Der Weg ist das Ziel. Dieses Motto gilt bei alpinen Wanderungen genauso wie bei der Energiewende. Für den Westerwälder Unternehmer Markus Mann dauert dieser Weg bereits mehr als zwei Jahrzehnte. 1991 baute Mann das erste kommerziell betriebene Windrad in Rheinland- Pfalz – und in der alpinen Landschaft ist der Energiewende-Pionier noch länger unterwegs. Auch sein Projekt „Energiegipfel“ hat eine lange Vorgeschichte.
Als Mann oben auf dem Bishorn steht, geht das Strahlen eines Jungen über das Gesicht des Langenbachers. Die Sonne steht hoch über den Alpen im französischsprachigen Teil der Schweiz. 4135 Meter über dem Meer lächelt Mann mit der Sonne in die Bergwelt. Es ist kurz vor Mittag, als die letzten Expediteure ihren persönlichen Energiegipfel erreichen. „Das Bishorn ist keiner der ganz schweren 4000- er“, sagt Mann. Er ist dennoch stolz auf die Gruppe. „Ich habe ja auch vorher ein bisschen gezittert, das sind ja nicht gerade alles Leistungssportler.“ Der Jüngste in der Gruppe ist 26 Jahre alt, der Älteste zählt 67 Lenze. „Nicht jeder von uns ist eine Gams“, sagt der Westerwälder lachend. Es sind Leute wie er, die sich für die Energiewende einsetzen, die nachhaltige Energie produzieren und verbrauchen wollen. Gut 50 Personen aus neun Ländern haben sich dem Projekt angeschlossen. Die meisten stehen mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gipfel des Bishorns und schauen in eine faszinierende Landschaft aus schneebedeckten Berggipfeln, Geröll, Eis und Gletschern, die von einem azurblauen Himmel umrahmt werden. Es ist ein Vormittag für Postkartenfotos.
Ein zukunftsweisendes Nahwärmekonzept im Wallis
Für Markus Mann und sein Westerwälder Unternehmen schließt sich an diesem Tag ein Kreis. Seit vielen Jahren ist seine Familie Stammgast im Wallis, sie ist Teil des kleinen Dorfes Anzère geworden, das auf einer sonnigen Terrasse auf 1500 Metern hoch über dem Rhonetal liegt. Über die Jahre sind die Manns immer mehr in die Dorfgemeinschaft integriert worden. Im Urlaub erfuhr der Westerwälder davon, dass 20 alte dezentrale Heizungsanlagen im Ort ausgetauscht werden sollten. „Die Anlagen sollten gegen neue Ölheizungen ausgewechselt werden – und das im Wasserschutzgebiet, wo 180 Lkw-Ladungen Heizöl hochgefahren wurden“, erinnert sich der 46-Jährige. „Es ging um einen Verbrauch von jährlich 1 bis 1,8 Millionen Liter Heizöl.“
Für einem Unternehmer, der sein Geld mit Pellets, Ökostrom, Biomasse, Wind- und Wasserkraft verdient, war diese Vorstellung ein absolutes Unding. „Wir haben einige Gespräche geführt“, sagt er. Über Alternativen zum Öl wie Hackschnitzel oder Pellets. Letztlich entstand daraus im Jahr 2010 die Gründung der Chauffage Bois- Energie Anzère, die heute das größte Holzpellets-Nahwärmenetz in Zentraleuropa betreibt.
8,3 Millionen Franken wurden investiert, um in Anzère ein Nahwärmenetz mit einer Gesamtleistung von 6,5 Megawatt zu errichten. An das Netz wurden per Fernwärme 15 Gebäude mit 600 Wohnungen, ein Hotel und ein Wellness- Center angeschlossen – 2013 kamen 25 weitere Gebäude dazu. Eigentümer des Netzes sind über ihre Aktienanteile zu 47 Prozent die Immobilienbesitzer vor Ort, die übrigen 53 Prozent hält die Mann Energie Suisse.
