Die Pelletheizung von Familie Velten wird in diesen Tagen gerade erst eingebaut. Sie löst eine alte Ölfeuerung ab. Derweil sind Veltens zum Besuchertag von „MANN Naturenergie“ und den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) nach Langenbach bei Kirburg gefahren: „Wir wollten mal gucken, wo die Dinger herkommen und wie die Pellets für so eine Heizung entstehen“, erzählt das Ehepaar aus Montabaur. „Richtig interessant“ sei deswegen die beim Besuchertag angebotene Betriebsführung, findet Frau Velten.
„Wie lang darf das Holz sein, das Sie sägen können?“ „Wie viele Bretter haben Sie abends zusammen?“ „Wie oft wechseln Sie das Sägeblatt?“ „Wie wird im Kraftwerk aus Dampf Strom?“ „Wie viele Pellets werden in einem Jahr gepresst?“ Die Teilnehmer der Rundgänge entlang der Rundholzsortierung, ins SEO-Sägewerk, zu den Pelletpressen oder dem Großspeicher sind wirklich ausgesprochen interessiert, nutzen das breite Informationsangebot ausgiebig und diskutieren mit dem jeweiligen Führer zudem viele Fragen, die sie unmittelbar selbst „im Kleinen“ betreffen, doch ebenso globale Aspekte der Energieversorgung.
Manches wissen die Besucher bereits, anderes überrascht sie. „Für wie viele Jahre Holz lagert hier?“, möchte zum Beispiel eine Frau wissen, während sie mit einer der Gruppen über den Rundholzplatz läuft, auf dem Abschnitte von Baumstämmen, nach Größen sortiert, zu Poltern aufgestapelt worden sind. Die Antwort erstaunt die Fragestellerin dann doch: „Der Vorrat hier reicht nur für acht Tage“, erläutert Jan-Philipp Alhäuser schmunzelnd und deutet auf die mächtigen Holzstöße.
Die Drexlerei Robert Manns anno 1910, das kleine Fuhrunternehmen von Emil Mann, gegründet 1925, die erste rheinland-pfälzische Windkraftanlage, die in Langenbach 1991 aufgestellt wurde, die erste großtechnische Pelletproduktion der Republik 2001: „Wir haben uns immer wieder angepasst“, schildert Daniel Rahn, der ebenfalls während des Besuchertags mit Gruppen auf dem Firmengelände unterwegs ist und währenddessen diese sowie andere Entwicklungsschritte von MANN und WWP skizziert.
Schnell wird den Besuchern klar: Der Wandel gehört in Langenbach zum Alltag, ist quasi selbst dann in vollem Gang, während Rahn ihnen die Späne zu Pellets formenden Matrizen erklärt, sie einen Blick in den Bandtrockner werfen lässt oder ihnen die Arbeitsweise der Holzbagger zeigt, die 120.000 Festmeter im Jahr befördern müssen. „Damit man eine etwas greifbarere Vorstellung hat: Das sind 15 bis 20 Holz-Lkw jeden Tag“, verdeutlicht Rahn, der Prokurist und Projektingenieur bei dem Westerwälder Unternehmen ist.
Die Pläne zu zukünftigen Vorhaben des Energieversorgers in Langenbach sprechen die Menschen sehr an, die zum Besuchertag gekommen sind. Ein neues Hobelwerk werde als nächstes gebaut, verrät Daniel Rahn ihnen, zudem eine Keilzinkanlage: die zugehörige Baugrube ist auf dem Rundgang bereits auszumachen. Ebenfalls zeigen Farbmarkierungen auf dem Boden, wo neben die vorhandene Sägelinie in den nächsten Monaten eine zweite mit einer Bandsäge gebaut werden wird: „Die haben wir deswegen gekauft, um zukünftig flexibler zu sein.“, sagt Daniel Rahn und nimmt die Besucher nicht nur räumlich mit zur nächsten Station, sondern gedanklich weiter in die Zukunft des Unternehmens, in dem er tätig ist. „Die neue Säge schafft sogar Meter-Stämme – da werden wir ganz wenige hierher bekommen, aber bis zu einem Meter Durchmesser kann man mit der Blockbandsäge aufschneiden und aus den Bohlen Bretter machen“, beschreibt der Projektingenieur. „Das hat den Hintergrund, dass wir offen sein wollen für unsere Lieferanten: Der Förster oder Waldbesitzer muss dann nicht schwer im Wald sortieren. Wir wollen ihm sagen können: ‚Liefer uns alles an, ganz egal, wir sortieren uns das hier.‘“
Die WWP sind ein stromintensives Unternehmen, das wird gleichermaßen deutlich auf dem Rundgang; am meisten Energie benötigen die Pelletpressen. Selbst bei der Herstellung dieses umweltfreundlichen Brennstoffs gibt es sogenannte „Veredelungsverluste“, sie betragen zwei Prozent. Bei Öl und Gas hingegen liegen diese Einbußen mit zehn bis zwölf Prozent deutlich höher. „Wir brauchen viel Strom“, bestätigt Daniel Rahn, „der gesamte Standort in Langenbach hat im Jahr einen Bedarf von neun Millionen Kilowattstunden (kWh).“ Die Führungsteilnehmer erfahren, dass das eigene Biomasse-Kraftwerk davon fünf Millionen liefere. 1.000 Kilowatt (kW) Leistung kommen laut Rahn zusätzlich aus den zahlreichen Photovoltaikanlagen auf Hallendächern oder an den Pelletsilos und noch einmal 2.500 kW Leistung stammen aus Windstrom.
