Klimawandel

Stollen statt Kufen am Schorrberg

Mountainbiker der MANNschaft fahren am Skilift über Holz aus Langenbach zu Tal

Ein wunderbarer Spätsommerabend in Bad Marienberg: Windstille, ein fast wolkenfreier Himmel, und trotz der vorgerückten Stunde kurz vor Einbruch der Dunkelheit herrschen im Kneipp-Heilbad noch milde 22 Grad. Doch am Schorrberg, der sich im Südosten der Stadt über der Schwarzen Nister erhebt, läuft der dortige Skilift – obwohl bei dieser milden Witterung natürlich nicht eine einzige Schneeflocke auf der Piste liegt! Zwei Dutzend Aktive in schwarz-grünen Trikots fahren mit der Anlage dennoch fortwährend hinauf und sausen den Steilhang wieder talwärts – jedoch nicht auf Kufen, sondern auf grobstolligen Reifen.

Kurve: Die Ehrenamtlichen haben mit Holz aus Langenbach beeindruckende Steilwände im Wald errichtet.

„Wir haben hier ein tolles Gelände – mit vereinseigener Liftanlage, eigenem Lifthaus, der Schorrberg-Hütte und allem möglichen Equipment. Aber das alles steht 360 Tage im Jahr nur herum, wird nicht genutzt“, schildert Patrick Panthel. Er leitet die den Verein inzwischen bereichernde Radsport-Abteilung des Ski-Clubs Bad Marienberg-Unnau (SCBMU). Ja, der Klimawandel schlägt auch im Westerwald sichtbar voll durch: „Weiße Winter“ sind selbst hier zur Seltenheit geworden, längere Perioden mit einer geschlossenen Schneedecke erst recht. „Irgendwann kam darum die Idee auf: Warum nutzen wir die Möglichkeiten nicht fürs Mountainbikefahren?“, berichtet Patrick Panthel. „Los ging es mit einem Wiesenrennen. Da ist jeder von fünf bis 50 gefahren. Das war eine riesen Gaudi, und daraus hat sich immer mehr entwickelt.“

Vor drei Jahren gab es erstmals ein Test-Wochenende mit Liftbetrieb. Der TÜV hat die Anlage ergänzend abgenommen. Und dann seien immer mehr Aktive hinzugekommen, auch Kinder und Jugendliche, die größtes Interesse mitgebracht hätten, zu fahren – und ebenso, selbst Hand anzulegen und einen Bikepark zu bauen. Hat es in der vergangenen Saison noch genau einen einzigen Lift-Tag im Winter auf dem Schorrberg gegeben, stehen inzwischen bereits zwei Dutzend sommerliche Lift-Tage entgegen – dank der Radsportler im Ski-Club, von denen einige im von MANN Naturenergie kommenden Trikot der MANNschaft (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete) unterwegs sind.

Nicht alle fanden die Idee „Rad statt Ski“ von Anfang an gut. Für die Öffnung des Ski-Clubs in Richtung Radsport musste erst ein wenig geworben werden. Gleichwohl wächst der SCBMU seit der Neuausrichtung, das „schneefreie“ Angebot lockt viele Neumitglieder, von Jahr zu Jahr werden es mehr, bestätigt Abteilungsleiter Panthel. Die Stadt Bad Marienberg stehe ebenfalls hinter dem Projekt, sehe das touristische Potenzial.Eltern radfahrender Kinder und Jugendlicher staunen und sind begeistert: Selbst unter der Woche sind zehn, 15, zuweilen 20 Kinder fleißig und helfen mit, den Bike-Park immer mehr zu erweitern – und die Erziehungsberechtigten wundern sich, warum das Smartphone plötzlich zu Hause bleibt und der Nachwuchs stattdessen begeistert Schüppe und Hammer in die Hand nimmt. Das Projekt ist offenbar ein Erfolg, nahezu an jedem Wochenende wird die Liftanlage mittlerweile für Mountainbiker geöffnet. Jeder kann kommen, Nicht-Vereinsmitglieder zahlen einmalig zehn Euro und können dafür den ganzen Tag Lift und Rad fahren.