Für Anzère bedeutete diese Investition einen zukunftsgerichteten Mehrwert, denn in der Region sollte das Nahwärmenetz nicht das einzige Projekt mit einem nachhaltigen Konzept bleiben. „Mein Partner und Bauleiter im Wallis hat sich von der Idee infizieren lassen“, erinnert sich Markus Mann. Als es darum ging, eine der höchstgelegenen Berghütten Europas mit einer neuen Heizung auszurüsten, kam das Gespräch auf eine Pelletsvariante für die Cabane de Tracuit am Tracuitgletscher. Auf 3256 Meter Höhe bietet diese beliebte Hütte im Wallis 120 Plätze für Bergtouristen. Um diese neue Heizungsanlage offiziell einzuweihen, organisierte Mann den Energiegipfel 2013 – und die ersten zehn Tonnen Pellets brachten die Teilnehmer gleich als Gastgeschenk mit. Also genug Heizmaterial, um etwa zwei Jahre lang Wärme in der Hütte am Gletscher zu haben.
Es ist ein stimmiges Gesamtbild, das sich für Markus Mann an diesem Tag auf dem Bishorn abrundet. Drei Jahre zuvor hat der Westerwälder damit begonnen, sich als Energieunternehmer in der Region nachhaltig einzubringen. Jetzt steht er mit Expeditionsteilnehmern aus ganz Europa und Argentinien auf dem Gipfel. Der Energieminister des Wallis hat der Delegation am Vortag bei der Besichtigung der neuen Heizzentrale in Anzère einen Besuch abgestattet, mit auf den Berg wollte er allerdings nicht.
Den Weg auf den Berg nehmen wie eine Ladung Pellets
Manns Ziel ist es, beim Energiegipfel den gleichen Weg aus Zinnal tief unten im Tal hinaufzusteigen, den auch die Pellets per Hubschrauber nehmen. Aus 1650 Meter Höhe hinaufzusteigen zur Tracuithütte und von dort weiter aufs Bishorn, einen der höchsten Gipfel der Schweiz. „Wir haben die Seilschaften nach dem Fitnessgrad zusammengestellt“, sagt Mann am Mittag zufrieden, „und das hat super funktioniert.“
Zehn Bergführer leiten die Gruppe auf den Berg, während ein Kamerateam sich mit dem rot-weißen Helikopter auf den Weg durch die bizarre und bezaubernde Bergwelt macht, um die Delegation auf dem Weg zum Energiegipfel filmisch zu begleiten. „Mein Puls war schon in der Nacht auf der Hütte richtig hoch“, sagt Mann. Die Höhe von mehr als 3200 Metern hat nur eine kurze Nachtruhe zugelassen, bevor es morgens um 5 Uhr vom Tracuitgletscher auf den Berg ging. Nur für die Bergführer, zehn routinierte einheimische Jungs, Kenner all der fantastischen Gipfel ringsherum, ist der Weg aufs Bishorn gewohnt. Die anderen haben sich stramm heraufgearbeitet. „Aber mit einem mächtigen Spaß“, sagt Mann. „Es ist nur ganz schön frisch hier oben.“
Während die Gruppe kurz den Blick aufs Panorama genießt und sich dann auf den Abstieg zur Berghütte am Tracuitgletscher macht, packt einer der Bergführer einen Gleitschirm aus dem Rucksack und nutzt den Aufwind, um durch die gigantische Landschaft hinab nach Zinnal zu fliegen. Expeditionsleiter Mann schaut dem Gleitschirm lächelnd hinterher, er weiß schließlich, dass nach dem Energiegipfel ein erster kleiner kulinarischer Gipfel folgt: ein Käsefondue auf der Berghütte, das Kraft für den Abstieg ins Tal gibt und Wärme in den müden Körper bringt.