Auch Malms nutzen Strom aus Langenbach. „Wir sind hier Strom-Kunde, schon seit bestimmt 15 Jahren“, schildert das Ehepaar. „Sehr zufrieden“ sei es mit seinem Stromversorger MANN: „Die sind immer ansprechbar hier, man ruft an, hat gleich jemanden an der Strippe, und der kümmert sich auch.“ Für das Paar aus der Verbandsgemeinde Wallmerod sei es „auf jeden Fall“ sehr wichtig, selbst nur Ökostrom zu nutzen. „Es geht uns ums Klima und die Natur“, betonen Malms, „wir haben selbst eine PV-Anlage auf dem Dach.“ Die beiden sind zum ersten Mal auf einem Besuchertag in Langenbach und finden ihn „sehr interessant“.
Die häufigste am dort aufgebauten Stand der Abteilung E-Mobilität angesprochene Thematik sei die Frage nach bidirektionalem Laden, berichtet Markus Langenbach, der die technische Leitung des „E-Mob-Teams“ bei „MANN Naturenergie“ inne hat. „Ob wir Wallboxen anbieten, die bidirektionales Laden können, wann die Politik bei dem Thema ‚aus dem Quark kommt‘ – diese Punkte beschäftigen die meisten Besucher, die heute an unserem Stand gewesen sind. Etliche haben sich dafür interessiert, wie es technisch funktioniere, Lkw zu laden oder wo der Unterschied beim Laden eines Lkw und eines Pkw liegt. Und einige“, schmunzelt Markus Langenbach, „wollen wissen, wie hoch der Stromtarif ist – sie können ja nicht erkennen, dass ich in dem Bereich nicht tätig bin. Diese Besucher bringe ich dann rüber zum Volker und zur Sema.“
Volker und Sema, das sind Langenbachs Kollegen Volker Schmidt und Sema Dercin. Die beiden MANN-Mitarbeiter haben ebenfalls einen eigenen Stand. Er befindet sich in der „Halle 1“, in der auch die historische Werkstatt untergebracht ist, die am Besuchertag natürlich durchgängig in Betrieb und dampfgetrieben ist.
„Bei uns war ein Hauptthema heute die Frage von Bestandskunden nach der künftigen Entwicklung des Strompreises“, führt Sema Dercin aus, was für Anliegen an sie und Schmidt herangetragen worden seien. „Hier haben wir die gute Nachricht, dass die Tendenz in Richtung einer Preisminderung in 2024 zeigt“, so die Fachfrau. Ebenso seien etliche Menschen an ihrem Stand gewesen, die bislang ihren Strom von einem Großversorger beziehen „und weniger wegen des Preises, sondern wegen der begleitenden Dienstleistung unzufrieden sind und über einen Wechsel zu uns nachdenken. Es störe sie demnach, dass sie nicht ihre konkreten Ansprechpartner haben, anonym im Callcenter landen. Und einige unserer Bestandskunden, die vorher schon einmal mit uns telefoniert haben, fanden es einfach schön, heute unsere Gesichter ‚live‘ zu sehen“, zwinkert Dercin. Es sei vielen „MANN Strom“-Kunden offenbar wichtig, dass das Persönliche erhalten geblieben ist und nicht „outgesourced“ werde. „Ganz viele Menschen sagen uns, dass sie so froh seien, uns als ihre festen Gesprächspartner zu haben, mit denen man reden kann – manches Mal sogar über Sorgen des Alltags, die nicht unbedingt mit Strom zu tun haben.“
Draußen, nicht weit von der „Halle 1“ entfernt, bestaunt Matteo unterdessen mit großen Augen die Umstapelanlage, bei der ein rotierender Besen unaufhörlich automatisch Zwischenleisten aus Bretterstapeln fegt. Als nächstes allerdings möchte der Dreijährige aber erst einmal eine Runde mit „Julia“ drehen, jener 18 Tonnen schweren Dampfmaschine aus dem Jahr 1924, die laut schnaufend den ganzen Besuchertag hindurch über das Firmengelände rumpelt. Vater Dennis und Mutter Jeannette Pauschert steigen mit ihrem Sohn gerne zu.
„Wir sind heute dabei, weil wir den Betrieb näher kennenlernen möchten, schauen wollen, was es hier an Neuerungen gibt – und einfach einen schönen Tag haben“, verdeutlicht Vater Dennis. Seine Familie sei vor Jahren zwar schon einmal bei einem „Tag der offenen Tür“ von MANN und WWP gewesen, „aber es sind ja viele Dinge neu hinzugekommen. Und für den Kleinen ist das hier ohnehin interessant.“ Ein schriller Pfiff, ein kleiner Ruck – und „Julia“ fährt mit Dennis, Jeanette und Matteo Pauschert davon.
„Ich bekomme von denen meinen Pellets“, sagt Martin Demuth zur Begründung, warum auch er sich auf den Weg nach Langenbach gemacht hat, um erstmals beim „Besuchertag“ dabei zu sein. „Super“ sei er mit dem Heizen mit Westerwälder Holzpellets zufrieden, erklärt der Interessierte aus Roßbach, „wegen der Qualität. Und ich hätte nicht gedacht, dass so viel Innovation in dem ganzen Betrieb hier liegt“, ergänzt der Roßbacher während einer der Betriebsführungen. „Ich finde auch die E-Lkw, mit denen Pellets jetzt geliefert werden, super. Das ist wirklich bewundernswert, was hier alles passiert.“
Uwe Schmalenbach