Lift: Rund 380 Meter bringt die Anlage die MANNschaft auf den Berg. (Fotos: Schmalenbach)

Natürlich sind bei solchen Vorhaben Ehrenamtlicher immer genauso Unterstützer, Sponsoren notwendig. Und als es darum gegangen sei, dass man einiges Holz benötigte, um Rampen und Steilwände im von der Gemeinde für einen Euro gepachteten Wald zimmern zu können, sei man sofort auf die Firma MANN Naturenergie gekommen, wo im eigenen Sägewerk Verpackungsholz aus eigentlich nicht sägefähigen Stämmen hergestellt wird. „Gigantisch“ sei die Unterstützung durch den Energiepionier aus dem benachbarten Langenbach ausgefallen, erzählt Patrick Panthel begeistert. Es gab ohne Weiteres die gewünschten Mengen an Balken und Brettern! „Daraus konnten wir sensationelle Anlagen errichten – mit allem Drum und Dran!“, freut sich der Chef der Radsportabteilung.

Inzwischen bestehen sechs verschiedene Strecken, auf denen Menschen mit ihren Rädern bergab fahren können oder durch den kleinen Wald nebenan über allerhand Rampen und durch Steilkurven mit mächtig Tempo. Eine „gravity line“ gibt es in der „Easy“- wie „Pro“-Version, der „Basaltknacker“ benannte Kurs führt über Felsbrocken hinweg, und es existieren viele weitere Möglichkeiten unterschiedlicher Schwierigkeitsniveaus. Das Streckenangebot wird fortwährend erweitert, an den Lift-Wochenenden gibt es Bratwurst und kalte Getränke an der Skihütte. „Die kleinsten, die fahren, sind fünf“, betont Patrick Panthel noch einmal den altersübergreifenden Charakter des Angebots. „Und die kommen super klar, auch mit dem Lift – manchmal besser als die Erwachsenen“, schmunzelt er.

Uwe Schmalenbach

Total positive Begeisterung

Rekordflug auf die Insel lenkt Blick auf Energiewende im Luftverkehr

Reinhard Mey wird seinen wohl größten Erfolg auf seine alten Tage noch umschreiben müssen. „In den Pfützen schwimmt Benzin/Schillernd wie ein Regenbogen/Wolken spiegeln sich darin/Ich wär‘ gern mitgeflogen“, heißt es seit 1974 in „Über den Wolken“. Doch (Flug-)Benzin schwimmt vielleicht bald keines mehr in Wasserlachen auf Flugplätzen: Mit seiner „fliegenden Expedition“ von den Alpen bis zur Nordsee hat das Team des soeben erfolgreich absolvierten „Elektro-Weltrekordflugs“ gezeigt, dass auch die Mobilität in der Luft künftig elektrisch angetrieben sein könnte. MANN Naturenergie hat das Projekt gesponsert.

Sponsor: Neben etlichen anderen förderte MANN Naturenergie das Vorhaben.

Sponsor: Neben etlichen anderen förderte MANN Naturenergie das Vorhaben.