Für den Westerwälder ist der sportliche Ausflug ins Wallis ein Moment, das weit über das Erlebnis hinauswirkt. Der Energiegipfel soll darauf aufmerksam machen, dass die Energiewende an fast jedem Ort und in fast jeder Höhe möglich ist. „Man muss Ideen haben und sich Ziele setzen“, sagt er. So lassen sich auch hohe Gipfel erklimmen.
Volker Boch
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Als Mann oben auf dem Bishorn steht, geht das Strahlen eines Jungen über das Gesicht des Langenbachers. Die Sonne steht hoch über den Alpen im französischsprachigen Teil der Schweiz. 4135 Meter über dem Meer lächelt Mann mit der Sonne in die Bergwelt. Es ist kurz vor Mittag, als die letzten Expediteure ihren persönlichen Energiegipfel erreichen. „Das Bishorn ist keiner der ganz schweren 4000- er“, sagt Mann. Er ist dennoch stolz auf die Gruppe. „Ich habe ja auch vorher ein bisschen gezittert, das sind ja nicht gerade alles Leistungssportler.“ Der Jüngste in der Gruppe ist 26 Jahre alt, der Älteste zählt 67 Lenze. „Nicht jeder von uns ist eine Gams“, sagt der Westerwälder lachend. Es sind Leute wie er, die sich für die Energiewende einsetzen, die nachhaltige Energie produzieren und verbrauchen wollen. Gut 50 Personen aus neun Ländern haben sich dem Projekt angeschlossen. Die meisten stehen mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gipfel des Bishorns und schauen in eine faszinierende Landschaft aus schneebedeckten Berggipfeln, Geröll, Eis und Gletschern, die von einem azurblauen Himmel umrahmt werden. Es ist ein Vormittag für Postkartenfotos.
Ein zukunftsweisendes Nahwärmekonzept im Wallis
Für Markus Mann und sein Westerwälder Unternehmen schließt sich an diesem Tag ein Kreis. Seit vielen Jahren ist seine Familie Stammgast im Wallis, sie ist Teil des kleinen Dorfes Anzère geworden, das auf einer sonnigen Terrasse auf 1500 Metern hoch über dem Rhonetal liegt. Über die Jahre sind die Manns immer mehr in die Dorfgemeinschaft integriert worden. Im Urlaub erfuhr der Westerwälder davon, dass 20 alte dezentrale Heizungsanlagen im Ort ausgetauscht werden sollten. „Die Anlagen sollten gegen neue Ölheizungen ausgewechselt werden – und das im Wasserschutzgebiet, wo 180 Lkw-Ladungen Heizöl hochgefahren wurden“, erinnert sich der 46-Jährige. „Es ging um einen Verbrauch von jährlich 1 bis 1,8 Millionen Liter Heizöl.“
Für einem Unternehmer, der sein Geld mit Pellets, Ökostrom, Biomasse, Wind- und Wasserkraft verdient, war diese Vorstellung ein absolutes Unding. „Wir haben einige Gespräche geführt“, sagt er. Über Alternativen zum Öl wie Hackschnitzel oder Pellets. Letztlich entstand daraus im Jahr 2010 die Gründung der Chauffage Bois- Energie Anzère, die heute das größte Holzpellets-Nahwärmenetz in Zentraleuropa betreibt.
8,3 Millionen Franken wurden investiert, um in Anzère ein Nahwärmenetz mit einer Gesamtleistung von 6,5 Megawatt zu errichten. An das Netz wurden per Fernwärme 15 Gebäude mit 600 Wohnungen, ein Hotel und ein Wellness- Center angeschlossen – 2013 kamen 25 weitere Gebäude dazu. Eigentümer des Netzes sind über ihre Aktienanteile zu 47 Prozent die Immobilienbesitzer vor Ort, die übrigen 53 Prozent hält die Mann Energie Suisse.
