPAZIERTE BEGRIFF “IDYLLE” TRIFFT IN MITTELHOF WIRKLICH ZU.

Zwar gab es den legendären „Bulli“ von Volkswagen schon ab 1950, „richtige“ Wohnmobile kommen indes erst zwei Jahrzehnte später auf den Markt. In der Zwischenzeit wird im zur Verbandsgemeinde Wissen gehörenden Dorf Mittelhof der Grundstein für eine bislang 51-jährige Erfolgsgeschichte gelegt: Auf sattgrünen Wiesen, an denen der Osenbacher Seifen vorbeiplätschert, „überdacht“ von mächtigen Eichen, wird 1969 ein Campingplatz auf Besitz des Grafen Hermann Hatzfeldt eingerichtet und – äußerst passend – schlicht „Camping im Eichenwald“ benannt.

„Die Idee ist schon damals gewesen, einen Beitrag zur betrieblichen Diversifizierung zu leisten und neben der Forstwirtschaft ein weiteres Standbein zu schaffen“, erläutert Matthias Weber. Er ist der Leiter der Ferienbetriebe im Hause Hatzfeldt und erinnert sich daran, dass Tourismus in Wissen „schon relativ früh ein Thema“ gewesen sei. Begonnen wurde das Campingangebot auf einer Fläche von acht Hektar, 1971 kamen zwei weitere Hektar Land hinzu. Wie vielen Urlaubssuchenden das Platz biete, vermag selbst Matthias Weber nicht „auf den Wohnwagen genau“ zu sagen, doch das Sanitärgebäude habe eine Kapazität von 1.000 Personen. Herrlich ist die parkartige Atmosphäre, der imposante Baumbestand hier – und ein echtes Alleinstellungsmerkmal! 130 bis 150 Jahre alt sind die Eichen, sie spenden Schatten und schlucken ordentlich Schall. So stört in der ohnehin schon ruhigen Umgebung des Westerwaldes und Siegtals auch keine knallende Autotür von Miturlaubern die Idylle. „Das hören wir immer wieder“, bestätigt der Leiter, „dass es bei uns so schön ruhig ist.”

Geprüfte Barrierefreiheit, Zertifikate von „Eco Camping“, über „Klimafreundlicher Betrieb“, bis hin zum „Naturerlebnis-Betrieb“ zeichnen den Platz aus. Klar: Inmitten so schöner Natur muss auch der Betrieb der Anlage passend ausgerichtet sein. Zwei Photovoltaikanlagen – eine zur Einspeisung ins Netz, eine für den Eigenbedarf – wurden installiert, auf dem Sanitärhaus gibt es ein Gründach, und eine Regenwassergewinnung versorgt die Toilettenanlage. Die platzeigene Holzhackschnitzelheizung sorgt für Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen. Und Strom, den die Photovoltaik nicht selbst erzeugt, bezieht der Campingplatz von der Firma MANN und verwendet damit ausschließlich zertifizierten Grünstrom. „Wir haben dafür schon vor Jahren RWE gekündigt“, erzählt Matthias Weber lächelnd.

DEN STROM, DEN DER CAMPINGPLATZ NICHT MITTELS PV SELBST ERZEUGT, LIEFERT MANN NATURENERGIE – AUCH FÜR DIE LADESTATION, AN DER AUTOS WIE FAHRRÄDER BETANKT WERDEN KÖNNEN, ERKLÄRT MATTHIAS WEBER.

Selbstverständlich hängt am Verwaltungsgebäude, in dem die Rezeption untergebracht ist, eine Ladesäule für E-Autos wie E-Bikes, wobei erstere bisher noch selten seien unter den Eichen, wie Matthias Weber einräumt. Auch die Fahrräder, die die Camper mitbringen und hier vor ihren Touren in die Region laden, sind dann mit Grünstrom aus Langenbach unterwegs. „Das Wichtigste für die Gäste ist, dass die sanitären Anlagen sauber sind – das ist das A und O“, berichtet der Leiter der Ferienbetriebe. Von diesen Gästen stammten viele „touristische Camper“ aus einem Umkreis von 200 Kilometern. Doch ebenso seien etliche Niederländer auf dem „Campingplatz im Eichenwald“, die sich, so Weber, „bewusst den Westerwald als Urlaubsregion auswählen, da es so eine Landschaft bei ihnen zu Hause nicht gibt.“

Daneben nutzen gleichermaßen viele Dauercamper die Mittelhofer Anlage. „Das sind Menschen, die ganzjährig den Platz besuchen, überwiegend aus dem Ruhrgebiet, dem Köln-Bonner Raum. Aber selbst Wissener haben hier einen Platz – wenn man den eigenen Kirchturm nicht mehr sieht, ist man in Urlaub!“, lacht Matthias Weber.