„Es ist super gelaufen“, sagt ein spürbar begeisterter Malik Aziz, im Team für die Pressearbeit zuständig, im Gespräch mit der „Wäller Energiezeitung“ auf die Frage, wie der Versuch geklappt habe. Gewiss, der Abflug musste wetterbedingt einen Tag verschoben werden aufgrund des „stärksten Regens der letzten 15 Jahre in Schänis“ (wo die elektrisch betriebene „Pipistrel Velis“ in der Schweiz gen Norderney startete). Danach jedoch habe der vorher aufgestellte Zeitplan exakt gepasst. Rund 190 Kilowattstunden (kWh) Energie: Mehr sei nicht nötig gewesen für den Flug. Rechnet man das in konventionelle Kraftstoffe um, entspricht das einem Äquivalent von weniger als 20 Litern Diesel – für 700 Kilometer Strecke in der Luft. Zwei Teams fuhren, während die Propellermaschine in der Luft war, mit „Teslas“ am Boden die Strecke – mit Superladern im Kofferraum, an denen die Maschine auf Flughäfen wieder „auftanken“ konnte. Denn für mehr als eine Stunde Flugzeit mit bis zu 150 Stundenkilometern reicht die derzeitige Kapazität des Akkus noch nicht (siehe dazu auch Kasten). So wurde der Siegerland-Flughafen an der Landesgrenze Nordrhein-Westfalens zu Rheinland-Pfalz ebenfalls zur Zwischenstation, wo Markus Mann die seltenen Gäste getroffen und mit Schweizer Raclette versorgt hat. Auf der rechten Seite des eingesetzten Flugzeugs fand sich, neben anderen, während des ganzen „Experimentalfluges“ das Logo von MANN Naturenergie: Das Westerwälder Unternehmen hatte das Vorhaben finanziell gefördert.

Lader: Das passende Gerät zum Auftaken fuhren zwei Teams am Boden zu den Zwischenstopps der Maschine.

Lader: Das passende Gerät zum Auftaken fuhren zwei Teams am Boden zu den Zwischenstopps der Maschine.

Strecke: Der Kurs des Fluges in Richtung Norden.

Strecke: Der Kurs des Fluges in Richtung Norden.

Doch worum muss man die Elektromobilität unbedingt in der Luft ausprobieren, wo sie am Boden unter anderem aufgrund zu geringer Ladekapazitäten noch lange nicht zufriedenstellend funktioniert? „Warum muss ich morgen Essen kaufen, wenn ich heute schon einmal gegessen habe?“, lacht Malik Aziz und fügt ernst an: „Das große Ziel ist: Wir müssen weg von der CO2-Emission! Ganz klar. Nur weil Deutschland besonders langsam ist beim Wandel – wegen der Autoindustrie –, heißt das ja nicht, dass wir noch viel Zeit für die Aufgabe hätten. Die Klimaveränderung ist Realität. Und die Luftfahrt ist für fünf Prozent des CO2-Ausstoßes weltweit verantwortlich. Tendenz steigend, wohlgemerkt, Stichwort der schnelle Flug nach Mallorca. Was wir mit der ganzen Aktion – bei der es eigentlich gar nicht um die Rekorde geht – machen wollten: Wir wollten ein Bewusstsein dafür schaffen, dass wir nach der Erkenntnis, dass Elektroautos nicht sofort in Flammen aufgehen und wirklich fahren können, selbst wenn sich das viele noch vor zehn Jahren nicht vorstellen konnten, nun auch darüber nachdenken sollten, was mit Schiffen ist, mit Flugzeugen! Wir hatten jetzt die Möglichkeit, dieses Elektroflugzeug zu nutzen, das allererste seiner Art. Und deshalb haben wir es einfach gemacht!“

Freude: Malik Aziz ist begeistert, wie gut alles geklappt hat.

Freude: Malik Aziz ist begeistert, wie gut alles geklappt hat.

Wie man am „super krassen“ Medieninteresse sehen könne, sei erreicht worden, was die Macher sich gewünscht hätten: Hunderttausende Menschen hätten gesehen, dass man schon elektrisch fliegen könne. „Dieser kleine Hingucker wird sich in das Narrativ einfügen, was an elektrischer Fortbewegung möglich ist“, unterstreicht Malik Aziz. Er berichtet außerdem von überwältigender Unterstützung an der Strecke. Die angeflogenen Flugplätze zum Beispiel hätten alles in Bewegung gesetzt, um den Ladevorgang zu ermöglichen, eigens neue Anschlüsse installiert, auf Landegebühren verzichtet. „Die total positive Begeisterung“ sei beeindruckend gewesen.

 

Uwe Schmalenbach