Eine überaus bedeutende Grundlage

Ein Borkenkäfer macht sich an einer Rinde zu schaffen. Foto: Prochazka/Adobe-Stock

Fichtenschäden sind auch in diesem Waldstück bei Kirburg zu sehen.

Die „nächste große Dürre“ drohe 2020, mahnten Schlagzeilen kürzlich. Auf der anderen Seite erfreuen wir uns derzeit frühlingshaft blühender Pflanzen. Ist die Lage wirklich so ernst? Am „Internationalen Tag des Baumes“ warnte der Naturschutzbund Deutschland (NABU) just vor hohem Waldverlust durch den Klimawandel. Dabei leisten Bäume einen wertvollen Beitrag zur CO2-Speicherung.

Über den Wald und seine zunehmende Bedrohung haben wir in den letzten Jahren schon einiges erfahren: Der saure Regen gefährdet ihn nicht erst seit der breit diskutierten „Waldsterben“-Debatte, die in den 70er-Jahren in Erscheinung trat. Ebenso sind es immer wieder verheerende Stürme wie „Kyrill“ (2007) oder zuletzt Orkantief „Sabine“, die zahlreiche Bäume entwurzeln.
Die Trockenheit wiederum birgt noch ein weiteres Problem: Sie begünstigt den Borkenkäfer in den durch die Dürre geschädigten Bäumen. Das eigentlich als Erstzersetzer kranker Bäume nützliche Insekt, das sich in die Rinde einbohrt, hinterlässt in großen Populationen schwere Schäden auch an gesunden Bäumen. Der Borkenkäfer findet jedoch durch Dürre und Hitze gerade in Monokulturwäldern optimale Lebensbedingungen. Das Klima setzt dem Wald also gleich in mehrerer Hinsicht zu.

Und selbst, wenn man sich angesichts drohender Waldbrände und Borkenkäferplagen über vermeintlich erlösenden Regen freuen möchte, bietet ein kurzer Schauer nicht die Lösung: Denn eine geringe Niederschlagsmenge dringt keineswegs in die unteren Bodenschichten ein, wo die meisten Bäume wurzeln. Dort, im Unterboden, herrscht die Dürre also weiter vor.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium setzt, um den immensen Waldschäden entgegenzuwirken, daher auf ein nachhaltiges Wiederaufforstungs- und Anpassungsprogramm. Hierbei stehen insbesondere standortangepasste Bäume für robuste und dadurch klimabeständige Mischwälder im Fokus.

Ein weiterer Effekt des Klimawandels: Trockenheit schadet landwirtschaftlich genutzten Böden ebenso und beeinflusst ihre Wehrhaftigkeit. Wie Forscher der Universität Kassel herausfanden, können sich nach Hitze- und Trockenstress so Bodenkeime ausbreiten. Foto: Universität Kassel

Im Cluster Forst und Holz sind mehr Arbeitsplätze vorhanden, als man vielleicht zunächst denken würde. Foto: Schemmi/pixelio

Bei Holz handelt es sich um einen überaus wichtigen Rohstoff für den Menschen – noch dazu um den weltweit einzigen, der nachwachsen kann! In Bezug auf CO2 leisten Bäume einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz: Sie können Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre aufnehmen und dauerhaft binden. Nach Angaben des Deutschen Holzwirtschaftsrats entlastet der Wald in Deutschland die Atmosphäre jährlich um rund 52 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid, was einem jährlichen CO2-Ausstoß von Berlin und Hamburg entspräche.
Wälder sind demnach ein bedeutsamer Speicher für das Treibhausgas. So ließ vor einigen Monaten eine Schweizer Studie aufhorchen: Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich hatten herausgefunden, dass eine weltweite Aufforstung von Wäldern auf einer Fläche von 900 Millionen Hektar möglich wäre und zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen absorbieren könnte!
Sowohl für die Umwelt als auch für den Menschen ist eine nachhaltige Waldwirtschaft umso notwendiger. Nachhaltig bedeutet dabei ebenso, die Flächen zu betreuen, die biologische Vielfalt und Regenerationsfähigkeit von Bäumen zu erhalten, Faktoren wie Boden und Wasser als Schutz des Waldökosystems zu kontrollieren – und letztlich auch, den Wald wirtschaftlich zu nutzen. Doch der Wald schützt nicht nur unser Klima, er ist ebenso Grundlage eines bedeutsamen Wirtschaftssektors: So sind nach Angaben von „Forstwirtschaft in Deutschland“ bundesweit 1,1 Millionen Menschen im Cluster Forst und Holz beschäftigt. Zum Vergleich: Laut dem Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz arbeiten dagegen nur 800.000 Menschen im Automobilsektor (Stand 2017).

In dem Bundesland, merkt das Ministerium an, gibt es etwa 50.000 Beschäftigte im Cluster Forst und Holz, in ca. 7.200 Betrieben. Fast jedes fünfte verarbeitende Unternehmen befasse sich in Rheinland-Pfalz in irgendeiner Weise mit Holz. Der Cluster trägt somit nicht zuletzt auch zu Beschäftigung und Identitätsprägung, gerade in ländlichen und strukturschwachen Regionen, bei. Auf diese Weise werden regionale Wertschöpfungsketten unterstützt. Es seien viele, oftmals heimische, Firmen auf den Rohstoff angewiesen, betont Hartmut König von der Zentralstelle der Forstverwaltung Rheinland-Pfalz.

7.200 Betriebe allein in Rheinland-Pfalz haben mit dem “Rohstoff aus dem Wald” zu tun. Foto: Universität Kassel

Beispiel “Westerwälder Holzpellets”: Sie werden aus heimischem Holz hergestellt. Foto: Moldenhauer

Gerade, weil der Wald, der so eine wichtige Rolle im Emissionsschutz spielt und von hoher ökologischer und ökonomischer Bedeutung ist, selbst Opfer des Klimawandels ist, ist sein Schutz mehr denn je unsere Aufgabe. Das hieße für den Verbraucher zum Beispiel, Holz aus heimischen Wäldern zu kaufen und zu verwenden, unterstreicht König, da bei uns zulande mehr Holz nachwächst als entnommen wird und die Herkunft bekannt ist. Denn regionale Produktion vermeide nicht nur lange Transportwege, die hohe CO2-Emissionen verursachen. „Wir wissen ja auch nicht immer, ob Holz, das wir aus Übersee oder anderen Ländern bekommen, nachhaltig erzeugt wurde. “


Andra de Wit