DAUERCAMPER FÜHLEN SICH IN DER GRÜNEN KULISSE EBENFALLS SEIT VIELEN JAHREN WOHL.

Nächteweise mietbare Wandererzimmer, eine Ferienwohnung sowie Mietwohnwagen komplettieren das Angebot im Eichenwald. Das Lokal „Lichtung“ direkt an der Zufahrt bietet Speis und Trank, wenn der Campingkocher aus bleiben soll, bei schönem Wetter auf der eigenen Terrasse. Gute Einkaufsmöglichkeiten sind im nahen Gebhardshain (fünf Kilometer Weg) sowie Wissen vorhanden, das Mittelzentrum Hachenburg ist ebenso wenig allzu weit entfernt. Doch vor allen Dingen hat die Vier-Sterne-Campinganlage inmitten des Städte-Dreiecks Köln-Olpe-Limburg eines: sehr, sehr viel Platz in schöner Kulisse. „Eigentlich können wir jederzeit jedem sagen: ‚Ihr könnt kommen‘”, unterstreicht Matthias Weber, dass die üppigen Dimensionen nahezu nie ausgeschöpft werden. Meist blieben die touristischen Camper für zwei bis drei Nächte, schildert er, die niederländischen Gäste seien häufig deutlich länger da. 24 Euro kostet die Übernachtung im eigenen Wohnwagen für zwei Erwachsene.

„Möchten Sie morgen Früh frische Brötchen?“, ist Matthias Weber schon wieder mit den nächsten Campern beschäftigt, die just in Mittelhof angekommen sind. „Es gibt ‚normale‘, Roggen-, Mehrkorn, Rosinen- und Dinkelbrötchen.“ Die, so erläutert der gewinnende Leiter der Ferienbetriebe, liegen dann in einer mit dem Namen der Besteller versehenen Tüte am nächsten Morgen bereit. Und schmecken draußen, im Schatten der jahrhundertealten Eichen, bestimmt besonders gut.

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Im Video erklärt Matthias Weber, was die Camper hier besonders mögen.

Uwe Schmalenbach

Viel Platz – auch für noch mehr Säulen

„Wir wissen es nicht: Vielleicht müssen wir bald noch zehn Ladesäulen hinstellen, wenn wir hier weiter wachsen und der Bedarf entsteht“, meint Thomas Gast und blickt über eine 30.000 m² große, üppig von wilden Pflanzen bewucherte Brachfläche im Koblenzer „Industriegebiet an der A 61 – Zaunheimer Straße“. „Das Grundstück gehört uns ebenfalls schon.“ Und auch Ladesäulen für Elektroautos sind bereits vorhanden: An das für eine Erweiterung zur Verfügung stehende Areal angrenzend, hat Gasts Arbeitgeber, die „Straßenverkehrsgenossenschaft Rheinland e. G.“ (SVG), im Februar einen komplett neu errichteten Standort seines Fahrschulzentrums in Betrieb genommen – mit Ladepunkten für Elektrofahrzeuge.

Rund um die SVG-Gebäude in Koblenz Metternich ist reichlich Raum für eine Expansion vorhanden. (Fotos: Schmalenbach)

Die Säulen stammen von MANN Naturenergie. “Wir haben somit Ökostrom, preislich passt es außerdem, und die Betreuung durch das Unternehmen gefällt uns gleichermaßen”, begründet Thomas Gast die Auswahl des Anbieters.