Für Anzère bedeutete diese Investition einen zukunftsgerichteten Mehrwert, denn in der Region sollte das Nahwärmenetz nicht das einzige Projekt mit einem nachhaltigen Konzept bleiben. „Mein Partner und Bauleiter im Wallis hat sich von der Idee infizieren lassen“, erinnert sich Markus Mann. Als es darum ging, eine der höchstgelegenen Berghütten Europas mit einer neuen Heizung auszurüsten, kam das Gespräch auf eine Pelletsvariante für die Cabane de Tracuit am Tracuitgletscher. Auf 3256 Meter Höhe bietet diese beliebte Hütte im Wallis 120 Plätze für Bergtouristen. Um diese neue Heizungsanlage offiziell einzuweihen, organisierte Mann den Energiegipfel 2013 – und die ersten zehn Tonnen Pellets brachten die Teilnehmer gleich als Gastgeschenk mit. Also genug Heizmaterial, um etwa zwei Jahre lang Wärme in der Hütte am Gletscher zu haben.
Es ist ein stimmiges Gesamtbild, das sich für Markus Mann an diesem Tag auf dem Bishorn abrundet. Drei Jahre zuvor hat der Westerwälder damit begonnen, sich als Energieunternehmer in der Region nachhaltig einzubringen. Jetzt steht er mit Expeditionsteilnehmern aus ganz Europa und Argentinien auf dem Gipfel. Der Energieminister des Wallis hat der Delegation am Vortag bei der Besichtigung der neuen Heizzentrale in Anzère einen Besuch abgestattet, mit auf den Berg wollte er allerdings nicht.
Den Weg auf den Berg nehmen wie eine Ladung Pellets
Manns Ziel ist es, beim Energiegipfel den gleichen Weg aus Zinnal tief unten im Tal hinaufzusteigen, den auch die Pellets per Hubschrauber nehmen. Aus 1650 Meter Höhe hinaufzusteigen zur Tracuithütte und von dort weiter aufs Bishorn, einen der höchsten Gipfel der Schweiz. „Wir haben die Seilschaften nach dem Fitnessgrad zusammengestellt“, sagt Mann am Mittag zufrieden, „und das hat super funktioniert.“
Zehn Bergführer leiten die Gruppe auf den Berg, während ein Kamerateam sich mit dem rot-weißen Helikopter auf den Weg durch die bizarre und bezaubernde Bergwelt macht, um die Delegation auf dem Weg zum Energiegipfel filmisch zu begleiten. „Mein Puls war schon in der Nacht auf der Hütte richtig hoch“, sagt Mann. Die Höhe von mehr als 3200 Metern hat nur eine kurze Nachtruhe zugelassen, bevor es morgens um 5 Uhr vom Tracuitgletscher auf den Berg ging. Nur für die Bergführer, zehn routinierte einheimische Jungs, Kenner all der fantastischen Gipfel ringsherum, ist der Weg aufs Bishorn gewohnt. Die anderen haben sich stramm heraufgearbeitet. „Aber mit einem mächtigen Spaß“, sagt Mann. „Es ist nur ganz schön frisch hier oben.“
Während die Gruppe kurz den Blick aufs Panorama genießt und sich dann auf den Abstieg zur Berghütte am Tracuitgletscher macht, packt einer der Bergführer einen Gleitschirm aus dem Rucksack und nutzt den Aufwind, um durch die gigantische Landschaft hinab nach Zinnal zu fliegen. Expeditionsleiter Mann schaut dem Gleitschirm lächelnd hinterher, er weiß schließlich, dass nach dem Energiegipfel ein erster kleiner kulinarischer Gipfel folgt: ein Käsefondue auf der Berghütte, das Kraft für den Abstieg ins Tal gibt und Wärme in den müden Körper bringt.
Für den Westerwälder ist der sportliche Ausflug ins Wallis ein Moment, das weit über das Erlebnis hinauswirkt. Der Energiegipfel soll darauf aufmerksam machen, dass die Energiewende an fast jedem Ort und in fast jeder Höhe möglich ist. „Man muss Ideen haben und sich Ziele setzen“, sagt er. So lassen sich auch hohe Gipfel erklimmen.
Volker Boch
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