Auf Dauer wäre es wohl eine recht stupide und vermutlich nicht eben rückenschonende Arbeit: Je 15 Kilogramm „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) abwiegen, in Säcke füllen und diese dann 65-stückweise auf Europaletten stapeln. Der Bedarf an dieser Form des umweltfreundlichen Brennmaterials ist offenbar groß: Immerhin rund ein Viertel der Jahresproduktion – mithin 10.000 Tonnen – verlässt das Pelletwerk in Langenbach bei Kirburg in Säcken. Glücklicherweise übernimmt das Heben und Stapeln der Gebinde ein Roboter. Der ist gerade erneuert worden, obwohl sein Vorgänger noch lief – der Versorgungssicherheit wegen.
Der Automat ist echt „geschickt“: Mal „schnappt“ er sich die Säcke paarweise, mal einen einzelnen und legt immer je fünf zu einer Lage auf der Palette zusammen. Sind 13 davon komplett – jede auf den Millimeter genau positioniert –, verlässt die Palette den Roboter über ein Förderband und wird stramm in Folie eingewickelt, damit die Säcke beim Transport per LKW nicht wieder verrutschen.
Vier Saugnäpfe sind das Werkzeug, mit dem der Roboter „zupackt“: Genaugenommen packt er nicht, sondern hebt die Säcke mittels Unterdruck an. Der alte Roboter schob stattdessen eine Gabel unter die Säcke. Die habe jedoch den Nachteil gehabt, schildert Daniel Rahn, dass sie wegen des maximalen Gewichts, das der Roboter stemmen konnte, auf Leichtbau getrimmt war. „Und entsprechend oft kaputt“, ergänzt der Projektingenieur.
Ohnehin: Das Vorgängermodell hatte schon Tausende Betriebsstunden „auf dem Buckel“. Baujahr 1993, von den WWP bereits gebraucht gekauft, lief er rund 15 Jahre in Langenbach. „Der hätte täglich ausfallen können. Dieses Risiko sollte eliminiert werden – damit wir dieselbe Versorgungssicherheit bei der Sackware bieten wie bei losen Pellets“, erläutert Daniel Rahn. Die gesamte Absackanlage, zu welcher der Roboter gehört, arbeitet an fünf Tagen der Woche, und das mitunter zweischichtig. Da ist die Beanspruchung hoch.
Denn die Sackware wird stark nachgefragt. Kunden seien in der Regel Besitzer von Zimmeröfen, die anstelle von Scheitholz Pellets nutzten, berichtet Daniel Rahn. Diese können sie über den Werksverkauf an sechs Tagen in der Woche direkt bei den WWP in Langenbach abholen.
Andere Nutzer erhalten ihre Pelletsäcke per LKW-Anlieferung – alternativ über Stützpunkthändler der WWP: Das, so Rahn, seien zum Beispiel Handwerksbetriebe oder Getränkemärkte, die etwas Lagerfläche frei hätten, dort WWP-Paletten vorhalten und Pellets 15-kiloweise an den Endkunden abgeben. „Der private Endkunde hat dadurch den Vorteil des nahen Händlers direkt am Ort, den er kennt und wo er jederzeit WWP bekommt.“
Ehe es soweit ist, müssen die im Langenbacher Werk der WWP gepressten Pellets mittels einer „Blasleitung“ in ein Lagersilo befördert werden, das direkt neben der „Halle 4“ steht, in der der neue Roboter werkelt. Ein Förderband bringt sie vom Silo zur Absackanlage (siehe auch Video), in der sich eine Waage befindet, die immer 15 Kilogramm portioniert und diese anschließend verpackt. Die Säcke dafür werden nebenbei aus Flachfolie geschnitten und zusammengeschweißt. Darin geht es weiter zum saugenden Roboter.
Der bringt nicht nur die besagte Ausfallsicherheit mit sich, sondern weitere Vorteile: So kann Anlagenführer Olaf Josten jetzt auf Knopfdruck vorgeben, wie die Lagen auf den Paletten aufgebaut werden, wie hoch oder niedrig der Roboter stapelt und vieles mehr. „Wir sind dadurch jetzt viel flexibler, können Paletten auch nach individuellem Kundenwunsch packen“, erklärt Josten. Wobei „Knopfdruck“ nicht ganz zutreffend ist: die Bedienung erfolgt mittels animiertem Touch-Screen, der jederzeit anzeigt, wo sich gerade welcher Sack in der Anlage bewegt.
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Die Sicherheitseinrichtungen begrüßt Olaf Josten, nicht nur der eigenen Unversehrtheit wegen: „Es kommen viele Kunden zu uns in die Halle, die Sackware abholen und gerne sehen wollen, was wir tun. Auch von daher ist es gut, dass die Anlage völlig abgesichert ist.“
Der alte Roboter, den die WWP der Versorgungssicherheit wegen wie geschildert nicht mehr für ihre Kunden Säcke stapeln lassen wollten, hat übrigens noch eine Verwendung gefunden, weiß der Anlagenführer abschließend zu erzählen: Ein anderes Unternehmen wolle ihm ein „drittes Leben einhauchen“ und ihn weiterhin nutzen, lächelt Olaf Josten, während der neue WWP-Roboter hinter ihm die nächsten beiden 15-Kilo-Säcke ansaugt.
Uwe Schmalenbach