Vermutlich wird mancher Autofahrer, wenn er auf das Signet der SVG blickt, denken: „Das Logo kenne ich doch!“ Etwa, weil er schon einmal an einem SVG-Autohof getankt hat. Ebenso mutmaßlich wissen die allermeisten Fahrzeuglenker jedoch nicht präzise, was genau die SVG ist, in welchen Bereichen die Genossen aktiv sind. Es geht schon damit los, dass es „die“ SVG gar nicht gibt, sondern, neben der in Koblenz ansässigen rheinischen, bundesweit 14 weitere regionale Straßenverkehrsgenossenschaften, die sich alle mit der Aus- und Weiterbildung, Arbeitssicherheit, Fördermittelberatung, Mautabrechnung oder mit Transportversicherungen befassen. Der „nach außen“ womöglich bekannteste, „sichtbarste“ Tätigkeitsbereich – der Betrieb von Autohöfen und Tankstellen – ist also nur einer unter vielen.

Allein die SVG Rheinland, deren Vorstandsassistent Thomas Gast ist, hat, inklusive der „SVG Fahrschulzentrum Rheinland GmbH“, vier Tochtergesellschaften und hält zahlreiche Beteiligungen, unter anderem an der „Wäller Energiegenossenschaft“. Ebenso vielfältig wie die Aktivitäten der Genossenschaft sind ihre aktuell 129 Mitglieder, die Taxi-, Speditions- oder Fuhrunternehmen sein müssen, um sich der Vereinigung anschließen zu können. Die Spedition von Thomas Mann, dem Bruder des Chefs von MANN Naturenergie, gehört beispielsweise der SVG Rheinland an. „Es gibt ein breites Spektrum in unseren Reihen. Es sind Unternehmen mit drei Lkw dabei, ebenso welche mit 60“, verdeutlicht Thomas Gast.

Auf dem eigenen Verkehrsübungsplatz trainieren LKW- oder auch Busfahrer.

Der Vorstandsassistent berichtet, dass allein im Geschäftsjahr 2019 652 Fahrschüler von der SVG Rheinland ausgebildet wurden – auf Pkw, Lkw oder Bussen. 6.581 Teilnehmer erhielten eine Schulung nach dem „BKrFQG“, was für den restlos ungelenken Begriff „Gesetz über die Grundqualifikation und Weiterbildung der Fahrer bestimmter Kraftfahrzeuge für den Güterkraft- oder Personenverkehr“ steht.

Die Qualifizierungsmaßnahmen, die die SVG Rheinland anbietet, betreffen unter anderem Gefahrgutseminare ebenso wie Lehrgänge zur Ladungssicherung, es gibt eine Gabelstaplerausbildung oder fachspezifische Sprachkurse, hinzu kommen Qualifikationsmaßnahmen für Servicefahrer (die später im „Sprinter“ unterwegs sind), Schadenpräventionstrainings und anderes.

Im SVG-Areal ist ebenso der Fahrzeugteilehandel mit seinem Lager untergebracht.

Die Organisation hat mit dem Berufskraftverkehr eine Menge Berührungspunkte, wird von Kunden stark frequentiert, und da war es an der Zeit, ein neues Fahrschulzentrum für Berufskraftfahrer zu errichten, nachdem der Standort des „Hauses des Straßenverkehrs“ aus dem Jahr 1958 mitten in der Koblenzer City liegt (dort hat die Genossenschaft ihren Hauptsitz) und keine Erweiterungsmöglichkeiten bietet. „Auch unsere Schulungsräume in der Innenstadt reichten nicht mehr aus“, schildert Thomas Gast. So sind an der aktuellen Stätte ebenfalls Büro- und Seminarräume gebaut worden. Hinzu kommt ein Fahrzeugteilehandel der „SVG EUROPART“ mit Lager und Sozialräumen.

Im Industriegebiet in Koblenz-Metternich gibt es nun also reichlich nutzbaren Platz auf dem neuen Verkehrsübungsgelände, das Autobahnkreuz Koblenz liegt quasi in Sichtweite, es existiert mithin eine hervorragende Verkehrsanbindung. Für Lehrgangsteilnehmer oder andere Besucher stehen große Mengen Parkplätze bereit – und an vier davon Ladesäulen für Elektroautos.

Übersicht über das neue Gelände am Autobahnkreuz Koblenz, das im Februar in Betrieb genommen wurde. Die SVG Rheinland hat im Geschäftsjahr 2019 rund 15 Millionen Euro umgesetzt und inklusive Auszubildenden 32 Mitarbeiter beschäftigt. Die gesamte Gruppe hatte Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich und 80 Beschäftigte. (Foto: SVG)

Wer immer hier mit dem E-Mobil vorfährt, kann die Dauer seines Aufenthaltes zum Laden nutzen. Vier „Wallbe“-Boxen liefern jeweils bis zu 22 Kilowatt (kW) – und das aus „Grünstrom“. Denn die Säulen werden von MANN Naturenergie betreut und gespeist, so dass die Elektromobilität bei der SVG Rheinland von vornherein vollständig auf zertifizierten Ökostrom baut.

Die SVG Rheinland ist auch Stromkunde bei MANN Naturenergie.

Wenn Kunden, Seminarteilnehmer mit E-Autos kommen, wollen wir denen die Möglichkeit zum Laden geben“, erläutert Thomas Gast, warum die vier Ladesäulen vorgesehen worden sind. „Wir planen darüber hinaus langfristig – auch für zukünftige Fahrschulfahrzeuge, die ja in einem überschaubaren Radius bewegt werden und nachts geladen werden könnten, wäre die E-Mobilität sinnvoll. Das ist für uns ein Thema. Und die Elektromobilität gehört unserer Meinung nach ohnehin in das Gesamtpaket, was fortschrittliche Technologien am neuen Standort angeht.“ Dort gebe es daher außerdem Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern, die nach bisheriger Einschätzung 60 Prozent des gesamten Strombedarfs decken werden, der etwa beim Beleuchten wie Klimatisieren von Seminar- oder Besprechungsräumen anfällt.

„Es war ein erster Schritt“, unterstreicht Vorstandsassistent Gast noch einmal, „falls mehr Ladekapazitäten gebraucht werden, stellen wir auch mehr Säulen auf.“ Das passiert in Kürze schon einmal am SVG-Hauptsitz aus dem Jahr 1958 in der Koblenzer Innenstadt: Dort werden zwei weitere Ladesäulen von MANN errichtet.

Uwe Schmalenbach

Lösungen für eine komplexe Thematik

Das „coronabedingt“ beschlossene Konjunkturpaket der Bundesregierung stellt zwar die Förderung von Elektromobilität in den Fokus. Doch unabhängig davon gibt es noch viele offene Fragen: Gibt es genügend Lademöglichkeiten? Welche Ladestation ist für den eigenen Bedarf daheim die richtige, und wer installiert eine solche Anlage? Hinzu kommt die Unsicherheit, welches Ladekabel oder welcher Steckertyp denn nun benötigt wird. Viele Verbraucher stehen vor einer Herausforderung, die sie skeptisch auf E-Mobilität blicken lässt.

Bei MANN Naturenergie gibt es bereits zahlreiche Antworten auf Fragen wie diese. Zehnjährige Erfahrung mit Elektromobilität hat das Unternehmen aus Langenbach bei Kirburg, das sich der Förderung und dem Ausbau regenerativer Energien wirtschaftlich wie weltanschaulich verschrieben hat – egal, ob „grüner“ Strom, Windkraft, Photovoltaik oder Holzpellets.

Die Autobahnen und Innenstädte sind “verstopft”. Wie fügen sich Elektromobilität und Ladeinfrastruktur ein? (Foto: obs/Kapsch TrafficCom AG/Canetti)

Die Expertise speist sich nicht nur daraus, dass MANN Anbieter von vielfältigen Elektromobilitätslösungen, sondern zudem auch selbst Nutzer ist: E-Autos stehen Mitarbeitern für Besorgungen oder für Fahrten der Vertriebsleute stets zur Verfügung – und können praktischerweise gleich an Ladesäulen auf dem Unternehmensgelände betankt werden. Mittlerweile blickt MANN Naturenergie auf eine halbe Million Kilometer Erfahrung mit Elektroautos zurück. Im Fuhrpark existiert inzwischen nur noch ein einziger „Verbrenner“ – ein Bulli, falls im Notfall über weite Strecken viel transportiert werden muss.

MANN bietet Hilfe bei Auswahl und Installation von Ladeinfrastrukturen. Gerade aufgrund der langjährigen Erfahrung ergibt sich bei dem Energieanbieter aus dem Westerwald eine hohe bedarfsorientierte Beratungskompetenz: Private wie gewerbliche Kunden werden beim Finden der individuellen Ladeinfrastruktur unterstützt und versorgt – ob dies nun eine zuverlässige Lösung für die heimische Garage ist oder eine ganze Flotte mit eingebundenem Lastmanagement und Abrechnungsservice. MANN stellt – was insbesondere im gewerblichen Bereich unerlässlich ist – die intelligente Anbindung der Ladeinfrastruktur an die Haustechnik unter Berücksichtigung des Lastmanagements (siehe Seite 4) sicher. In Rund 80 Projekten wurden mittlerweile über 100 Ladestationen installiert, und dies für verschiedenste Zwecke und Kunden.

Alles, was man benötigt, um Elektromobilität in den Alltag einzubinden, kann über MANN Naturenergie bezogen werden, so etwa der “Juice Booster”, der kompatibel mit allen Elektroautos mit Typ-1- wie Typ-2-Ladebuchse ist. (Foto: Juice Technology)

Eine Hilfestellung bei der richtigen Wahl der passenden Ladelösung bietet außerdem ein Online-Tool auf der Homepage (www.mannstrom.de/ladestation-berater): Mittels des „Ladestrom-Beraters“ werden Informationen bereits im Vorfeld ermittelt, so dass rasch Lösungen gefunden werden können. Ebenso gibt es verschiedene Ladestromtarife – natürlich Ökostrom – von MANN, zu denen das Unternehmen individuell berät. Manchmal ist nur ein Rat zu einer „Kleinigkeit“ nötig – etwa, welcher Stecker gebraucht wird. (Der europäische Standard ist bei letzterem übrigens der dreiphasige „Typ-2-Stecker“, der Ladeleistungen von bis zu 22 Kilowatt (kW) – im privaten Raum – oder bis zu 43 kW an öffentlichen Ladestationen ermöglicht.)

Wer zu Hause laden möchte, benötigt eine Wandladestation (Wallbox), im öffentlichen Raum kommen hingegen meist freistehende Ladesäulen zum Einsatz. MANN bietet Hardware von namhaften Anbietern wie „wallbe“, „Juice“ oder „Heidelberg“ und findet für jeden Anwendungsfall die passende Lösung – zum Beispiel vom „Juice Booster 2“, der mobile Ladestation, Wallbox und Typ-2-Kabel in einer „3-in-1-Lösung“ vereint, über die Wallbox „wallbe Eco 2.0“, die aufgrund ihrer einfachen Bedienung und der vielfachen Lademöglichkeiten insbesondere für Einsteiger ideal ist, bis hin zum hochleistungsfähigen Schnelllader „Juice Ultra“, mit dem mit bis zu 75 kW im öffentlichen Raum geladen werden kann.

Dass wir trotz allem auf den Straßen noch immer recht wenige Elektroautos sehen, ist sicher auch den vielen Vorurteilen geschuldet, die es über die „Stromer“ gibt. Die Reichweite sei nicht gut, die Batterie nicht ausreichend entwickelt, Ladesäulen fehlten – dies sind häufige Annahmen. Doch die Elektromobilität entwickelt sich stetig weiter, der Markt bietet mittlerweile zahlreiche hochmoderne Elektro-Fahrzeuge. Der „BMW i3“ etwa, den es ab 39.000 Euro zu kaufen gibt, hat eine Batteriekapazität von 120 Amperestunden (Ah), was 42,2 Kilowattstunden (kWh) brutto entspricht, und eine elektrische Reichweite von 359 Kilometern. Den „Kia e-Niro“ gibt es sogar mit einer Batteriekapazität von 64 kWh, was eine Reichweite von 455 Kilometern ermöglicht. Und tatsächlich scheint der Verbraucher dem E-Fahrzeug allmählich mehr abzugewinnen: Das Kraftfahrtbundesamt verzeichnete im Mai eine Zahl von 5.578 Neuzulassungen an Elektroautos, die so um 20,5 Prozent zum Vorjahresmonat gewachsen sei.

Wie gut sich Elektroautos letztlich in unser tägliches Leben und unsere Gewohnheiten integrieren, zeigt etwa das „Wäller Autokino“, das beweist, dass die funktionstüchtigen Fahrzeuge längst in unserem Alltag angekommen sind.

Uwe Schmalenbach